Einmal auf der Welt. Und dann so
die Lust abkassieren, absahnen. Es genügte schon ein gefärbtes Haar. Im Mai war man vielleicht schon in Feuerland.
Die Bilder aus Afrika, den Kriegsschmuck, die bunte Bemalung konnte ich mir nicht erklären, vorerst nicht erklären. Der Vortrags-Reisende, der in der Pension von Marquez, im Stall von Marquez, Stall von Pico Grande untergekommen war, erklärte seinerseits die Geschichte seiner abenteuerlichen Reise, die Yacht, die Tage der Überfahrt, die Ankunft in Accra, die weiteren Stationen Lome, Cotonu, Lagos. Schließlich den Niger hinauf bis nach Timbuktu und wieder hinab nach Kulikoro und Bamako, denn der Niger verläuft wie der Arsch der Venus, erklärte er den staunenden Zuhörern, zuerst den Männern von Pico Grande. Ganz wie zu Hause -
Aber ich war niemals bei Menschenfressern zu Besuch.
Ich lebte nur im braven Mesopotamien, wir waren Leute, die das Jahr über bei MTU arbeiteten, Waffen und Waffenzubehör produzierten, Leute, die irgendwelche Rädchen waren und fertigten, waren wir, Exportweltmeister bis auf den letzten Kriegsschauplatz, und an Weihnachten wurden wir ganz besinnlich und spendeten für die Opfer von Streubomben und für Adveniat. So war es im Jahr, als ich ohne mein Muttermal nach Patagonien aufgebrochen war.
Und ein paar Jahre zuvor, als ich noch festsaß, kamen Menschen zu mir und infizierten mich mit ihrer Sehnsucht bis zum heutigen Tag, die mich erst in die Welt führte, dann zu Dr. Schwellinger, schließlich zu Dr. Methfessel, und jetzt war ich immer noch hier.
Meine Reisenden kamen vom Volksbildungswerk. Sie waren mit Lichtbildern von der Blauen Grotte unterwegs. Sie zeigten mir, wie die kleinen Boote mit der bloßen Hand durch ein Loch in die Blaue Grotte geschubst wurden, während die anderen mit geduckten Köpfen schon in unsichtbarer Bläue verschwunden waren. Denn Fotografieren war in der Blauen Grotte verboten. Mir wurden nur Bilder von hemmungslosen Italienern gezeigt, die mit geöffneter Hand eine kleine Spende für den Matrosen verlangten. Mein erster Matrose -
Und bald, es war gerade ein paar Monate her, sah ich alles selbst.
Unerreichbar nah war bis dahin alles, was mir den Winter über vom Volksbildungswerk im Nebenzimmer der Gastwirtschaft gezeigt wurde. Alles, was mich traf und von außen und weit weg in mich hineinstieß, war unerreichbar nah, aber die Anden tauchten an diesem Horizont nicht auf, niemals kam ein Lichtbildreisender mit den Anden zu mir, kein Lichtbildreisender - nur Briefe und Fotos in Schwarzweiß von meinem Onkel.
Aufgestachelt und erregt war ich schon durch die Bilder vom Eingang der Blauen Grotte, vom Grottenloch, vom Zauber des nicht fotografierbaren Nordlichts, von Spitzbergen und den Wäscheseiten aus dem Neckermannkatalog.
Jetzt dies. Kurz vor dem Ende: dies.
Der Mann hatte einen Schwanz wie ein Pferd, ein richtiger Pferdeschwanz war es, kein Vergleich mit den einheimischen Pferden, ihren Gauchos und ihren Gewehren, die zu den Lichtbildern angeritten kamen und sich in der Masse der angerittenen oder angeschlurften Unglücksraben, ihren Lenden, ihren hängenden, ihren wachsenden, ihren milchtreibenden Brüsten verloren.
Die Bilder liefen nacheinander ab. Der Meister schlug energisch mit seinem Stock, und die Schwanzbilder wechselten mit Menschenfresserbildern, gelegentlich trat das eine, dann das andere in den Vordergrund, gelegentlich beides zugleich.
Immer Frauen in Rand und Schatten, verheerende Bilder, wenn auch verwackelt und somit entschärft.
Eine Gänsehaut überzog Pico Grande. Die Zuschauer des schrecklichen Geschehens waren erleichtert, als ihnen unser Maestro versicherte, das Ganze habe sich so gut wie am (anderen) Ende der Welt abgespielt.
Wahrscheinlich waren die Fotos ohnehin gestellt, vom Maestro in Buenos Aires aufgetrieben. Aber ich wollte meinen Verwandten, meinen Lieben, meinen Indianern, den Glauben an den Schrecken nicht nehmen, ihnen die grässlichen Bilder, von denen sie noch lange zehren würden, nicht verderben. Ich musste ihnen ihre Aufschreie lassen, ihr Entsetzen, ihr Bier, ich konnte und wollte sie nicht um dies alles bringen ... Ich wollte ihnen kein Unmensch sein, enthielt ihnen also vor, dass es vor hundert Jahren bei ihnen genauso gewesen war, dass dann aber Eindringlinge kamen, die sie um alles betrogen hatten: den Kindern den Spielknochen wegnahmen, den Erwachsenen die gegrillte Hand, den Liebespaaren das Blutbad, und alles.
Man hatte ihr Land und ihr Leben verzäunt, ihr Fleisch und
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