Einladung zur Hochzeit
genügen.
Josie verließ die Suite, während Ben noch immer unter der Dusche stand, wie sie hören konnte. Es war für sie die einzige Möglichkeit, sich nicht noch mehr Schwierigkeiten einzuhandeln.
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9. KAPITEL
Irgendwo draußen mitten auf dem Wasser zu sein, hatte Ben schon immer das Gefühl gegeben, all die Ärgernisse und Kümmernisse weit hinter sich auf dem Land gelassen zu haben. Die Zeit stand dann still, nichts existierte außer der Sonne und der See und der Kreatur in der Tiefe des Wassers. Es überraschte ihn nicht, dass es diesmal anders war. Er hatte nichts hinter sich gelassen und schon ganz und gar nicht Josie.
Sie war neben ihm, half ihm beim Segelmanöver, schmiegte sich an ihn, wenn er sich niederließ, um ein kaltes Bier zu trinken. Er atmete ihren blumigen Duft ein und fühlte ihre samtweiche Haut. Schließlich gab er auf und steuerte das Boot zurück in den Bootshafen. Die Segeltour hatte ihm nichts gebracht - bis auf seine bronzefarbene Haut.
Voller Vorfreude machte Ben sich auf den Weg zurück ins Hotel. Josie würde auf ihn warten. Vielleicht würde sie gerade aus dem Bad kommen mit feuchtem Haar und Wasserperlen auf der Haut. Er würde durch die Tür ins Zimmer treten, das erfüllt wäre von ihrem Duft.
Er strahlte bereits über das ganze Gesicht, als er die Tür öffnete.
"Josie?"
Keine Antwort.
Er schaute sich um, so als ob er erwartete, dass sie von irgendwo aus den Schatten herausgesprungen käme, um ihn zu erschrecken. Das würde ihr durchaus ähnlich sehen.
Doch Josie war wirklich nicht da. Und er würde keinen Gedanken daran verschwenden, dass er sich mächtig ent86
täuscht fühlte. Und er würde nicht ins Grübeln geraten, warum er enttäuscht war.
Josie würde bald wieder zurück sein, und sie würden beide zu Abend essen und bei den Schilderungen, was sie so den Tag über getan hatten, viel lachen, und alles würde wieder normal sein. Sie würden Josie und Ben sein, die besten Freunde, die zusammen ihren Urlaub verlebten.
Er hatte sich gerade ausgezogen und die Tür zum Bad geöffnet, um sich zu duschen, als er das rote Licht auf dem Anrufbeantworter blinken sah.
Die Nachricht war von Josie.
"Ben, könntest du kommen und mich hier rausholen?
Bring Geld mit, um für mich Kaution zu stellen. Ich bin im Gefängnis."
Gefängnis!
Ben geriet in Panik. Er zog sich in Windeseile wieder an und stellte sich dabei vor, wie Josie mit Nutten und Halunken und weiß der Himmel welcher Art von mörderischen Rechtsbrechern eingesperrt war. Er hatte gehört, was die den Frauen im Gefängnis antaten.
Wann hatte sie diese Nachricht hinterlassen? Er stellte den Anrufbeantworter noch einmal an. Drei Uhr. Jetzt war es sechs. Mittlerweile könnte Josie Todesängste durchgestanden haben - oder Schlimmeres noch. Sie könnte tot sein.
Er fuhr zum Gefängnis, als ob er nicht bei Sinnen wäre, was er eigentlich auch nicht war, schlängelte sich rein und raus aus der Fahrspur und raste fast durch jedes Rotlicht. Und nur ein Gedanke hatte die ganze Zeit über Platz in seinem Kopf: Josie, Josie, was hast du schon wieder angestellt?
Josie hätte weinen können, als sie Ben sah.
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"Ich bin gekommen, um meine Frau gegen Kaution freizubekommen", hörte sie ihn sagen, und das trieb ihr nur noch mehr Tränen in die Augen. Sie machte dem Ehestand Schande. Es war ein Wunder, dass Ben sie herausholte.
Man brachte sie zu ihm, und die ersten Worte aus ihrem Mund waren: "Es tut mir Leid, Ben. Es tut mir so schrecklich Leid."
"Wenn es dir nur gut geht. Geht es dir gut, Josie?" Ben verfuhr wie ein Arzt, prüfte nach, ob alles bei ihr wohl erhalten wäre, als ob sie irgend so ein Patient sei, der auf Herz und Nieren abgeklopft werden müsste.
"Mir geht's okay. Bring mich nur hier heraus."
Ben starrte sie an. Ihm gefiel es wohl nicht, dass sie ihn antrieb. Und wahrscheinlich wünschte er sich, ihr nie begegnet zu sein. Er hatte sie nicht einmal nach einer Erklärung gefragt, was ihr nur noch ein schlimmeres Gefühl gab.
"Willst du nicht hören, was passiert ist?"
"Willst du es mir erzählen?"
"Ich kann es verstehen, wenn du mir böse bist."
"Ich bin dir nicht böse, ich wundere mich nur. Mir ist unbegreiflich, wie du dich zum Lunch mit Francine treffen kannst und dann im Gefängnis landest."
Josie war in der Falle gefangen, die sie selbst aufgestellt hatte. Doch seltsam genug, sie fühlte sich erleichtert, dass sie nun die Wahrheit sagen konnte.
"Francine ist nicht mehr in Biloxi."
"Ach
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