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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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waren, den sie eigentlich nicht liebten, aus Angst vor dem Alter. Oder nur aus Angst. Nein, es war noch schlimmer - meine Mum und mein Dad hatten sich mal geliebt. Ich war die Einzige, die einen anständigen Mann hatte, ihn aber nicht lieben konnte. Ich hatte es versäumt, mich zu setzen, als die Musik aufgehört hatte. Ich kriegte den Trostpreis. Ich schluckte ein paar bittere Tränen herunter, die aus purem, abstoßendem, alles verschlingendem Selbstmitleid in mir aufstiegen.
    »Herrgott, was ist bloß los mit dir?«, fragte Olly. »Willst du mit aller Gewalt die Aufmerksamkeit auf dich ziehen?«
    Tashy und Max setzten das Messer an.
    »Schätzchen, Schätzchen, was soll denn das?« Meine Mutter zupfte mich am Ärmel. »Willst du eine von meinen Pillen? Ich habe ein paar in meiner Handtasche. Sollen wir rausgehen?«
    Mir liefen die Tränen inzwischen in Strömen übers Gesicht.
    »Heiliger Himmel«, zischte Olly mich streng an. »Reiß dich endlich zusammen. Die Leute gucken ja schon.«
    Clellands und meine Blicke trafen sich. Na ja, vielleicht war das auch bloß, weil ich ihn mit weit aufgerissenen, tränenverschleierten Augen anstarrte. Er machte eine fragende Geste mit den Händen.
    »Was?«, formte er mit den Lippen. »Was ist los?«
    Er wirkte nicht gerade erfreut, dass ich drauf und dran war, eine Szene zu machen. Seine Freundin sah angestunken aus, und das zu Recht. Das glückliche Brautpaar war zu weit weg, um etwas zu bemerken, aber ich konnte nichts dagegen tun, dass mir die Tränen auf den Karen-Millen-Anzug liefen, und ich machte ganz zweifellos eine Szene. Aber der Kloß in meinem Hals wollte einfach nicht weggehen.
    Dann schnitten sie die Torte an.
    »Ich wünschte«, flüsterte ich lauter als beabsichtigt.
    »Was?«, sagte Olly. »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Flora.«
    Ich schluckte.
    »Ich wünschte, ich wäre wieder sechzehn.«

3. Kapitel
    Ich stöhnte. Mein Gott, ich musste wirklich sternhagelvoll gewesen sein. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Heiliger Strohsack. Ein schmaler Streifen Licht kroch über den Boden. Autsch. Verdammter Mist.
    »Flora! Aufstehen!«
    Das war die Stimme meiner Mutter. Ich geriet in Panik. O nein. Das konnte nur eins bedeuten: Ich hatte mich betrunken, und sie hatte mich nach Hause bringen müssen!!! O nein! Jetzt saß sie bestimmt mit Olly da unten, und die beiden tranken Tee und waren sich einig, was für eine Landplage ich bin, und dass sie gar nicht verstehen kann, wie er es mit mir aushält. Und später würde ich dann von ihm spitze Bemerkungen zu hören kriegen, man müsse sich als erwachsene Frau auch dementsprechend verhalten und Verantwortung übernehmen. O Scheiße. Mit den beiden ist es manchmal, als hätten meine Eltern sich wiedervereinigt. Bloß, dass mein Dad wenigstens manchmal ganz lustig sein konnte.
    Ich krümmte mich, als mir wieder einfiel, was für fiese Gedanken ich Olly gegenüber gehabt hatte. Hoffentlich ist nichts passiert. Hoffentlich bin ich nicht hingegangen und habe Clellands Freundin ein Glas über den Kopf gekippt... hab ich doch nicht, oder? Vorsichtig stocherte ich in meinem Hirn herum, auf der Suche nach einem wunden Punkt unsäglicher Peinlichkeit, aber ich fand keinen. Bloß ein schwarzes Loch. Merkwürdig. Normalerweise habe ich keine Grand-Canyon-großen Erinnerungslücken. Ich kann mir einfach nicht -
    »Flora!« O Gott. Sie klingt richtig sauer. Vielleicht habe ich ja was echt Entsetzliches getan. Meine Mutter ist nämlich eigentlich überhaupt nicht mehr richtig sauer auf mich. Sie hat viel zu viel Angst, ich könnte sie auch noch verlassen oder einfach nicht mehr ans Telefon gehen. Mehr als alles andere treibt mich diese ewig weinerliche Stimme in den Wahnsinn. Da ist das hier fast schon besser.
    Plötzlich fällt mir etwas auf. Ich liege in meinem alten Bett, im Haus meiner Eltern. O Gott. Oliver muss mich hier abgeladen haben. O nein. Irgendwas war ganz furchtbar schief gelaufen. Ob er endlich all seinen Mut zusammengenommen und um meine Hand angehalten hatte und ...?
    Na, daran könnte ich mich ja wohl noch erinnern. Aber da ist nichts. Überhaupt nichts.
    »Ja? Mum, könntest du mir eine Tasse Tee bringen?«, rief ich nach unten. Mal testen, wie die Stimmung so ist.
    »Du machst wohl Witze, junge Lady!« Ich hörte, wie sie die Treppe heraufkam. »Wenn du nicht in zwei Minuten aus dem Bett bist, werde ich nachhelfen.«
    Dann kam sie in mein Zimmer, und ich sprang vor Schreck einen Meter in die

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