Einladung zur Hochzeit
sondern Steve. Ihre Katze, die normalerweise in ihrem Korb neben dem Herd lag, saß auf seinem Schoß und schnurrte, und er redete leise mit ihr.
Jetzt setzte er sie vorsichtig auf den Boden, stand auf und betrachtete Abbie ausdruckslos.
„Was machst du hier?” fragte sie wütend. „Wie bist du überhaupt reingekommen?”
„Cathy hat mir ihren Schlüssel gegeben”, erklärte er leise und fügte bemerkenswert ruhig, aber nicht minder entschlossen hinzu: „Wir müssen miteinander reden.”
Jetzt, da er knapp einen Meter vor ihr stand, erschien er ihr noch größer und kräftiger als am vergangenen Abend. Allerdings trug sie auch Schuhe mit flachen Absätzen, wie sie sich ins Gedächtnis rief. Daß er so gelassen wirkte, während sie so nervös war, brachte sie auf die Palme. Natürlich war er absichtlich hier aufgetaucht, um sich durch den Überraschungseffekt einen Vorteil zu verschaffen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, überlegte sie. Entweder sage ich gar nichts und verschwinde wieder, oder ich mache ihm klar, daß in meinem – und Cathys – Leben kein Platz für ihn ist, egal, was er sagt oder tut.
Doch es war nicht ihre Art, vor schwierigen Situationen davonzulaufen.
„Wir müssen miteinander reden?” wiederholte Abbie kühl. „Seit wann maßt du dir an zu wissen, was ich tun muß und was nicht, Steve?” Sie lächelte eisig. „Ich habe weder das Bedürfnis, noch sehe ich irgendeine Notwendigkeit, mir dir zu reden.”
„Wir müssen miteinander reden. Nicht um unseretwillen”, erklärte Steve ungerührt, „sondern unserer Tochter zuliebe.”
„Unserer Tochter?” Es gelang ihr nur mühsam, ihre Wut zu zügeln. „Du hast keine Tochter. Cathy ist meine Tochter. Du wolltest sie nicht. Du hast abgestritten, ihr Vater zu sein. Hast du das vergessen?”
„Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe mich geirrt. Damals war mir nicht klar …”
Starr blickte sie ihn an und wurde aschfahl, als ihr die Bedeutung seiner Worte bewußt wurde. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie sehr sie darauf gebaut hatte, daß er die Vaterschaft ein zweites Mal leugnete.
„Nein”, flüsterte sie. „Cathy ist nicht dein Kind, sondern meins. Das war immer so. Sie wollte nie …”
„Was wollte sie nie? Sie wollte nie etwas von mir wissen, nie etwas mit mir zu tun haben? Sie haßt mich genauso wie du? Du empfindest so, Cathy nicht, Abbie.” Er schüttelte den Kopf, und ihr wurde das Herz schwer, weil Cathys Name ihm so leicht über die Lippen gekommen war. Es klang, als würde Steve ihn ständig aussprechen, als hätte er sie vom Tag ihrer Geburt an Cathy genannt und nicht …
„Cathy hat Kontakt zu mir aufgenommen, nicht ich mit ihr”, erinnerte er sie, doch Abbie ließ ihn nicht aussprechen.
„Cathy hat keinen Kontakt zu dir aufgenommen. Es war Stuart, der sich eingemischt hat, weil er glaubte, er hätte das Recht dazu …”
„Wozu? Um Cathy glücklich zu machen?” Steve warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Aber deiner Meinung nach hat niemand außer dir das Recht oder ist in der Lage, Cathy glücklich zu machen, stimmt’s, Abbie? Du gestehst Cathy nicht einmal das Recht zu, zu sagen, was sie glücklich macht.”
„Das ist nicht wahr”, widersprach sie hitzig und errötete vor Wut. „Cathy ist zweiundzwanzig. Sie ist erwachsen und …”
„Und was?” drängte er.
Genau wie sie war er lässig gekleidet. Allerdings mußte sie sich eingestehen, daß der weite hellbeige Pullover und die schwarzen Leggings an ihr bei weitem nicht so vorteilhaft wirkten wie das karierte Hemd und die verwaschenen Jeans an ihm.
Es war einfach ungerecht, daß ein Mann in seinem Alter noch so gut gebaut war. Steve war noch genauso schlank und durchtrainiert wie damals, hatte immer noch einen flachen Bauch und einen knackigen Po, wie sie festgestellt hatte, als er aufgestanden war. Schnell wandte sie den Blick ab. Was, in aller Welt, war bloß mit ihr los? Normalerweise interessierte sie sich nicht für Männerpos, ob diese nun knackig waren oder nicht, und schon gar nicht für den Po dieses Mannes …
„Und was?” wiederholte sie resigniert und fuhr sich unwillkürlich über den Nacken, weil er noch verspannter war als vorher.
„Cathy ist eine erwachsene Frau”, beharrte Steve. „Du gibst es zwar zu, behandelst sie aber nicht so. Du gestehst ihr keine eigenen Gefühle und keine eigenen Bedürfnisse zu. Sie darf dir ja nicht mal sagen, daß sie mich gern kennenlernen würde
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