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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Licht. Vom Regen bilden sich Kleckse darauf. Sie steckt das Geld in die Tasche.
    »Wir können loslegen«, sagt sie. »Aber wir müssen vorsichtig sein. Okay?«
    »Gut. Fangen wir an.«
    »Du weißt doch, dass das strafbar ist, oder?«
    »Natür …« Der Mann unterbricht sich. »Warum willst du das wissen?«
    »Du weißt, dass es strafbar ist«, sagt sie kategorisch.
    Einen Augenblick befürchtet sie, der Typ könnte sie schlagen. Doch er dreht sich bloß um und rennt, durch die Pfützen platschend, zur Vorderseite des Kasinos.
    »Halt! Bureau of Indian Affairs!«, sagt sie und zieht ihre Marke und die Waffe aus den Jackentaschen. »Sie sind verhaftet wegen Aufforderung zur Unzucht auf von der Bundespolizei patrouilliertem Gelände!«
    Er bleibt nicht stehen. Egal. Die Hecktür des Lieferwagens steht bereits offen, und Jim und Kiko – beide Latinos, wie Celia – haben am College Football gespielt.
    Sie beobachtet, wie die beiden den Mistkerl mit dem Gesicht voran zu Boden werfen. Sieht aber keinen Anlass rüberzugehen und ihnen bei der Festnahme zu helfen.
    Jim und Kiko tragen Asics und Trainingsanzüge. Aber in diesen Schuhen und dieser Hose?
    Also echt.

22 Boundary Waters-Kanugebiet, Minnesota
    Sonntag, 16 . September – Mittwoch, 19 . September
    Am nächsten Tag brechen wir mit Verspätung auf.
    Kurz vor vier Uhr morgens hält Palin vor einer der Hütten eine Rede, in der sie sagt, dass das Ganze ein Unglück wäre, dass Reverend John gewollt hätte, dass es eine Prüfung wäre, die uns auferlegt wurde, und so weiter. Die Rede ist tatsächlich irgendwie inspirierend, hauptsächlich wegen der Vermutung, es könnte irgendwen außer Palin auch nur im Geringsten interessieren, ob Reverend John Drei-bis-sechzehn-Jahre-wegen-Aufforderung-zur-Unzucht, wie Del und Miguel ihn inzwischen nennen, auf die Expedition mitkommt oder nicht.
    Danach ist allen seltsam schwindlig, doch niemand ist davon begeistert, in zwei Stunden aufzustehen und Kanu zu fahren. Also paddeln wir erst gegen Mittag los – gerade mal anderthalb Stunden, bevor sich Reggie mit Sheriff Albin treffen soll. Aber das ist nicht mein Problem.
    Die Flottille besteht aus elf riesigen flachbödigen Kanus, alle mit ernsten Guides Anfang Zwanzig im Bug und am Heck. Wo Reggie diese ganzen Leute auftreibt, die ihr Handwerk anscheinend verstehen, obwohl sie aus Orten wie Santa Fe stammen, bleibt mir ein Rätsel. Wir Fahrgäste sitzen uns jeweils zu zweit in der Mitte eines Bootes gegenüber, den Rücken an die mit Planen abgedeckte Campingausrüstung gelehnt.
    Und kein einziges Mal in den drei Tagen teile ich mir diesen Platz zwischen dem Gepäck mit Violet. Wir haben Dels Hund dabei, obwohl Del und Miguel im CFS geblieben sind, um sich um den Laden zu kümmern, und zusammen mit Violet und Palins Verwandter Samsung bildet er unverzüglich ein Rudel. Violet und ich schlafen im selben kleinen Zelt, also werde ich wohl jede Nacht sechs Stunden mit einem Steifen verbringen und ihren Duft einatmen, doch als wir das Zelt zum ersten Mal aufbauen, fragt sie mich: »Können wir uns vielleicht einfach professionell verhalten?«
    »Wie meinst du das?«, frage ich. Denn auf ein Stechen in der Brust reagiere ich anscheinend mit schlechten Witzen. [58]
    »Ich weiß nicht. Wie die Hardy Boys?«
    Das macht alles nur noch schlimmer.
    Aufbau und Abbau sind kompliziert. [59] Keine Ahnung, warum ich dachte, bei einer Tour in die Wildnis bräuchte man nicht so viel Hightech-Ausrüstung wie beim Golfen oder bei der Konstruktion eines Rennwagens, aber ich hab mich geirrt. Und das hier ist eine Luxuskreuzfahrt: Reggies Guides bereiten uns auf Waschbenzinkochern täglich drei warme Mahlzeiten zu. Zwar nur gefriergetrocknete Sachen aus Folientüten, aber heutzutage gibt es ja auch gefriergetrocknete Hummercremesuppe.
    Die Guides mit den sonnengebleichten Härchen an den Unterarmen übernehmen auch die Portagen. Einmal muss ich einem von ihnen die Schulter einrenken. Die Gäste sollen nicht mal paddeln, doch als die Guides zu dem Schluss kommen, dass wir zumindest nicht langsamer sind, lassen sie uns auch mal ran, um die Langeweile zu bekämpfen.
    Ich hab damit kein Problem. Auf dieser Tour dürfte es noch neun Personen geben, die die Aufgabe haben aufzupassen, doch ohne festen Zeitplan – den haben nicht mal Palins Bodyguards, weil man in den Kanus so schlecht schlafen kann – macht uns das einfach nur selbstgefällig. Und das beginnt schnell: Palins Leute entdecken nicht mal

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