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Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Titel: Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C. Neal
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die seines Landes mit Verlust und dem fortlaufenden Prozess der Trauer und der Vergebung beschrieb. Er glaubt, dass die durch Verlust hervorgerufenen vielschichtigen Gefühle fast immer eine Form von Wut oder Zorn, Scham oder Schuld beinhalten, die der Vergebung bedarf, ehe Heilung, Hinnahme und Versöhnung eintreten können. Außerdem wies er darauf hin, dass nicht unbedingt beide Seiten Nachsicht üben müssen. Denn das Verzeihen kommt von innen und braucht nicht die Beteiligung, die Anerkennung oder Bejahung des Gegenübers.
    Während wir über die zahlreichen Facetten der Vergebung sprachen, wurde mir bewusst, dass ich – ungeachtet meiner festen Überzeugung, dass Willies Tod ein Teil von Gottes größerem Plan war – im Abgrund der Trauer auch Wut, vielleicht sogar Zorn empfand. Ich war wütend über Eriks Leichtsinn am Steuer, der meinen wunderbaren Sohn getötet hatte. Ich war wütend, weil er uns danach nie kontaktierte, um sein Bedauern oder seine Trauer auszudrücken, und weil er den Berichten zufolge weiterhin ein »aussichtsloser Fall« war. Einer, der in seinem Leben nicht vorankam, kaum Ziele hatte und keine Leidenschaft, um in der Welt – oder auch nur in sich selbst – einen Unterschied zu bewirken. Ich war wütend, weil er das Leben meines Sohnes geraubt hatte, dies aber nicht zum Anlass nahm, aus seinem Leben das Beste zu machen. Ich wusste, dass ich ihm verzeihen und für seine Zukunft beten musste.
    Darüber hinaus war ich wütend auf mich selbst und kämpfte mit einem Gefühl von Scham und Schuld. In der Woche vor Willies Tod hatte ich nämlich mit meiner Tochter einige Schulen in Vermont besucht und den Entschluss gefasst, weder Zeit noch Geld aufzubringen für einen Abstecher nach Maine, um dort meine beiden Söhne im Trainingszentrum zu besuchen, obwohl es durchaus möglich gewesen wäre. Das bereitete mir Gewissensbisse in Bezug auf Willies Leben und Tod und quälte mich manchmal. Daher musste ich auch mir selbst verzeihen.
    Schließlich wurde ich verfolgt von dem Gefühl, in meiner Verantwortung gegenüber Gott versagt zu haben. Ich wusste, dass ich nach dem Kajakunfall vor allem deshalb zur Erde zurückgeschickt worden war, um die Familie zu unterstützen und später dann insbesondere meinem Mann beizustehen, den Tod unseres Sohnes zu verkraften. Außerdem sollte ich sie anleiten, ihre Beziehung zu Gott zu entdecken. Ich hatte mir dafür alle Mühe gegeben, aber in jenem Februar 2010 dachte ich, dass keiner von ihnen Gott näher gekommen war und dass Bill immer noch mit einer tiefen Verzweiflung rang. Ich fühlte mich leer und niedergeschlagen, außerstande, ihm, meinen Kindern oder mir selbst zu helfen.
    Den Worten von Pater Ubald lauschend, sann ich über dessen liebevolle und frohgemute Art nach. Plötzlich wurde mir klar, dass dieses Gefühl des Versagens von mir selbst hervorgerufen wurde und eigentlich egoistisch war. Ich hatte aufgehört, mich an Gott zu wenden und ihn um Hilfe zu bitten – in der Überzeugung, dass ich alles auf eigene Faust machen sollte, dass ich alles auf eigene Faust machen konnte . Dabei hatten sich Zweifel, Ängste und Schuldgefühle eingeschlichen und sich meiner Gedanken bemächtigt. Ich befand mich nach wie vor im Tal des Todesschattens, und die Tür meines Herzens war weit aufgestoßen. Auf der Stelle bat ich Gott um Beistand – und fühlte mich im Nu befreit, eben weil mir vergeben worden war, und wusste, dass allein Gott die Führung innehat. Ich bat um Unterweisung und darum, dass er unserer Familie helfen, im Trauerprozess voranzuschreiten, und dass Bill allmählich einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft sehen würde. Wieder einmal würde ich sagen, dass Gott meine Gebete beantwortete, wenngleich keineswegs in der Weise, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Während unseres Gesprächs über Verlust und Versöhnlichkeit erkannte Pater Ubald die Verzweiflung, unter der Bill litt, und bestimmt auch mein Gefühl, versagt zu haben.
    Er bemerkte, dass im Gegensatz zur Trauer, die von Liebe zeugt, die Verzweiflung die Zerstörung der Seele widerspiegelt und oft mit großem Leid einhergeht. Dann stand er vom Tisch auf, füllte eine Schale mit Wasser, segnete es und ging durch unser Haus, um alles, was ihm unter die Augen kam, mit diesem heiligen Wasser zu besprengen … Ja er goss eine Handvoll Wasser darüber, müsste man richtiger sagen. Er verteilte das Wasser in jedem Bereich jeden Zimmers, in jedem Schrank, auf jeder Oberfläche, jedem Gegenstand

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