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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Strippe hast?«
    »Mann, du solltest mit Paranoikern arbeiten. Hättest bestimmt einen beruhigenden Einfluss.«
    »Fest steht also, dass er außerhalb der Arbeit mit dir telefoniert. Hat er sonst noch jemanden?«
    »Nicht dass ich wüsste. Käme mir aber auch komisch vor, ihn zu fragen.«
    »Warum lässt du dich dann darauf ein?«
    »Weil ich nicht mal weiß, wie ich selbst dazu stehe. In der Nacht damals schien mir da wirklich was zu sein. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet. Und bin doch nur von seinem Reichtum geblendet.«
    »Hm«, sage ich. »Einen besonders materialistischen Eindruck machst du mir zwar nicht, aber dass ein Mann, der dir einen Dinosaurier kauft, was für sich hat, leuchtet mir ein. Ist er ein anständiger Mensch?«
    »Glaub schon.«
    »Nur nicht zu dir.«
    »So schlimm steht’s auch wieder nicht.«
    »Man nennt das, glaub ich, jemanden hinhalten.«
    »Na, immerhin hat er mich nicht rausgeworfen. Das finde ich ziemlich großzügig.«
    »Der Meinung bin ich ganz und gar nicht.«
    Violet langt an mir vorbei, um die Trinkflasche aus ihrem Rucksack zu holen. Es kümmert mich nicht. Ich habe sowieso einen Ständer. Das ist zum Reflex geworden.
    »Ich will damit ja nicht sagen, dass ich eine schlechte Paläontologin bin«, sagt sie. »Aber das Projekt, mit dem er mich betraut hat, ist hirnrissig. Jeder andere hätte das schon vor Monaten abgebrochen.«
    »Und es war deine Idee?«
    »Nein, seine. Aber ich kann es von meiner Warte aus besser beurteilen als er.«
    »Belügst du ihn denn deswegen?«
    »Nein. Ich habe ihm gesagt, dass es absurd ist und er es abblasen sollte.«
    »Na also.« Wie nebenbei füge ich an: »Um was für ein Projekt geht’s denn?«
    Sie zögert, damit ich weiß, dass sie es mir aus freien Stücken erzählt und nicht, weil ich so schlau bin. »Das Fiedroleum-Projekt nennt es sich. Dahinter steht die Idee, dass die Amerikaner zwanzig Millionen Hühner im Jahr töten, die bekanntlich von Dinosauriern abstammen, und dass man deshalb versuchen sollte, aus ihren Knochen Rohöl zu gewinnen.«
    Ich sehe sie an.
    »Kein Witz«, sagt sie. »Es stimmt. Das ist mein Job. Ich leite Bills Fiedroleum-Projekt.«
    »Ist das denn überhaupt möglich?«
    »Natürlich nicht. Schon weil Öl gar nicht von Dinosauriern stammt, sondern von Algen und Zooplankton. Die dann ohne Sauerstoff bei größter Hitze unter ultrahohem Druck und enormem Energieaufwand Jahrmillionen gequetscht werden müssen.«
    »Weiß Rec Bill das?«
    »Klar. Das habe ich ihm schon gesagt, bevor er mich eingestellt hat.«
    »Mist«, sage ich. »Er liebt dich wirklich.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Und warum wirft er dich nicht raus?«
    »Er sagt, ihm ist es gleich, ob das Projekt was bringt oder nicht, wenn er dafür eine im Haus hat, die zur weltweit führenden Expertin für die Entstehung von Erdöl werden könnte.«
    »Leuchtet ein.«
    »Ach was. Ich bin nicht die Richtige dafür. Erdölentstehung ist seit hundert Jahren das bestbezahlte Spezialgebiet der Geologie – daher wissen wir, wo wir bohren müssen. Da sind zehntausend Leute jetzt schon weiter, als ich je kommen werde. Mich interessiert das noch nicht mal. Meiner Meinung nach hat Erdöl der Erde nichts als Unheil gebracht. Für mich ist die ganze Technologie ein sich gesondert entwickelnder Parasit, der vom Menschen lebt.«
    »Und ihn hat sie zum Milliardär gemacht. Ich sag ja, es muss Liebe sein.«
    Violet hört darüber weg. »Außerdem mag er Forscher, die außer der Reihe denken, sagt er, weil ihn nur ungewöhnliche Erfolge interessieren. Deshalb denke ich erst recht, dass ich ihn ausnehme. Wie viele große Entdeckungen der Wissenschaft gehen schon auf das Konto von Einzelkämpfern außerhalb der akademischen Welt?«
    »Keine Ahnung – Penicillin? Die Relativität?«
    »Beides hatte nichts mit Technologie zu tun. Und beides ist lange her. Die Technologie schreitet logarithmisch fort – auch in der Ölbranche kann da ein Einzelner nicht mehr Schritt halten.«
    Sie trinkt und reicht mir die Wasserflasche. Dümmlich gerührt, nehme ich sie an. »Jedenfalls ist die Grundvoraussetzung Essig«, sagt sie. »Exotherme Petroleumsynthese wäre ein Perpetuum mobile. Und fände sich wirklich eine Methode, würde sie nur dazu führen, dass die Umweltkatastrophe schon eintritt, bevor die Ölquellen versiegen, anstatt danach.«
    »Vielleicht will er jemanden mit dieser Einstellung für den Job. Könnte ich verstehen.«
    »Gar nichts verstehst du. Es gibt

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