Einladung in den Palast des Prinzen
könnte mich schon allein in dieses Lächeln verlieben, dachte sie. Das durfte natürlich nicht geschehen, denn es wäre sowieso völlig sinnlos. Außerdem war sie sozusagen nur als Ersatz für ihre Cousine hier, weil er nach der Verwechslung gar keine andere Wahl hatte, als mit ihr vorliebzunehmen. Und für sie spielte es keine Rolle, ob sie ihr neues Leben in Sydney noch in dieser Woche oder erst in vier Monaten begann.
„Ich auch nicht“, stimmte sie zu. „Für heute reicht mir, was ich über den Trüffelanbau gelesen habe. Allerdings bin ich froh, mehr über diesen Wirtschaftszweig erfahren zu können, der so wichtig ist für … die Menschen hier.“ Für dich hätte sie beinah gesagt. Hauptsächlich deshalb wollte sie so viel darüber wissen.
Das war jedoch nicht der einzige Grund. Sie wollte ihn unterstützen in seinen Bemühungen, den Menschen zu helfen. Vor allem aus dem Grund hatte sie eingewilligt, ihn zu heiraten. Letztlich war sie gar nicht daran interessiert, mehr als unbedingt notwendig über ihn, sein Leben und seine Arbeit zu erfahren. Oder machte sie sich etwas vor? Interessierte sie sich in Wahrheit nicht viel zu sehr für alles, was ihn betraf?
Nein, so schlimm ist es nun wirklich nicht, es hält sich alles in Grenzen, gab sie sich selbst die Antwort. Sie half ihm nur, das Problem zu lösen, das sie unabsichtlich mitverursacht hatte. Das war alles.
„Obwohl ich von dem Thema fasziniert bin, sollten wir es für heute Abend beenden. Da bin ich ganz deiner Meinung.“ Wir könnten uns ja etwas Leckeres kochen oder uns auf das Sofa legen und kuscheln, überlegte sie.
„Wie wäre es mit fernsehen?“ Er wies auf den großen Bildschirm in der einen Ecke des Raums. „Es gibt da einige DVDs, die ich mir gern anschauen würde, wozu ich aber leider bisher keine Zeit hatte.“
„Okay, warum nicht?“ Das war auf jeden Fall vernünftiger, als den ganzen Abend über seine Zärtlichkeiten oder Küsse nachzudenken – oder darauf zu warten. „Ich sehe gern Comedys und dergleichen, aber alles andere ist mir auch recht.“
Sie setzten sich vor dem Fernseher auf den Teppich, um aus seiner umfangreichen DVD-Sammlung etwas auszusuchen, was ihnen beiden gefiel. Auf einmal entdeckte sie eine Folge einer australischen Comedy-Serie, die sie noch nicht kannte. „Oh, diese Serie war bei uns sehr beliebt. Ich habe leider nur die beiden ersten Folgen sehen können. Hast du Lust, sie dir anzuschauen?“
„Klar. Es ist sicher ganz lustig. Aber zuerst mache ich uns etwas zu essen. Du bist sicher hungrig, und ich bin es auch.“ Ric stand auf und durchquerte den Raum.
„Ich komme mit und helfe dir“, verkündete sie und folgte ihm in die Küche.
Sie wählten aus seinen Vorräten in dem Tiefkühlschrank, die für einen ganzen Monat reichten, zwei Fertiggerichte aus, die sie in der Mikrowelle aufwärmten, und nahmen die Teller mit ins Wohnzimmer. Nachdem Ric die DVD eingelegt hatte, holte er noch Orangensaft und Mineralwasser und zwei Gläser. Dann machten sie es sich aus dem Sofa bequem und fingen an zu essen.
Schließlich sahen sie sich eine Folge nach der anderen an, und vor lauter Lachen vergaß Mel ihre leichte Scheu, die sie normalerweise in Rics Gegenwart empfand, und wirkte völlig gelöst. Jedes Mal, wenn sein tiefes volles Lachen ertönte, gestand sie sich ein, dass sie auf dem besten Weg war, sich in ihn zu verlieben.
Statt ihn wie den Prinzen zu behandeln, der er war und dem sie am besten mit einer gewissen inneren Distanz begegnete, weil er sie nur pro forma heiratete, verlor sie ihre Befangenheit und verhielt sich ihm gegenüber so, als wäre er ein ganz normaler, aber außergewöhnlich attraktiver Mann.
Als er schließlich den Fernseher ausschaltete und aufstand, hielt sie den Atem an und erhob sich ebenfalls. Um Himmels willen – hoffte sie etwa, er würde sie umarmen und küssen?
„Gute Nacht, Melanie“, verabschiedete Ric sich vor der Tür ihres Zimmers.
Ihm war nicht entgangen, wie sehr sie die Comedy-Serie genossen und dass sie alles um sich her vergessen hatte. Doch jetzt fragte er sich, ob sie so ähnlich empfand wie er, denn er hätte sie am liebsten in die Arme genommen und an sich gezogen. Er sehnte sich danach, sie besser kennenzulernen, mehr über sie in Erfahrung zu bringen und ihr näherzukommen. Spürte sie das Knistern zwischen ihnen auch? Er hatte das Gefühl, dass ein einziger Funke genügte, um etwas zwischen ihnen zu entfachen, das so nie geplant gewesen
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