Einmal auf der Welt. Und dann so
Gegenfahrbahn, unsere, geraten, weil er aus Langeweile zwischen Ärschen und Titten hin und her blätterte, wie es unter Lastwagenfahrern auf der Autobahn üblich ist. So war er vom Weg abgekommen, auf mich zu. Doch alles kommt ans Licht, sagte Tante Luz, und ich, der Erste der Entkommenen, konnte nachher in der Zeitung lesen, wie es so weit gekommen war. Meine Autobahn, stand sie mir einst für die Ferne, so steht sie mir jetzt für den Tod.
Später hörte ich auch noch von einem zu schnell fahrenden Leichenwagen, der in eine Radarfalle geraten war, oder las es in der Lokalzeitung. Welches Recht kam hier zur Anwendung? Galt das Tempolimit für LKW oder PKW? Was ist ein Leichenwagen? Ein juristisches Problem, dachte ich. Überstürzt fuhr er, raste über die Autobahn, vielleicht zu dem in einer anderen Stadt gelegenen Krematorium, dem Heimatkrematorium, wo die Toten verbrannt sein wollten. Eine Überführung, möglicherweise testamentarisch verfügt: so in die Radarfalle. Dies wurde den Toten wohl auch noch in Rechnung gestellt, aber das konnte uns gleichgültig sein, und auch den Toten wuchsen keine grauen Haare mehr darüber. Ein Toter auf Reisen ... Doch ich war schon erschlagen, als ich den neutralen Leichenwagen - nicht schwarz, nicht weiß - davonfahren sah.
Ich sah ins Feuer - und schon hörte ich die Geräusche des Mittagsschlafs zweier Verliebter. Dieser Boden. Darum hatte der Peon (der Cowboy) seine hochhackigen Stiefel, seine Reiterhosen, sein Pferd, sein Gewehr. Dieser Boden, in den man sich verstrickte, der an Hosen und Strümpfen hängenblieb.
Und wie wir das Leben vor den Anden ausbreiteten! Wie wir es in Mittagsschlaf und Nachtisch, Liebe und Zahnschmerzen aufteilten!
Das Innenleben der Schafe wurde den Geiern überlassen, die hier auch nur in der Mehrzahl auftraten, so wie die Verliebten und wir
Die Gegend um Pico Grande war voller Höhlen.
In den meisten war gar nichts zu sehen außer Steinen und Knochen, die nicht viel anders herumlagen als im Museum für Vorgeschichte.
Wahnsinnig, die roten Hände, tausendfach eine wie die andere waren sie über uns ausgestreckt. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu Tiere, alles ganz primitiv. Köpfe, Beine, Hörner und Schwanz, der berühmte Tiermensch mit seinem Schwanzzeichen in der Mitte: Das war zu sehen. Aufgerichtete und liegende Figuren, kreuz und quer. Das war Gruppensex, Hordensex, freie Liebe. Schon damals hatten sie die Geschlechtsteile über die Verhältnisse groß gemalt. Das hatte ich bereits in der heimatlichen Bärenhöhle beobachten können. In die Mitte der menschlichen, menschenähnlichen Figur hatten sie ein Riesengeschlecht gesetzt, das vom Oberschenkelzeichen bis zum Mundzeichen reichte, mit Leben gefüllt, nach oben gerichtet, ermannt, erigiert, eine unbezweifelbare Ausrichtung, Aufrichtung zum Himmel hin. Da war noch ein hingemaltes Riesenloch, fast so groß wie der Eingang zur Höhle, eine gigantische Möse, die den Raum füllte und geschlossen war. Das sagte nur so viel: dass das Universum einen sichtbaren Mittelpunkt hatte.
Hielt ich mich bei einer alten Geschichte auf?
Rosa trug Stöckelschuhe, wie bei uns eine Fremde in den Bergen. Sie war hinter mir her, ich mit meinen Ansätzen zum Free Climbing hing zwischen den Wänden. Zunächst sah es so aus, als ob ich sie töten wollte. Sie witterte, was ihr blühte, spielte mit. Nur wenn ich sie getötet hätte, wäre ich ihr noch näher gewesen.
Ich sah auch, dass der Mensch ein Geschlechtsteil hatte, das nach außen oder innen verlief, und er wusste nicht, wohin damit.
In Afrika schrien sie in den Urwald. In Afrika schnitzten sie an einem Gott herum, den sie dann mit etwas Glück verkaufen konnten, wenn nur ein Schiff kam. In der Südsee tanzten sie Hula-Hula und setzten sich zum Sonnenuntergang ans Meer. Ich erinnerte mich an die Menschen in den Gebirgstälern bei uns, die mitten in ihrem schönen Tal von ihrem schönen Tal sangen und sich am Bier berauschten. Sie mussten nur vor ihr Haus, und da war auch schon ein Misthaufen. Sie konnten kotzen, und alles war gut. Ich sah die Lappen am oberen Band meiner Erinnerung. Sie fanden für sich und ihr Vieh die Weideplätze, an denen sie eine Zeit lang leben konnten. Das Rentier graste überall, wo der Mensch in der Nähe war. Selbst die Nomaden fanden ihr Glück unterwegs. Sie zogen mit ihren Sternbildern. Dann und wann schlugen sie ihr Zelt auf und waren mitten in der Wüste die glücklichsten Menschen auf der Welt. Die
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