Einmal Hochzeit und zurück
und Porträts zeichnen und schließlich reich und berühmt in Paris landen, in eine Mansardenwohnung ziehen, uns eine Katze zulegen, und dann ... wie war das noch ... ich wollte irgendeinen Prinzen heiraten und du hattest vor, nach New York zu ziehen und in etwa wie Audrey Hepburn auszusehen.«
Seit meinem dreißigsten Geburtstag bin ich ein klein bisschen sauer auf Audrey Hepburn. Wir alle wachsen mit ihr auf, und doch bleibt sie ewig unerreicht. Man kann sich die Brüste aufpolstern lassen und so aussehen wie Pamela Anderson. Man kann sich Kuharsch in die Lippen spritzen lassen und es vermutlich mit Liz Hurley aufnehmen. Man kann das Näschen rümpfen und sich immer brav die Haare bürsten und mit ein bisschen Glück eines Tages Brad Pitt heiraten. Aber niemand, absolut niemand, hat je so atemberaubend schön ausgesehen wie Audrey Hepburn, was zu unbeschreiblichem Unglück bei den Zwischenlösungen führt. Haben Sie die Schauspielerin gesehen, die Audrey Hepburn in dieser Mini-Serie spielt? Die sieht aus wie ein schielender, ausgehungerter Bauerntrampel mit Pferdegebiss verglichen mit Audrey, und sie war die Beste, die sie auf der ganzen Welt finden konnten. Egal.
»Egal«, sagte ich. »Halte mich für verrückt, aber vielleicht hätten sich meine Träume eher erfüllt, wäre ich nicht gleich zur Uni gegangen, hätte BWL studiert und anschließend elf Jahre lang zehn Stunden am Tag für irgendeine Firma gearbeitet.«
»Ich halte dich für verrückt«, entgegnete Tashy. »In Europa sind fast keine Prinzen mehr übrig, und Albert möchte ich nicht geschenkt, besten Dank.«
»Hmmm«, grummelte ich.
»Flo, wir haben alles richtig gemacht, weißt du. Alles, was man uns gesagt hat. Wir haben auf uns aufgepasst. Und das ist unsere Belohnung. Ein gutes Leben. Spaß.«
»Wenn ich noch mal sechzehn wäre ...«, sagte ich wehmütig.
»Was dann?«
»Ich würde Clelland das Hirn rausvögeln.«
»Ich wünschte, das hättest du gemacht«, sagte Tashy. »Dann hättest du nämlich gemerkt, dass er bloß ein kiffender kleiner Indie-Freak war, genauso nervös und Teeny-mäßig und so komisch gerochen hat wie wir alle, und dann hättest du nicht die nächsten eineinhalb Jahrzehnte immer wieder von ihm anfangen müssen, jedes Mal, wenn du dich besoffen hast.«
»Das habe ich doch gar nicht!«, protestierte ich. »Und außerdem, du hast eben keine romantische Seele«, sagte ich und zeigte mit dem Finger auf sie.
»Ach ja? Und was ist das, Baby?«
Und sie wies auf das Kleid, das innen an der Zimmertür hing.
»Du wirkst irgendwie geistesabwesend«, sagte Olly zu mir, während ich nachdenklich meinen Karen-Millen-Hosenanzug bügelte. Als ich ihn gekauft hatte, fand ich ihn ganz toll, aber jetzt kam er mir ein bisschen ... spießig vor. Altbacken irgendwie. Jedenfalls nicht das Teil, in dem ich von meiner ersten großen Liebe gesehen werden wollte.
»Ach wo«, erwiderte ich völlig geistesabwesend und starrte angestrengt aus dem Fenster.
»Bist du angestunken, weil deine beste Freundin heiratet?«
»Weißt du was, ich habe schon von Leuten gehört, die ihre Hochzeit tatsächlich überlebt haben«, sagte ich. »Sind allerdings nicht viele.«
»Na ja, keine Sorge«, sagte er und sah mich mit einem Funkeln in den Augen an, und auf einmal beschlich mich der Verdacht, dass er etwas im Schilde führte. Ja, ich war mir ganz sicher. Aber ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Vielleicht hätte mich das nervös gemacht, wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon das reinste Nervenbündel gewesen angesichts des unmittelbar bevorstehenden Zusammentreffens mit Clelland. Lächerlich, ich weiß, so kindisch. Ich hatte ihn nie wiedergesehen, auch nicht, wenn ich zu Weihnachten oder anderen Gelegenheiten meine Eltern besuchte und ... na ja, ich war nur so gespannt, nichts weiter. Er war auch nicht auf der Internetseite seiner Schulklasse, über die Ehemalige Kontakt halten konnten. Nicht, dass ich öfter nachgeguckt hätte. Na ja, ich guckte dauernd und gab den Leuten, von denen ich annahm, dass sie besser oder schlechter dastanden als ich, im Geist Noten.
»Um Gottes willen! Diese verdammte Reinigung hat meine Hose einlaufen lassen. Nichtsnutzige Bastarde. Ich werde sie verklagen.« Olly zog den Bauch ein.
»Ja, Schätzchen«, sagte ich, und wie ich so mit dem Bügeleisen dastand, fiel mir auf, dass ich mich langsam schon wie meine Mutter anhörte.
2. Kapitel
Es war ein wunderschöner Tag zum Heiraten, wenn
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