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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Wenn ich mir Ol so ansah, hatte ich ernste Zweifel, ob es mir gelungen war.
    Es war kein gutes Alter für mich. Ich dachte, ich würde für den Rest meines Lebens allein sein, weil niemand mich jemals lieben könnte. Denn wenn man nur zwei Männer liebt und die einen zur gleichen Zeit verlassen, ist das kein gutes Zeichen.
    Es gibt einen einleuchtenden Grund, weshalb wir unsere erste große Liebe nie vergessen, wie Tashy mir immer wieder geduldig erklärt hat. Unsere jungen Körper, in denen es von Hormonen nur so wimmelt, haben so was noch nie zuvor erlebt. Unser Gehirn weiß nicht, wie ihm geschieht. Nach dem ersten Mal ist man zumindest ein bisschen gewarnt vor diesem megaharten Tripelhammer, der einem in Kopf, Herz und Hose knallt. Man versteht, was da vor sich geht, selbst wenn man es dadurch auch nicht viel besser kontrollieren kann als mit sechzehn.
    Und dann muss man noch eins dazusagen: Wenn die erste große Liebe einen heftig auf den Mund küsst und danach einfach verschwindet (oder nach Aberdeen geht, was aufs Gleiche hinausläuft) und in den Ferien in der ganzen Weltgeschichte herumreist, und man dann nach Bristol geht, ist es schwer, die ganze Geschichte zu verdauen. Man hat nicht zugesehen, wie er alt oder fett wurde oder alles versaut, und ist auch nicht, Gott bewahre, bei ihm geblieben und hat miterleben müssen, wie die Liebesglut langsam erlischt. Und wenn man dann älter wird und die unvermeidlichen Kompromisse der wahren Liebe kennen lernt, ist es sehr schwer, nicht an das glatte, jungenhafte Gesicht und das unschuldige Schmetterlingsflattern im Bauch zu denken, vor allem, wenn man sich einbildet, der andere könnte genauso empfinden.
    Oder sich vielleicht auch bloß noch an einen erinnern.
    Wir standen alle auf, um die Reden über uns ergehen zu lassen. O Gott, Max, nein, bitte nicht.
    »Was haben Frauen und Computer gemeinsam?«, setzte er schwerfällig an, und man spürte förmlich, wie das Publikum sich seelisch darauf vorbereitete, über etwas lachen zu müssen, das nicht im Geringsten komisch war.
    »Man kann sie jederzeit anmachen ...«
    Clelland warf mir immer wieder verstohlene Blicke aus dem Augenwinkel zu, und ich konnte mir nicht helfen, ich war ebenfalls sehr neugierig.
    »Dreieinhalb Zoll Floppy Disks ...«, grölte Max.
    »Hab ich‘s mir doch gleich gedacht, dass du das bist!«, rief meine Mutter laut und viel zu munter. Sie tauchte aus dem Nichts auf, hatte zu viel Puder im Gesicht und wirkte nervös.
    »Ich bin deine Tochter«, entgegnete ich ziemlich schnippisch. »Da besteht doch wohl keine große Verwechslungsgefahr.«
    »Meine Güte, so habe ich das doch nicht gemeint. Ich meinte bloß ... wo hast du denn gesteckt? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    Unsicher blickte sie sich um. Ich tat es ihr gleich und hielt instinktiv nach Dad Ausschau. Wenn er ihr zu nahe kam, fing sie an zu zittern.
    »Ich habe nur ein bisschen mit den Leuten geplaudert«, erwiderte ich. Ich wollte ihr Clelland nicht noch mal vorstellen. Ich hatte mit meiner Mutter mehr als genug emotionsgeladene Zeiten durchgemacht. Ich wollte nicht, dass sie sich meinetwegen aufregte.
    »Na gut. Aber geh nicht so weit weg, ja, Schätzchen? Ich kenne doch kaum jemanden hier. Ich weiß überhaupt nicht, weshalb Tashy mich eingeladen hat. All diese jungen Leute!«
    »Nun sei aber nicht albern, Mum. Du kennst doch Tashys Eltern!« Und genau in diesem Augenblick winkte Jean uns zu. »Na, siehst du!«
    »Aber sie sind doch die Eltern«, sagte meine Mutter, als redete sie mit einer Schwachsinnigen. »Die haben bei Hochzeiten immer alle Hände voll zu tun. Na ja, heißt es jedenfalls. Wer weiß, hm?«
    Auf diese erste derartige Bemerkung hatte ich schon gewartet. Eigentlich wunderte ich mich, dass sie so lange auf sich hatte warten lassen. Dann wurde mir klar, dass Clelland so dicht neben uns stand, dass er jedes Wort verstehen konnte.
    »Ahm, ja, Mum.«
    »Du und dieser nette Kerl. Ihr passt so gut zusammen. Und ihr seid schon so lange ein Paar! Ihr müsst die Nächsten sein. O ja, ich glaube, bei uns wird es demnächst auch eine Hochzeit geben. Schätzchen, stell dir das doch nur mal vor! Das wäre so schön! Wir könnten alles zusammen organisieren.« Und dann tätschelte sie mir den Arm, ganz sicher, um mich zu beruhigen. Ich sah, wie Clelland die Stirn runzelte.
    »Ach! Da bist du ja, Olly! Hallo, mein Schatz! Hier ist Mummy!«
    Im Gegensatz zu meinem Vater vergöttert meine Mutter Olly, und er ist immer sehr

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