Einladung zur Hochzeit
sie gehabt und dich mehr um sie gekümmert, als manche andere Mütter sich um ihre Kinder kümmern. Außerdem bist du auch für deine Mitarbeiter wie eine Mutter. Dein Mutterinstinkt ist sehr stark ausgeprägt, und wenn ich jedesmal ein Pfund dafür bekommen würde, wenn meine Töchter sagen, ich könnte mir eine Scheibe von dir abschneiden, wäre ich mittlerweile reich.”
„Warum mußte Steve zurückkommen, Fran?” wechselte Abbie das Thema. „Warum konnte er uns nicht einfach in Ruhe lassen? Ich habe solche Angst.” Sie schauderte. „Ich habe Angst davor, Cathy für immer zu verlieren, und trotzdem ändert das nichts an meinen Gefühlen für ihn.”
„Warum erzählst du das alles nicht Cathy?” schlug Fran vor. „Wenn sie dich versteht …”
„Das kann ich nicht”, unterbrach Abbie sie heftig. „Sie wird glauben, daß ich versuche, sie davon abzuhalten, sich mit ihrem Vater zu treffen. Und es ist offensichtlich, daß sie ihn kennenlernen will …”
„Du weißt, was du brauchst, nicht? Du brauchst selbst ein bißchen Romantik – eine Beziehung.”
„Eine Beziehung? Wozu denn das?” spottete Abbie. „Meinst du nicht, daß mein Leben schon kompliziert genug ist?”
„Also, zum einen wäre es mir eine große Genugtuung, wenn ich dem Mann, den ich einmal geliebt habe und der mich sehr verletzt hat, mit einem anderen Mann an meiner Seite gegenübertreten und ihm und dem Rest der Welt zeigen würde, daß er mir nichts mehr bedeutet. Und zum anderen … Na ja, sagen wir, es ist höchste Zeit, daß du anfängst, etwas mehr aus deinem Leben zu machen und Nutzen aus deinen Vorzügen zu ziehen. Wenn ich alleinstehend wäre und so aussehen würde wie du, würde ich bestimmt nicht jeden Abend allein zu Hause sitzen.”
„Ach nein?” meinte Abbie ironisch. „Und wo soll ich diesen Mann … diese Beziehung deiner Meinung nach finden?”
„Na ja, ich könnte dir Lloyd jederzeit zum Üben zur Verfügung stellen”, bemerkte Fran scherzhaft. „Es würde deinem Steve sicher zu denken geben …”
„Er ist nicht mein Steve. Und ich bezweifle, daß er sich überhaupt Gedanken über meine Beziehungen machen würde.”
„Willst du es denn?” hakte Fran nach.
Abbie warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Nein, natürlich nicht. Warum auch? Das einzige, was ich von Steve will, ist, daß er verschwindet.”
Eine Stunde später befand Abbie sich auf dem Weg nach Hause, nachdem sie ihren Wagen vom Hotelparkplatz abgeholt und Dennis versichert hatte, daß alles in Ordnung sei. Anschließend hatte sie noch einmal in ihrem Büro vorbeigeschaut, das sich in der Hauptstraße des Ortes befand, und ihre Assistentin gefragt, ob es irgend etwas Dringendes gäbe.
Sie errötete, als sie sich an Dennis’ besorgte Fragen erinnerte. Er hatte zwar nicht mitbekommen, was im Restaurant vorgefallen war, aber sicher davon gehört. Daß sie es nicht geschafft hatte, ihr Entsetzen über die unerwartete Begegnung mit Steve zu überspielen, stand ganz oben auf der Liste der Dinge, die sie in ihrem Leben bedauerte.
Hoffentlich bildete Steve sich nicht ein, daß sie so schockiert reagiert hatte, weil sie ihm immer noch nachtrauerte. Er mußte doch wissen, wie abgrundtief sie ihn haßte. Schließlich hatte sie es damals unmißverständlich klargestellt, als er die Unverfrorenheit besessen und vorgeschlagen hatte, sie sollten noch einmal miteinander reden.
Ihre Eltern waren ebenfalls der Meinung gewesen, daß sie es tun sollte, und es hatte sie gekränkt und wütend gemacht.
Heutzutage war es wesentlich einfacher, die Frage der Vaterschaft zu klären, denn ein Gentest lieferte den eindeutigen Beweis. Dennoch war sie, Abbie, froh darüber, damals gar nicht die Wahl gehabt zu haben, weil sie niemals gewollt hätte, daß Steve die Vaterschaft nur gezwungenermaßen zugab.
Abbie schluckte mühsam, als sie den Wagen in die Auffahrt lenkte. Es war schade, daß ihre Eltern gerade in Frankreich waren und sie nicht mit ihnen darüber reden konnte. Die beiden hätten sie verstanden.
Sie nahm ihre Handtasche und die Post, die sie aus dem Büro mitgenommen hatte, und stieg aus. Als sie den Schlüssel in die Hintertür steckte, stellte sie fest, daß diese nicht abgeschlossen war.
Ein wenig angespannt öffnete sie die Tür. Außer ihr besaß nur Cathy einen Hausschlüssel. Hatte sie es sich womöglich anders überlegt?
Kaum hatte Abbie die Küche betreten, blieb sie unvermittelt stehen, denn am Küchentisch saß nicht Cathy,
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