Einladung zur Hochzeit
Neben seinem Nabel war eine weitere gerötete Stelle. Abbie betrachtete sie, unfähig, den Blick abzuwenden, und überlegte, wie viele solcher Stellen es noch geben mochte. Sie errötete erneut und rutschte unbehaglich hin und her.
„Was ist?” hörte sie Steve fragen. Dann folgte er ihrem Blick und fuhr amüsiert fort: „Ah ja, in den nächsten Tagen kann ich nicht nach dem Sport duschen, vor allem wenn man bedenkt, wo die anderen sind …”
„Welche anderen?” Ärgerlich wandte sie sich ihm zu. „Wo …?”
„Erzähl mir nicht, daß du es schon vergessen hast”, neckte er sie. „Aber wenn ich deinem Gedächtnis nachhelfen soll …”
Er wollte die Decke ganz zurückschlagen, doch Abbie hielt ihn davon ab. Ihr brannten die Wangen, als ihr einfiel, wo genau sie ihn gebissen hatte – auf der Innenseite seiner Schenkel mußte sie eine verräterische Spur hinterlassen haben.
„Was sollen wir jetzt tun, Steve?” fragte sie hilflos, da sie ihre Angst und ihre Verletzlichkeit nicht länger verbergen konnte. „Cathy denkt, wir hätten uns wieder versöhnt und … und würden wieder zueinanderfinden. Das wird sie überall herumerzählen, und wir beide wissen, daß es nicht wahr ist, daß es nur … nur …”
„Nur was?” erkundigte er sich herausfordernd und unerwartet schroff, als wollte er sie warnen. Davor, daß sie zuviel in das hineininterpretierte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Daß sie sich einbildete, sie würde ihm etwas bedeuten.
Glaubte er wirklich, daß sie so dumm war, sich einzureden, er würde irgend etwas für sie empfinden, nur weil er erregt gewesen war? Hatte sie nicht bereits die schmerzliche Erfahrung machen müssen, daß keine Liebe zwischen ihnen möglich war?
„Daß es nur Sex war”, erwiderte Abbie lässig, stolz darauf, daß ihre Stimme nicht bebte.
„Nur Sex”, wiederholte Steve schroff. „Ach so. Sag mir bitte eins, Abbie. Wie viele andere Männer hat es gegeben, mit denen du ,nur Sex` hattest, seit wir beide …”
„Du hast kein Recht, mich das zu fragen”, fiel sie ihm aufgebracht ins Wort. „Überhaupt kein Recht. Dir würde es doch sicher auch nicht gefallen, wenn ich dich fragen würde, wie viele Frauen du gehabt hast, oder?”
„Du überraschst mich, Abbie, weißt du das? Daß du heuchelst, hätte ich am allerwenigsten von dir erwartet.”
Abbie verspannte sich. Was wollte er damit andeuten? Hatte er gemerkt, daß sie gelogen hatte und es nicht „nur Sex” für sie gewesen war, daß …? Sie atmete tief durch, und ihr Herz klopfte schneller, als ihr bewußt wurde, was sie seit dem gestrigen Abend verdrängt hatte.
Ich liebe Steve nicht mehr, sagte sie sich heftig. Wie hätte sie ihn lieben können, nach allem was er getan und gesagt hatte? Was in dieser Nacht geschehen war, war lediglich ein grausamer Streich des Schicksals gewesen. Es bedeutete nichts, überhaupt nichts!
„Du warst dazu bereit, mit mir ins Bett zu gehen und mit mir zu schlafen”, fuhr er bitter fort, „solange niemand davon erfahren würde. Mehr als bereit sogar, wenn ich mich richtig entsinne.”
„Stimmt, vielleicht bin ich eine Heuchlerin”, bestätigte sie, erleichtert darüber, daß er ihre wahre Gefühle nicht erraten hatte. „Wie wäre dir denn an meiner Stelle zumute? Würdest du wollen, daß alle erfahren, was du getan hast? Hast du eine Ahnung, wie es von nun an für mich sein wird, hier zu leben? Du kannst alles hinter dir lassen, in dein früheres Leben zurückkehren, mich verlassen – genau wie damals.”
Nach allem, was sie in der Nacht gemeinsam erlebt hatten, schmerzte es unsäglich, sich jetzt so zu streiten.
„Warum mußte Cathy hierherkommen?” fuhr Abbie verzweifelt fort. „Ich muß ihr die Wahrheit sagen …”
„Hältst du das wirklich für eine gute Idee?” unterbrach Steve sie leise.
„Was bleibt mir anders übrig? Früher oder später muß sie die Wahrheit erfahren. Ich wünschte nur, ich hätte sie davon abhalten können, es überall herumzuerzählen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Stuarts Eltern reagieren werden, wenn sie davon erfahren – besonders seine Mutter. Sie ist schon jetzt der Meinung, ich hätte als Mutter versagt.
Ich mache mir nicht meinetwegen Sorgen, sondern Cathys wegen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Stuarts Mutter sie kritisieren und ihr meine vermeintlichen Fehler vorhalten würde. Noch ist Cathy viel zu sehr verliebt, um zu erkennen, welche Probleme sie mit Stuarts Mutter haben kann, und ich möchte
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