Einladung in den Palast des Prinzen
hatte sagen wollen, denn auch für ihn fühlte es sich zu seiner eigenen Überraschung gut und richtig an, dass sie den Ring trug.
War er etwa im Begriff, sich in sie zu verlieben, obwohl er sich fest vorgenommen hatte, die ganze Sache als eine rein geschäftliche Angelegenheit abzuwickeln? Vielleicht war er unaufmerksam gewesen und hatte seine Gedanken in die falsche Richtung wandern lassen. Wie sonst war es zu erklären, dass er plötzlich so viel für Melanie empfand?
Aber statt sich zu beherrschen und nach einer Antwort auf die Frage zu suchen, nahm er Melanie in die Arme, zog sie an sich und küsste sie.
Dieses Mal war er es, der alles um sich her vergaß, während sie seinen Kuss innig und hingebungsvoll erwiderte. Er küsste sie lange und leidenschaftlich und hätte sich am liebsten gar nicht mehr von ihr gelöst.
Doch eine solche Schwäche durfte er sich nicht erlauben. Melanie war eine wunderbare Frau, trotzdem wollte er sich nicht für immer binden, weder aus Liebe noch wegen irgendwelcher gesellschaftlichen Zwänge.
An Liebe in der Ehe glaubte er sowieso nicht. Seine Eltern waren der lebende Beweis dafür, dass es sie nicht gab. Sie empfanden keine Liebe füreinander und für ihre Söhne auch nicht.
„Ich möchte dir noch etwas anderes zeigen“, erklärte er schließlich und dirigierte Mel aus dem Raum, weg von dem wertvollen Schmuck, den man mit tiefen Gefühlen, wahr gewordenen Träumen und lebenslanger Liebe verband. Ob es so etwas jemals in seiner Familie gegeben hatte, bezweifelte er, auch wenn die Legende, die man sich erzählte, etwas anderes besagte.
„Danke für den wunderschönen Ring, Ric.“ Mel versuchte mit ihm Schritt zu halten, während er sie durch eine Flucht von Korridoren zu einer Seitentür führte, die in den Park hinaus ging.
Sie marschierten über die verschneiten Kieswege, und immer wieder warf Mel einen Blick auf den Ring, der so perfekt passte, dass sie es beinah schon beunruhigend fand. Auch dass Ric ausgerechnet diesen unter all den kostbaren Ringen für sie ausgewählt hatte, brachte sie durcheinander. Offenbar legte er Wert darauf, dass sie ihn trug, denn er hatte schon zum zweiten Mal die Abmachung zwischen ihnen mit einem Kuss besiegelt. Es fiel ihr immer schwerer, seine Küsse nur für eine freundschaftliche Geste zu halten.
„Ich hätte dich nicht küssen dürfen“, sagte er auf einmal und sah ihr sekundenlang in die Augen.
Hoffentlich kann er meine Gedanken nicht lesen, dachte sie beinahe panisch. Denn dann würde er merken, was für ein Chaos momentan in meinem Kopf herrscht, und das wäre eine Katastrophe.
„Unsere Vereinbarung dient ja nur einem bestimmten Zweck“, fuhr er fort. „Das hätte ich nicht vergessen dürfen.“
„Ach, so eng solltest du es nicht sehen. Wir waren beide erleichtert darüber, dass das Gespräch mit deinem Vater ganz gut verlaufen ist, und haben uns wahrscheinlich mit den Rollen, die wir die nächsten Monate spielen müssen, zu sehr identifiziert.“ Ihr Lachen klang etwas gezwungen, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Worte alles nur noch schlimmer machten. Plötzlich entdeckte sie das Fahrzeug auf dem Weg vor ihnen. „Was für ein interessantes Gefährt!“, rief sie erstaunt.
Ric folgte ihrem Blick und war froh, dass sie das Thema wechselte. Dennoch betrachtete er immer wieder den Ring an ihrem Finger, der dorthin zu gehören schien, und meinte noch die Berührung ihrer verführerischen Lippen zu spüren, die sich so warm und weich angefühlt hatten bei dem Kuss vorhin. Er gestand sich ein, dass er sich noch viel mehr wünschte als nur Küsse.
Das wird und darf nicht geschehen, ich muss mich zusammennehmen, sagte er sich sogleich. Aber er war sicher, dass sie die Küsse genauso unvergesslich fand wie er.
„Das ist unser Allwetterbuggy, wie wir das kleine Auto nennen. Winnow hat es aus der Garage geholt und geprüft, ob es in Ordnung ist. Im ersten Gang fährt es nur im Schritttempo, und es lässt sich leicht bedienen. Man braucht nur zu lenken, zu starten und anzuhalten. Es ist geländegängig und eignet sich auch für Fahrten auf Schnee und Eis. Da die Hochzeitsplanerin erst in einer Stunde kommt, möchte ich die Zeit nutzen und dir zeigen, wie man damit umgeht.“
„Wie bitte?“ Sie sah ihn verblüfft an. „Willst du mir etwa beibringen, damit zu fahren?“
„Ja, es erschien mir eine gute Idee. Dann kommst du leichter und schneller überallhin, solange du hier bist.“ Das entsprach nicht ganz der
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