Einmal auf der Welt. Und dann so
Luft.
Das Untier von Pharao hat sie verfolgt. Dieser böse Trottel, wusste er nicht, dass er unseren Gott zum Feinde hatte? Wusste dieser miese Speckwürfel nicht, dass gegen unseren Gott kein Sieg zu erringen ist? Unser Gott, Gott der Heerscharen, saß mitten im Himmel, riesige Heereskontingente um ihn herum, alle Gattungen.
Nach der luziferischen Palastrevolte hat er aufräumen lassen. Einmal hat Sabaoth geschlafen, das sollte nie wieder vorkommen, und dann wieder die alte himmlische Ruhe mit ihren Sphären- und Engelsklängen wie auf dem Bild der Brüder Eyck, die gestohlene rechte Tafel war immer noch nicht aufgetaucht.
Eine Präsenz von Erzengeln, Kommodores und Flügeladjutanten wird in alle Ewigkeit jeden weiteren Abfall ersticken, meinte Remberti. Michael, der Patron der Deutschen, wurde mit Luzifer fertig, das wissen Sie. Zum Lohn dafür hat er jetzt das Kommando im Himmel. Ein eifersüchtiger Gabriel muss seither im Außendienst Engel spielen, Botschaften von oben nach unten fliegen und umgekehrt, das wissen Sie alles. Remberti sagt in der aktualisierten Ausgabe, dass unsere Soldaten gerade Kiew erobert haben und manch wundertätige Ikone zurückbringen. Sie wird jetzt restauriert, denn das Kerzenwachs hat manches Heiligenbild fast ruiniert.
Aber wie ging es im Himmel weiter?
Und in der Wüste?
Da trieb der Pharao die Israeliten gegen das Rote Meer, um alle darin zu ersäufen. Aber das ließ der Allmächtige nicht zu, weil er später noch ganz anderes mit seinem Volk vorhatte! Unsere kleinen Helden haben damals gesiegt. Moses hat die eine Hand über sie gehalten, mit der anderen schlug er jeden Ägypterkopf, der sich näherte, in den Wüstensand, wo er noch etwas davonkullerte und dann liegen blieb: Gott im Krieg. Die Gebetskommandos »Alle Mann beten« werden strikt befolgt. Von oben her verschiebt sich die Kampfeslinie plötzlich (ein Wort, das es bei Goethe nicht gibt, ließ mich Fritz nebenbei wissen). Der Pharao stutzt, das Rote Meer teilt sich. Zwei riesige Wände aus Meerwasser, aber in der Mitte Platz genug für einen freien Durchgang der Mannschaft Richtung Sinai. »Da hinein mit euch!«, befiehlt Moses. Die Israeliten wollen nicht. Er muss mit Hochverrat drohen. Bueno, kann man verstehen. Und dann dieser Gehorsam! Der Pharao, der das ganze Spiel aus sicherem Abstand verfolgt, lacht sich halb kaputt. Er lehnt sich zurück und heißt seinen Hofschreiber, er solle das Spektakel für das Archiv in Memphis festhalten. Dort solle man den Unsinn nachlesen können, verstehen Sie. Aber es kommt anders. Was hier geschah, ist nicht in einem staubigen Archiv gelandet, sondern in der Heiligen Schrift, bitte schön! Was weiter geschah, kann jeder nachlesen. Auf dem Grund des Roten Meeres mussten sie sich noch das ägyptische Gelächter mit anhören. Moses, blind von Glauben, stürzt sich als Erster in diesen unheimlichen Schlitz. Und nicht umsonst. Es war ja nur Taktik von oben, den Ägypter in eine Falle zu locken. Nur möglich, weil man unten blind gehorchte. Und was lernen wir daraus? Alle Mann sind nun bereit, sich radikal zu opfern. Und dieser Idiot durchschaute den Schachzug nicht. Jetzt erst recht! Da hinein mit ihnen! Aber das Untier vom Nil verstand nichts vom richtigen Krieg. Wusste dieser Trottel nicht, dass ein Heer zu Wasser nichts verloren hat? Der Pharao hatte ja nicht einmal eine Flotte. Israel auch nicht. Aber dafür hatte es seinen Gott, bitte schön!
Pastor Remberti schildert nun sehr schön, wie der Pharao den Kopf verliert, wie sein Pferd ausschlägt und sich sträubt, weil er es mit vollen Sporen hinterhertreibt. Eine ganz unglückliche Figur macht dieser Pharao. Aber das Schönste kommt jetzt, und oft habe ich mich daran berauscht, schreibt Pastor Remberti. Moses folgt nicht den Trugbildern der Wüste, keiner Fata Morgana. Er hört nur und tut, was von oben kommt. Er soll so lange im Wasser bleiben, bis der letzte Ägypter, allen voran der Pharao mit seiner Gürtelrose, auf dem Grund des Meeres steht. Armer Pharao! Und jetzt Klappe zu! Und jetzt ersauf in deinem Roten Meer, Belial!
Fritz schnappt nach Luft, blickt verstört zu mir herüber.
Unsere Soldaten standen an dieser Stelle von Gott im Krieg vor Stalingrad. Der Pharao war tot. Fritz müde. Moses aber erreichte trockenen Fußes die Grenzen des Gelobten Landes, das er ja nie betreten hat. Fritz nickte ein, ich ließ ihn etwas bei sich, und schon erwachte er wieder. Er hat sich sogar die Stelle gemerkt, an der er müde
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