Einladung zur Hochzeit
wären wir wieder zusammen. Schließlich lebe ich hier. Und es ist meine Familie, es sind meine Freunde und Geschäftspartner, die ich hintergehen soll. Wie ich bereits sagte, du kannst einfach weggehen und …”
„Und was? Mich zum zweitenmal als miesen Kerl abstempeln lassen?” meinte Steve grimmig. „O ja, ich weiß genau, was die Leute hier von mir denken. Ich bin für sie der Mann, der so eifersüchtig auf seine Frau war und so große Angst davor hatte, sie zu verlieren, daß er durch sein idiotisches Verhalten genau das heraufbeschworen hat, was er am meisten befürchtet hatte. Also gut”, fuhr er wütend fort, „du kannst also nicht lügen. Und was sollen wir dann deiner Meinung nach tun? Die Wahrheit sagen?”
Abbie fühlte sich außerstande, ihm zu antworten.
„Dann los. Oder hast du einen anderen Vorschlag? Hör mal, Abbie”, fuhr er etwas sanfter fort, „dir ist doch klar, wieviel es Cathy bedeutet hat, zu glauben, daß wir wieder zueinandergefunden haben. Warum sollen wir sie der Illusion berauben und uns Probleme schaffen, indem wir ihr etwas sagen, was sie nicht wahrhaben will? Schließlich wird die Zeit vor ihrer Hochzeit schwer genug für sie sein. Ich erinnere mich noch daran, wie nervös du damals warst, und du mußtest dich nicht mit Stuarts Mutter auseinandersetzen. Du bist doch glücklich über die Verbindung zwischen den beiden, oder?” Er betrachtete sie forschend.
Zu forschend, wie sie fand. Sie wandte den Kopf ab, um Steve nicht in die Augen sehen zu müssen.
„Cathy liebt ihn”, erwiderte sie ausweichend.
„Ja, das tut sie, und er liebt sie. Also worüber machst du dir Sorgen, Abbie?” Leise fügte er hinzu: „Und versuch ja nicht, mir weiszumachen, daß es nicht der Fall ist. Es ist zwar lange her, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich dir damals immer angemerkt habe, was in dir vorgeht.”
Verzweifelt fragte sie sich, ob sie tatsächlich so leicht zu durchschauen gewesen war.
„Abbie …”
„Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst … Ich mache mir Sorgen wegen Stuarts Beziehung zu seiner Mutter. Seine Mutter übt einen sehr starken Einfluß auf die ganze Familie aus.”
„Ach ja?” Steve wirkte nicht überzeugt. „Ich habe vielmehr den Eindruck, daß Stuart seinen eigenen Kopf hat und selbst über sein Leben entscheidet. Er liebt Cathy und …”
„Ja, er liebt sie jetzt„, bestätigte Abbie. „Aber was wäre, wenn eine Situation eintreten würde, in der Cathy sich unbedingt auf ihn verlassen, sich seiner Loyalität und seiner Liebe ganz sicher sein muß, egal, was passiert. Was wäre, wenn …?”
„Es geht gar nicht um Stuart und Cathy, stimmt’s?” unterbrach er sie rauh. „Es geht um dich und mich, um das, was zwischen uns passiert ist, darum, daß ich dir gegenüber nicht loyal war und dir nicht vertraut habe …”
„Ich möchte nicht darüber … über uns reden”, meinte sie heiser. „Du sagst, daß Stuart und Cathy sich lieben, und ich weiß, daß es der Fall ist. Aber damals haben wir uns auch geliebt … geglaubt, wir würden uns lieben, und du weißt ja, was daraus geworden ist. Zu einer guten Ehe gehört viel mehr als Leidenschaft. Schließlich haben wir beide heute nacht bewiesen, daß man jemand begehren kann, ohne …
Das wünsche ich Cathy nicht”, fuhr sie schnell fort, weil es ihr so schwer fiel, in Worte zu fassen, was zwischen ihnen vorgefallen war. „Ich möchte nicht, daß sie eines Morgens aufwacht und feststellt, daß der Mann, den sie liebt und dem sie vertraut …”
„Kein richtiger Mann ist”, beendete er den Satz für sie, als sie verstummte.
„Ich wußte, daß du es nicht verstehen würdest”, erklärte sie trotzig.
„Im Gegenteil, ich verstehe es sogar sehr gut”, widersprach er grimmig. „Aber Stuart ist nicht wie ich, Abbie, und Cathy ist nicht wie du, und sie müssen ihr eigenes Leben leben und ihre Zukunft selbst gestalten. Wir können ihnen dabei nur unsere Unterstützung und unsere Liebe geben.”
„Und du glaubst, das erreichen wir damit, indem wir Cathy in dem Glauben lassen, daß wir wieder zueinanderfinden?”
„Ja.”
Steve war bereits halb aus dem Bett, und Abbie wandte den Kopf ab, weil sie nicht zusehen wollte, wie er wegging und sie verließ. In der Nacht war alles ganz anders gewesen, war alles so richtig erschienen, doch sie hatte vor der Wahrheit die Augen verschlossen, und nun mußte sie die Konsequenzen tragen.
Als er sah, wie Abbie sich von ihm
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