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Einmal gebissen, total hingerissen

Einmal gebissen, total hingerissen

Titel: Einmal gebissen, total hingerissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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sehr erschöpft und niedergeschlagen.
    Mike Stevens muss sterben!
    Montag, 11. Juni, 16.00 Uhr
    Montag. Habe ich je erwähnt , wie sehr ich meine Schule hasse? Nun, nicht die Schule selbst. Ich habe nichts gegen die Backsteine, den Mörtel oder den Efeu. Es sind die Kretins, die das Gebäude bewohnen, die in mir Tag für Tag den Wunsch wecken, mir die Handgelenke aufzuschlitzen.
    Zum einen ist jeder ein Klon von allen anderen. All die Mädchen mit ihrem geglätteten Haar, den Babydoll-TShirts, Jeans, die tief, tief auf den Hüften hängen. Und die Jungen haben buchstäblich keine Ahnung, dass es neben Abercrombie and Fitch auf der Welt noch andere
    Bekleidungsgeschäfte gibt. Meine Freundin River und ihre Eltern sind vor einer Jahr aus Boston weggezogen. Sie sagt, an ihrer neuen Schule gäbe es tonnenweise coole Skater und Gothics. Dass alle sehr aufgeschlossen seien und es keine echten Cliquen gäbe. Hier auf der Oakridge High haben wir nichts als Cliquen. Und eindeutig keine Gothics außer mir. Also bin ich im Wesentlichen der Freak vom Dienst und jeder weiß es.
    Es ist ein einsames Leben, aber immer noch besser, als bei American Eagle einzukaufen.
    Im Allgemeinen ist es mir egal. Wenn überhaupt, hat es mir immer Spaß gemacht, einzigartig zu sein. Ein Individuum aber heute fühlt es sich aus irgendeinem Grund anders an.
    Statt die Cheerleader zu verspotten, die in kichernden
    Rudeln durch die Flure stolzieren, oder die Turteltauben, die sich an die Schließfächer drücken, rummachen und hoffen, dass kein Lehrer vorbeikommt, oder die
    Sportskanonen, die durch die Flure tigern und sich dabei Fußbälle zuwerfen, ertappe ich mich dabei, dass ich sie alle beneide. Sie wirken so glücklich. So zufrieden mit ihrer jämmerlichen, seichten Highschool-Existenz.
    Und ich, das geht mir plötzlich auf, bin total und absolut allein. Ich kann eine tapfere Miene aufsetzen, sie lächerlich machen oder sonst was, aber unterm Strich bin ich diejenige, die der Witz ist. Weil sie glücklich sind und ich es nicht bin. Sie sind frei und auf meinen Schultern liegt die Last der Welt. Während all der Zeit habe ich geglaubt, ihnen überlegen zu sein, aber in Wirklichkeit bin ich noch jämmerlicher als sie.
    Während ich den Flur entlanggehe, spüre ich, wie die
    Blicke der anderen Schüler sich in meinen Rücken bohren.
    Sie lachen mich aus. Sie halten mich für eine Spinnerin.
    Einen Loser. Und ich sage das sehr ungern, aber vielleicht haben sie recht. Ich meine, mein eigener Vater findet nicht mal, dass ich einen Geburtstagskuchen wert bin. Und er war bei meiner Empfängnis dabei.
    Tief in meinen Eingewciden brodelt die Wut. Ich verhärte meine Züge, um ihren Blicken standzuhalten, und zwinge mich, nicht zu weinen. Zum Teufel mit ihnen allen. Ich
    brauche sie nicht. Ich brauche Dad nicht. Ich brauche
    niemanden.
    Und dann laufe ich Mike Stevens über den Weg.
    Stevens hasse ich mehr als alle anderen auf meiner Schule.
    Wenn ich der Freak vom Dienst bin, ist er der Sunnyboy
    vom Dienst. Kapitän der Football-Mannschaft, obwohl er
    noch eine der unteren Klassen besucht. Schülersprecher.
    Aschblondes Haar und blitzende grüne Augen. Und ein
    freches Lächeln, mit dem er verrät, dass er weiß, dass die halbe Schule ihn anbetet, und der Meinung ist, er verdiene alles, was das Leben ihm bietet.
    Als wir die Grundschule besucht haben und alle so waren wie alle anderen und es keine Cliquen gab, haben Mike Stevens und ich in der Pause zusammen im Matsch
    gespielt. Als wir sechs waren, hat er mich geküsst.
    Das ist lange her. Wir reden nicht viel darüber. Genau
    genommen nie. Tatsächlich bin ich mir nicht mal sicher, ob er sich daran erinnert, was wahrscheinlich eine gute Sache ist.
    Heutzutage würden wir einander eher Matsch an den Kopf
    werfen, als darin zu spielen. Und heute hatte er die perfekte Waffe. Meinen Knutschfleck.
    Es ist natürlich kein Knutschfleck. Es ist eine Bisswunde von einem Vampir. Aber das ist nichts, wovon ich Mike überzeugen kann. Seufz. Ich dachte, die Narbe sei weit
    genug verblasst um nicht länger einen Rollkragenpullover tragen zu müssen, aber das war offensichtlich ein Irrtum.
    »He, meine kleine Gothic-Prinzessin«, sagt Sunnyboy nach der ersten Stunde zu mir und lehnt sich an die Reihe von Schließfächern. Ich nehme meine Bücher heraus und stopfe sie in meine schwarze Büchertasche, wobei ich versuche, ihn zu ignorieren, obwohl er sich direkt in mein Blickfeld gestellt hat. Er ist wie üblich

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