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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Ziemlich trivial, das Ganze.
    Komischerweise fühlte ich mich aber plötzlich bärenstark. Es war nicht meine Schuld. Es war nicht mein Problem. Es war etwas, das einfach so passierte. Und es war mir passiert, und ich hatte zugelassen, dass es mir das ganze Leben versaute. Ich hatte es als Ausrede benutzt, um bei einem Mann zu bleiben, den ich nicht liebte. Als Entschuldigung, nicht erwachsen zu werden. Ich hatte plötzlich Mitleid mit meinem ersten Ich. Und ich beschloss: Was auch immer passieren mochte, ich würde es durchstehen, und ich würde nicht wieder so enden wie beim ersten Mal.
    »Schwein«, zischte Stephanie kaum hörbar und schaute von meinem Vater zu mir und wieder zurück. Ich rückte näher an meinen Dad heran und merkte, dass ich ganz, ganz dringend von ihm in den Arm genommen werden wollte.
    »Was?«, sagte mein Dad.
    Sie schluckte schwer. »Du hattest nie vor, sie zu verlassen, oder? Du hast mich die ganze Zeit angelogen, stimmt‘s?«
    »Ich habe dich nicht angelogen, Steph, Ehrenwort.« Er sah aus wie ein Häufchen Elend. »Aber meine Familie braucht mich.«
    »Meine Familie braucht mich«, äffte sie ihn nach. »Schön. Und die gute alte Stephanie wird schon damit klarkommen. Sicher. Ich gehe einfach nach Hause, trinke eine Flasche Tequila und nehme dann ganz allein meine Schlaftabletten, wäre das recht?«
    »Stephanie«, sagte ich und machte einen Schritt auf sie zu.
    In ihren Augen blitzte kurz Wut auf. »Rede bloß nicht mit mir, du kleine Hexe. Okay, du hast gewonnen, mit deinen großen traurigen Hundeaugen. Also verkneif dir deine beschissene Schadenfreude. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir. Und ich stehe mit leeren Händen da. Hoffentlich bist du stolz auf dich.«
    »Er hätte uns für Sie verlassen«, sagte ich zu ihr, und ich meinte es ernst. »Ehrlich. Hätte er. Wenn ich ihn nicht so gepiesackt hätte. Er hat Sie wirklich geliebt.«
    Sie schniefte heftig.
    »Aber meine Mum. Ich musste es für meine Mum tun.«
    Sie blickte von mir zu meinem Dad. »Ach, fickt euch doch«, fauchte sie und stürmte an uns vorbei nach draußen.
    Mein Dad heulte doch tatsächlich. Und er sagte dauernd, wie Leid es ihm täte, immer und immer wieder. Ich fand das furchtbar und wusste nicht, wie ich ihn dazu bringen sollte, damit aufzuhören.
    »Du hast dich richtig entschieden«, sagte ich. »Ganz sicher. Ehrenwort. Sonst wärst du irgendwann sehr unglücklich gewesen.«
    Er sah mich an, »Dafür bin ich aber jetzt sehr unglücklich.«
    »Na ja, dann rede mit Mum darüber. Tu was dagegen. Niemand hat behauptet, die Midlifecrisis sei ein Zuckerschlecken, oder?«
    Er sah mich mit rot geränderten Augen an. »Weißt du, Flora Jane ...«
    Was er mir auch hatte sagen wollen, er überlegte es sich anders. Stattdessen ließ er sich auf einen Stuhl fallen. »Ich erzähle dir mal was übers Erwachsensein.«
    Und ich umarmte ihn. Bloß ganz kurz, bloß damit er merkte, dass er nicht ganz allein war auf der Welt.
    Dann habe ich das Büro verlassen - ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, und er musste allein zu Mum gehen und mit ihr reden.
    Das Auto draußen war verschwunden. Stanzi hockte auf dem Bordstein und sah noch verdrießlicher aus als vorher.
    »Wo ist Tashy denn hin?«
    »Deine angebliche Beraterin ist mit einem Mann abgehauen«, knurrte sie. »Völlig grundlos. Bloß, um gemein zu sein zu Stanzi und ihr unter die Nase zu reiben, dass alle haben einen Mann, sogar die vertrocknete alte Schachtel.«
    »Wer?«, fragte ich erstaunt.
    »Fett. Kahlköpfig. Alt.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Ihr Dad?«
    »Möglich.« Stanzi zuckte die Achseln.
    »Hat sie ihn gekannt? Du hast doch nicht etwa zugelassen, dass meine b-« Fast hätte ich beste Freundin gesagt. »Du hast doch nicht zugelassen, dass meine Freundin entführt wird, oder?«
    »Ich glaube, wenn der Entführer nicht ist total pervers, er würde zuerst mich wollen.«
    »Hat sie denn nicht angeboten, dich mitzunehmen?«
    »Doch. Aber ich habe gesagt, nein danke. Ich muss mich um dich kümmern. Ich warte auf dich.«
    »Ach so«, sagte ich. »Die Sache ist bloß die, ich muss dringend wohin ...«

15. Kapitel
    Meine Füße konnten mich gar nicht schnell genug tragen. Ich flitzte durch die Straßen und stolperte über meine blöden Keilabsätze. Sollte ich demnächst irgendwie ein bisschen Geld in die Finger bekommen, würde ich mir als Allererstes ein paar ordentliche Schuhe kaufen. Bitte, mach, dass er zu Hause ist. Bitte. Ich wollte unbedingt mit ihm

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