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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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du was von Rec Bill gehört?«
    »Ja. Er will, dass wir bleiben.«
    »Was?«
    »Ja.« Ich warte auf ein Anzeichen, dass sie das als gute Nachricht betrachtet, aber vielleicht ist sie einfach zu müde. »Was ist los? Warum wart ihr so lange weg?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das glaubst du mir nie.«

Anlage G: Chippewa River Casino Eastern Ojibwe-Reservat, Minnesota
    Sonntag, 16 . September [57]
    Celia fragt sich, ob ihre Jeans durch die Feuchtigkeit eingehen kann. In diesem Fall könnte sie Probleme bekommen. Ein Moskito könnte durch den Stoff dieser Hose stechen. Und dann könnte sie platzen wie ein Luftballon.
    Der Regen, der nur ein, zwei Meter vor ihrem Gesicht vom Dachvorsprung prasselt, gleicht einer Wasserwand. Sie muss sich mit dem Rücken an den Beton drücken, um trocken zu bleiben.
    Trotzdem ist es eine ziemlich gute Stelle. Die Wand hinter ihr ist gut beleuchtet und fensterlos, und zu dieser Jahreszeit parken auf dieser Seite des Kasinos nur Angestellte und Leute, die auf Ärger aus sind. Bei diesem Licht können die Männer sie mühelos sehen, ohne von ihr gesehen zu werden, aber manche Typen stehen auf so was oder brauchen eine Weile, um sich ohne großen Druck zu entscheiden.
    Sie hört Schritte. Ein Mann kommt den schmalen Streifen zwischen dem Wasser und der Hauswand entlang. Gut gekleidet, gute Haltung, teurer Mantel. Budapester. So was fällt Celia immer sofort auf, denn ihre Großmutter hat ihr mal erzählt, dass Budapester haltbar sind, also sind Männer, die welche tragen, eher geizig. Celia ist sich zwar nicht sicher, ob das irgendjemand weiß, der nach 1940 geboren ist, aber trotzdem.
    »Entschuldigung, arbeiten Sie hier?«, fragt der Mann lächelnd. Er ist nicht wegen seines Wagens hier.
    »Tu ich doch gerade«, erwidert Celia.
    »Freut mich zu hören.«
    Die Hände seitlich am Körper, bleibt er ein paar Schritte entfernt stehen, als sei er bemüht, ihr keine Angst einzujagen. Ihr läuft ein Schauer über den Rücken.
    Celia muss an Lara denken, die ihr alles beigebracht und gesagt hat:
Wenn es dir falsch vorkommt, ist es auch falsch. Dann mach bloß, dass du wegkommst
.
    Als könnte sich Celia das leisten.
    Zumindest ist der Mann zu gut gekleidet, um ein Cop zu sein. Ein ehrlicher jedenfalls.
    »Warum?«, fragt sie. »Soll ich was für dich tun?«
    »Das hab ich gerade überlegt.« Er dreht sich um und starrt in den Regen. »Hast du ein Plätzchen, wo wir hingehen können?«
    »Da vorn steht mein Lieferwagen. Der ist sauber. Da ist es nett. An was hast du denn gedacht?«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagt der Mann. »Nichts besonders Ausgefallenes.«
    Celia wünschte, bloß einer dieser Mistkerle würde mal zugeben, dass das, was er will, besonders ausgefallen ist. Aber dann müssten wahrscheinlich Außerirdische daran beteiligt sein oder so was.
    Der Typ sagt: »So was wie: Du bläst mir einen, ich fick dich von hinten, und dann würg ich dich vielleicht noch ein bisschen. Du nennst mich John, ich dich Sarah. Und du machst keinen auf Indianerin.«
    »Du hast Glück, John. Ich heiße nämlich Sarah.« Celia zählt alles an den Fingern ab. »Ich soll dir den Schwanz lutschen, du willst mir’s von hinten besorgen, mich würgen, und ich soll das Wigwam-Geschwätz für mich behalten.«
    Er kneift die Augen zusammen, weil er nicht sicher ist, ob sie sich über ihn lustig macht.
    »Gut, dass du weißt, was dir gefällt. Ohne Kondom?«
    »Ja, beide ungeschützt. Wie viel verlangst du dafür?«
    »Beide ungeschützt und würgen? Zweihundertsechzig. Nicht verhandelbar, denn ich hab ein Kind.«
    »Zweihundertsechzig?«
    »Im Voraus, Schätzchen. Vor einem Kasino verlass ich mich nicht auf Versprechungen.«
    »In Ordnung.« Der Mann greift in seinen Mantel.
    »Nicht hier. Wir wollen doch nicht auffliegen.«
    Sie kehrt ihm den Rücken zu und läuft mit hochgeschlagenem Kragen durch den Regen zum Lieferwagen. Sie trägt Nuttenschuhe, und die Jeans ist echt lächerlich, aber mit dem Mann hinter sich versucht sie, so schnell wie möglich zu laufen. Am Lieferwagen dreht sie sich um und sagt: »Okay. Zeig mir die Kohle.«
    Der Mann beugt sich vor, damit seine flache, in europäischem Stil gehaltene Brieftasche trocken bleibt, während er die Scheine abzählt, und Celia nicht sehen kann, wie viel Geld darin steckt. »Zweihundertvierzig?«
    »Zweihundertsechzig.«
    Die Scheine sind brandneu und glatt, als hätte er sie gerade erst aus dem Geldautomaten gezogen. Celia zählt nach und hält sie gegen das

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