Einmal auf der Welt. Und dann so
sein Gepränge nicht hinauskommen würden. Ja, wir waren unserem Hass nicht gewachsen. Und doch: Franz Sales würde das nächste Mal, nachdem Lord Porchester, der ständige Begleiter, beiseitegeschafft sein würde ... zupacken, die Gegenpäpstin mit ihrem Kopftuch knebeln, er würde zwar bestimmt zittern und vielleicht in die Hose machen und möglicherweise mit seinen Schweißhänden auf dem Gesicht oder Kopftuch unseres Entführungsopfers ausrutschen. Mochte sie ruhig cool bleiben, so wie damals, als ein Verrückter in ihr Schlafgemach eindrang und sich zu ihr aufs Bett setzte. Von da wussten wir, dass es viele Mittel gab, sich des Defensor fidei zu bemächtigen, mochte er auch unter dem Schutz der satanischen Gegenmacht stehen. Wir hatten Weihwasser! - Wahrscheinlich würde mich Franz Sales auf dem Weg zum Schafott blamieren, mit dem Gebiss spielen und so weiter.
Darauf stand ja noch die Todesstrafe, wir wussten es. Ich hatte aber schon das Schnurmaterial gekauft, mit dem wir sie fesseln würden. Und zwar von oben nach unten!, schärfte ich Franz Sales ein. Die Schnurrollen hatte ich preisgünstig bei Raiffeisen in Meßkirch bekommen und nach dem Spring Break nach Rom geschleppt, dort gab es so etwas ja nicht.
Was wollten wir eigentlich von der englischen Königin?
Unsere Forderung lautete: Abdanken als Päpstin, sie insbesondere zum Verzicht auf den einst von Rom verliehenen, längst aber aberkannten und nun sündhaft geführten Titel Defensor fidei zwingen.
Hätte sie schriftlich eingewilligt (Franz Sales hatte in seinem Köfferchen eine entsprechende Schriftrolle vorbereitet, zweisprachig, da der Defensor fidei über mehr Latein gewiss nicht verfügte) und unsere Bulle unterzeichnet, hätten wir sie laufen lassen, nicht aber ohne ein weiteres Schriftstück, das uns freies Geleit zugesichert hätte.
Als Lohn hatten wir uns ein einfaches »Vergelt's Gott!« aus Rom gedacht.
Sie fuhr also gerade mit Lord Porchester (einem Waschlappen, wie ich aus der Frau im Spiegel wusste) von der Schaffarm Richtung Balmoral zurück, diesmal allerdings im Landrover. Sie saß selbst mit Kopftuch und Gummistiefeln am Steuer. Wir stellten uns in den Weg, taten so, als ob wir auf einer Wanderung in Not geraten wären. Sie hupte, aber wir wichen nicht. Sie konnte gerade noch anhalten. Wie die Reifen quietschten! Es war nass und kalt. Die Frau im Kopftuch stieg aus. Wir wussten: Es war der Defensor fidei. Porchester blieb zunächst einfach im Wagen sitzen. Die Königin kam auf uns zu, etwas misstrauisch. Sofort bemächtigten wir uns ihrer. Wir warfen unser Seil wie ein Lasso über sie. Franz Sales begann, sie von oben her zu knebeln und auch etwas zu piesacken, sie etwas zu traktieren, aus Wut und auch Schmerz darüber, was sie uns die letzten 450 Jahre angetan hatte.
Ich begann von unten her. Sie strampelte und schlug aus wie ein Pferd, mir fiel ein, dass sie ja eine große Pferdeliebhaberin war. Wir mussten sie auf den Boden, in den Graben stoßen. Jetzt erst wurde Porchester aktiv. Aber die Schrotflinte auf dem Rücksitz, nach der er greifen wollte, hatte ich ihm längst abgenommen. Und so verfügten wir auch über eine Waffe. Wir hätten schießen dürfen, wir hatten uns für alles eine päpstliche Dispens verschafft - auch sie lag im Köfferchen. Franz Sales kam überhaupt nicht voran, sie biss ihn mehrfach in die dicke Hand. Da entdeckte sie plötzlich den bischöflichen Ring und wusste nun offensichtlich, was los war. Sie unterschrieb sofort. (Ein anderes Mal bockte sie stundenlang, schien eine Erklärung abgeben zu wollen, der wir aber wegen ihres Englisch nicht folgen konnten. Doch schließlich unterschrieb sie; schließlich ging durch diese Unterschrift ihr Leben wie bisher weiter, ja, wir hatten den Eindruck, dass sie im Grunde erleichtert war, die angemaßte Rolle nicht weiterspielen zu müssen.) Porchester lag mittlerweile ohnmächtig auf dem Rücksitz seines Rovers.
So hatten wir uns das ausgedacht. Doch unser Kartenstudium, die Royality-Literatur (einschließlich der Balmoral-Bände), die wir uns angeschafft hatten, unsere strategischen Essen im Leau vive waren umsonst.
Denn wir kamen, in Rom, einfach nicht voran.
Wegen jeder Kleinigkeit mussten wir ins Ausland fahren, schon wegen der Schnüre. So dachten wir auch daran, die mit uns befreundete Mafia einzuschalten, verwarfen die Idee aber wieder.
So blieb es bei Plänen und dem Groll gegen alles Protestantische, namentlich Englische, der in jüngster Zeit noch
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