Einladung zur Hochzeit
…”
„Hat sie das getan?” Abbie schluckte mühsam. „Hat sie es dir gesagt?”
„Nein. Nicht direkt. Allerdings hat sie mir erzählt …”
„Du hast mit ihr gesprochen?” fiel sie ihm ins Wort.
„Ja. Sie und Stuart sind heute morgen zu mir gekommen. Wir haben uns lange unterhalten und einige falsche Annahmen richtiggestellt …”
„Was für falsche Annahmen?” Ihr war plötzlich seltsam kalt.
„Zum Beispiel die, daß ich in den letzten zweiundzwanzig Jahren angeblich nichts von der Existenz meiner Tochter wissen wollte und es mich kaltgelassen hat, daß ich die Vaterschaft zuerst abgestritten hatte. Falsche Annahmen hinsichtlich der Gründe, warum ich mich außerstande sah, Kontakt zu Cathy aufzunehmen, obwohl ich es so oft tun wollte.”
„Du lügst”, warf sie ihm vor. „Das sagst du jetzt nur, weil …”
„Weil was?”
„Warum bist du hergekommen? Was willst du?”
„Ich bin hergekommen, weil ich erfahren hatte, daß jemand aus England Erkundigungen über mich einzieht”, erwiderte Steve prompt. „Und die zweite Frage möchte ich lieber nicht jetzt beantworten. Du bist nicht in der Stimmung, dir anzuhören, was ich zu sagen habe.”
„Ich werde nie in der Stimmung sein, auch nur irgend etwas zu hören, was du zu sagen hast – es sei denn, du sagst mir Lebewohl. Und das hast du bereits getan.”
„Nein, Abbie, das habe ich nicht. Du warst diejenige, die mir Lebewohl gesagt hat oder vielmehr mich verlassen hat.”
Abbie blickte ihn starr an.
„Weil du mir vorgeworfen hast, ich würde versuchen, dir das Kind eines anderen unterzuschieben … Weil du mich hintergangen hast, indem du mir verschwiegen hast, daß du sterilisiert bist. Und übrigens kommt es durchaus vor, daß Männer, die sterilisiert sind, trotzdem ein Kind zeugen.”
„Ja, ich weiß”, räumte er ein. „Und ich weiß auch, daß die meisten von ihnen so auf diese Neuigkeit reagieren, wie ich es getan habe. Und in der Regel akzeptieren sie es erst, wenn sie einen medizinischen Beweis dafür haben, daß sie tatsächlich der Vater sind.
Sicher ist das keine Entschuldigung für mein Verhalten, und es lindert auch nicht den Schmerz, den du damals empfunden haben mußt, Abbie. Aber ich war genauso verletzt und schockiert wie du, weil ich glaubte, die Frau, die ich über alles liebte, hätte mich betrogen. Auch wenn es für dich den Anschein hatte, war ich damals, mit sechsundzwanzig, noch nicht reif – nicht innerlich. Zumindest war ich unreif genug, um wahnsinnig eifersüchtig zu werden und an deiner Liebe zu zweifeln. Du warst noch so jung …”
„Aber offenbar nicht so jung, daß du mich nicht verlassen konntest, obwohl ich von dir schwanger war”, bemerkte sie bitter.
Sofort schienen seine Augen dunkler zu werden, und ein harter Zug erschien um seinen Mund.
„Ich habe dich nicht verlassen”, entgegnete er schroff. „Ich wollte mich mit dir versöhnen, falls du es vergessen haben solltest. Ich war nicht derjenige, der gesagt hat, ich würde lieber sterben als Unterhaltszahlungen annehmen …”
„Ich wollte dein Geld nicht.” Es machte sie wütend, daß Steve selbst jetzt, nach all den Jahren, nicht verstehen konnte, wie erniedrigend es für sie gewesen war. Einerseits hatte er sich geweigert, die Vaterschaft anzuerkennen, andererseits hatte er ihr Unterstützung angeboten, als wäre sie eine abgelegte Geliebte, eine … „Ich wollte …” Sie verstummte unvermittelt und blinzelte einige Male, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen.
„Was wolltest du?” drängte er.
„Ich wollte nichts. Nichts”, sagte sie giftig. „Ich wollte nur, daß du aus meinem … unserem Leben verschwindest. Selbst wenn du dich inzwischen dazu durchgerungen hast, die Vaterschaft anzuerkennen, ich …”
„Du wirst mir niemals verzeihen, stimmt’s?” meinte er grimmig.
Der Ausdruck in seinen Augen verriet, daß Steve mit seiner Geduld am Ende war, doch sie achtete nicht darauf. Warum sollte sie Rücksicht auf seine Gefühle nehmen? Auf ihre hatte er schließlich auch nie Rücksicht genommen.
„Niemals”, bestätigte sie heftig. „Vielleicht ist es dir gelungen, Cathy davon zu überzeugen … ihr einzureden, daß es dir leid tut, aber mir machst du nichts vor – diesmal nicht. Wann hast du eingesehen, daß du dich vielleicht geirrt hast?” fügte sie höhnisch hinzu. „Letzte Woche? Letzten Monat? Hast du eines Morgens die Augen geöffnet und beschlossen, sie kennenzulernen,
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