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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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mir herum, sodass zwischen unsere Beine nicht mal mehr ein Blatt Papier passen würde, und sieht mir tief in die Augen. Ich versinke und diesmal denke ich nicht nach, nicht weiter und nicht drüber hinaus. Diesmal nehme ich den Kuss wahr als das, was er ist.
    Ein Kuss.
     
    Wir bestellen uns heiße Schokolade mit Sahne und ich habe meine Beine ausgestreckt auf seinen liegen, während ich mich in die Sofaecke lümmele. Seine Hand liegt auf meinem Knie und sein Daumen streichelt über die kleine Narbe, die ich dort habe, seit ich mir letzten Winter den Ski beim Sturz quergelegt habe.
    »Wie lange bist du schon verheiratet?«, frage ich ihn geradeheraus. Ich möchte wissen, was er für ein Leben führt und wie er zu seiner Ehe steht.
    »Ich habe früh geheiratet«, fängt er leise an und erzählt mir stockend, dass er zwanzig war, als er Lynn kennenlernte. Sie kommt ebenfalls aus Kanada, lebte aber damals wie er in Deutschland. An der Uni in Frankfurt lernten sie sich kennen. Und lieben. Zwei Studenten, verrückt genug, um an die große Liebe zu glauben.
    Im ersten Moment tut es mir weh, das zu hören, doch da ist etwas in seiner Stimme, was mir Hoffnung gibt. Darauf, dass es vorbei ist und der Ring nur noch ein Ring ist. Ohne Bedeutung. Ich halte mich an diesem Gedankenfetzen fest, während er weitererzählt.
    »Wir waren uns schnell einig, dass wir zusammenbleiben wollen und deshalb nahmen wir uns eine gemeinsame Wohnung. Spart Geld und ... wenn man verliebt ist ... Wir haben dann auch gleich geheiratet. Im Stillen, ohne dass irgendjemand davon wusste. Besser für die Steuer, haben wir gedacht. Wir waren uns ja sicher.« Das hört sich an wie eine Entschuldigung, und als ich nichts dazu sage, spricht er weiter: »Dann, keine drei Monate später, war sie schwanger.«
    Ich verschlucke mich an meinem Kakao. Schwanger? Ach du heilige Scheiße! Das heißt, er ist Vater? Mit großen Augen sehe ich ihn an. Schweigend. Und er nickt.
    Für mich bricht eine Welt zusammen. Verheiratet, okay. Aber ein Kind? Ich schlucke und weiß gerade nicht, wohin mit meiner Aggression gegen das Schicksal. Verdammte Scheiße! Warum immer ich?
    »Auch wenn es nicht geplant war, wir kaum Geld hatten und noch nicht mit dem Studium fertig waren, freuten wir uns auf das Kind.« Nein! Stopp! Ich will das nicht hören! Hör auf, halt einfach den Mund. Bitte! Doch die Einzige, die schweigt, bin ich. Er redet weiter.
    »Als Lynn im dritten Monat war, stand wieder eine normale Untersuchung an. Und als sie zurückkam ...« Er schweigt. Als er auch nach einer Weile nicht weiterspricht, hebe ich den Kopf und sehe ihn an. Er überstreckt seinen Kopf und lehnt mit geschlossenen Augen an der hohen Rückwand der Couch. Seine Mine verrät mir, was damals geschehen sein muss. Oh nein ...
    Ich bin unendlich traurig und es tut mir in der Seele weh, dass er so sehr hat leiden müssen. Ich drücke seine Hand. Ein schwacher Trost, aber das Einzige, was ich ihm geben kann. Er nickt fast unmerklich. Ein Zeichen, dass er es annimmt. Ich quelle über vor Gefühlen. Dieser Mann ist mein Schicksal.
    »Wir haben es dann noch einige Zeit miteinander versucht, aber ... die Gefühle waren nicht stark genug, als dass sie das überdauert hätten. Nach einem Jahr haben wir uns getrennt. Lynn hat das Studium abgebrochen und ist zurück nach Kanada gegangen, ich blieb hier. Und kurz darauf ging ich nach Amerika.«
    Ich merke, wie mir ein ganzer Steinhaufen von der Seele rollt und mich endlich wieder frei durchatmen lässt. Er ist frei.
    Er ist zwar verheiratet, aber er liebt diese Frau nicht mehr. Das ist alles, was zählt. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Er öffnet die Augen und ich erkenne diesen Glanz in ihnen. »Ich bin frei«, spricht er meinen Gedanken aus und legte die Hand, mit der er meine festhielt, auf sein Herz. »Zumindest hier drin.«
     

        Reisefieber
    Es ist zwei Uhr in der Nacht. Das Sofa im Brauhaus ist immer noch gemütlich und weder gehen uns die Gesprächsthemen aus, noch langweilen wir uns miteinander. Ich bin glücklich, dass ich neben John auf dem Sofa sitzen, seine Nähe spüren und seiner Stimme lauschen kann. Die Müdigkeit ist längst verflogen. Ich bin hellwach und wünsche mir, dass diese Nacht nie zu Ende geht.
    Dem Kakao folgt ein Kaffee und statt Saskia erscheint Tom bei uns am Tisch. Grinsend stellt er die Becher vor uns ab.
    »Na, ihr habt ja Ausdauer, was?« Tom nehme ich es nicht übel, dass er das sagt, und

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