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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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man auf so was steht. Für mich war es ungefähr die achtzehnte Hochzeit in diesem Jahr, aber trotzdem sehr nett. Ich denke, es war schon etwas Besonderes, weil es Tashys Hochzeit war. Und ich war heilfroh, dass Tashy mich nicht gedrängt hatte, ihre Brautjungfer zu werden. Mit sechzehn hatten wir das zwar so geplant, aber eine Braut über dreißig hat ohnehin schon alle Hände voll damit zu tun, jung und unschuldig auszusehen, auch ohne dass ihr eine alte verdrießliche Knusperhexe am Arm hängt, die versucht, locker mit den Platzanweisern zu plaudern und dabei das unüberhörbare Geflüster zu ignorieren (»Wie schade, dass sie noch nicht vergeben ist ...«, »Heutzutage lassen sich die jungen Dinger aber auch wirklich Zeit mit dem Heiraten ...«), und Tashys junge Nichte würde ihre Sache sicher großartig machen und frisch und wie süße sechzehn und viel zu aufgeregt aussehen, aber dabei so cool wie möglich bleiben - nicht viel anders als wir damals, ehrlich gesagt.
    Die Kirche war kühl und hübsch. Wir schlüpften in unsere Bank ziemlich weit vorne und nickten und winkten allen zu. Von ihm noch nichts zu sehen, und meine Eltern sollten auch erst später kommen. Eine traditionelle englische Hochzeitszeremonie ist schon sehr ergreifend, und diese wurde wundervoll zelebriert, so schön, dass ich, als der Hochzeitsmarsch erklang, ein paar Tränen herunterschlucken musste. Olly warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    Tashy sah natürlich märchenhaft aus. Sie hat einen ausgezeichneten Geschmack, und ihre »Iss nichts, was nicht beschissen schmeckt«-Diät hatte augenscheinlich funktioniert.
    Ihr elfenbeinfarbenes schmales Kleid, unter dem die bestickten Schuhe, die zu den langen Lilien ihres Brautstraußes passten, gerade so hervorschauten, war wirklich ausgesprochen geschmackvoll. Ich fragte mich kurz, ob sie wohl aus ihrem Kleid platzen würde, wenn sie sich nachher wie ein hungriger Wolf über die Vol-au-Vents hermachte, bis mir wieder einfiel, dass das Brautpaar bei der Hochzeit ja normalerweise daneben zu stehen und zuzusehen hatte, während die Gäste die teuer bezahlten Alkoholika und Fressalien in rauen Mengen vernichteten, damit nicht der Eindruck entstand, sie würden sich versehentlich amüsieren. Doch hier, im Frieden und in der Stille dieser alten Kirche, verging mir der Zynismus.
    Die Eheversprechen waren sehr traditionell, und Max machte auch eine ganz passable Figur, als er mit rauer Stimme und vielen Ähs und Öhs antwortete - nicht, dass irgendjemand auf ihn geachtet hätte. Schon als Kinder war der Bräutigam für uns irgendwie immer auswechselbar gewesen. Barbie war diejenige, auf die es ankam. Ken war bloß Statist.
    Immer wieder hatte ich den Blick schweifen lassen und die Reihen nach Clelland abgesucht, aber vergebens. Vielleicht war er der glatzköpfige alte Knacker da drüben ... oder der schrecklich fette Kerl im bunten Frack ...
    »Lieber Gott, wie lange dauert das denn noch?«, wisperte Olly und zwinkerte mir zu, obwohl er das letzte Lied laut und schief mitgesungen hatte und sich offensichtlich ganz prächtig amüsierte. Ich schluckte schuldbewusst.
    »Hoffentlich gibt‘s nicht zu viele Garnelen«, sagte Olly gerade, als wir in das große Festzelt gingen, das üppig mit Blumen und Schleifen dekoriert war. Die Sonne spiegelte sich in den Massen blank polierten Tafelsilbers und den funkelnden Gläsern, die nur darauf warteten, die ganze Nacht über nachgefüllt zu werden. Eine Milliarde Fotos später, und ich hatte Clelland immer noch nicht gesehen.
    »Oder irgendwas mit Nüssen. Oder Salatcreme.«
    »Ich bin sicher, die Blythes sind viel zu vornehm für Salatcreme«, entgegnete ich und drückte ihm freundschaftlich die Hand.
    Olly ist der heikelste Esser, den ich je in meinem Leben kennen gelernt habe. Ich dachte, das würden sie einem im Internat gründlich austreiben, doch da hatte ich mich offensichtlich geirrt, denn er verweigerte fast alles Essbare bis auf Käse und Fischstäbchen, wofür er verschiedene fadenscheinige Gründe vorschob.
    »Na, du weißt doch, dass ich von zähflüssigem Zeugs Magenprobleme bekomme.«
    »Du bekommst von allen Flüssigkeiten Magenprobleme.«
    »Aber bei diesem Schwabbelzeugs ist es am schlimmsten.«
    Ich warf einen kurzen Blick auf die Hors d‘ oeuvres, die in unsere Richtung kamen. Hervorragend - Würstchen am Spieß, mit leicht dekadentem Sesam-Überzug. Die wären okay, er musste bloß die Körner abpulen. Und ich dachte mir, ich sollte mich wohl

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