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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
    »Wollt ihr ewig mein Leben kontrollieren?«
    Mein Dad kam rüber und blieb neben mir stehen. »Wenn du vorhast, dich mit wildfremden Leuten herumzutreiben und dich illegal zu besaufen, junges Fräulein, ja, dann werden wir das wohl müssen.«
    »Es war doch nur ein Drink«, erwiderte ich schmollend. »Ich wollte mich bloß vergewissern, dass es ihr gut geht.«
    Meine Eltern schauten sich an.
    »Tja, wenn du uns nicht erzählen willst, wo du gewesen bist...«
    »Das kann ich nicht«, sagte ich. Auf gar keinen Fall würde ich anfangen, ihnen alles zu erzählen. Dann wäre ich ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Hatten die denn nicht Durchgeknallt gesehen?
    »Schön. Du hast Stubenarrest«, sagte mein Dad.
    Was hatte ich? »Ach du lieber Himmel. Stubenarrest? Wo sind wir denn hier, im Jahr 1975?«
    »Und morgen bringe ich dich zur Schule, damit du auch ganz sicher hingehst.«
    »Ich glaube, wir sind viel zu lax gewesen mit dir«, sagte meine Mutter. »Ich glaube, da liegt das Problem.« Sie schaute mich aufrichtig an. »Wir haben dir vertraut, Flora. Und du hast uns enttäuscht.«
    Ich konnte es nicht ausstehen, wenn sie so ein Gesicht machte.
    »Ich glaube, du wirst noch einsehen müssen, dass Dad es war, der dich enttäuscht hat«, hätte ich ihr am liebsten entgegengeschleudert, aber ich konnte es nicht. Innerlich kochte ich vor Wut über diese Ungerechtigkeit.
    »Wie dem auch sei, hier wird sich einiges ändern«, sagte mein Dad. Leicht panisch schaute ich ihn an. Ich schätzte, ihnen blieb noch ungefähr ein Monat zusammen. Ein Monat. Dann würde sich hier tatsächlich einiges ändern.
    Missmutig schlurfte ich nach oben und legte mich ins Bett, ihr Gezänk noch in den Ohren. Ein sehr unwillkommenes Geräusch nach dieser langen Zeit.
    Am nächsten Morgen schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Das war der mit Abstand abgefahrenste Traum aller ... nein, Mist, Dreck, Scheiße, verfluchte. Ich lag immer noch unter dieser Karo-Bettdecke, gefangen in meinem absurden Gefängnis, und nur der liebe Gott wusste, warum. Und jetzt, wo ich auch noch Stubenarrest hatte, fühlte ich mich noch mehr wie eine Gefangene. Ich verfluchte mich, weil ich nicht daran gedacht hatte, wie dämlich es war, einfach für zwölf Stunden zu verschwinden. Aber man musste sich erst mal daran gewöhnen, sechzehn zu sein. Ich kniff mir in den Cellulite-freien Oberschenkel, um mich ein bisschen aufzuheitern, aber auch das war kein richtiger Trost. Dann dachte ich an meine herrliche Kaffeemaschine. Es gibt nichts, was mir morgens mehr das Gefühl vermittelt, erwachsen zu sein, als die Kaffeebohnen selbst zu mahlen und dann unter die Dusche zu springen, während der Duft des frischen Kaffees durch die ganze Wohnung zieht. Aber in diesem Haus gab es, wie früher schon, nur Nescafe. Aus unerfindlichen Gründen waren es ausgerechnet diese kleinen Dinge - der Kaffee, mein Kleiderschrank voller schnuckeliger Kostüme und hübscher Schuhe, meine Clarins-Pflegeserie im Badezimmer statt der Mega-Flaschen dieses No-Name-Shampoos aus dem Supermarkt die mir plötzlich mehr fehlten als alles andere. Ich schniefte leise vor mich hin.
    »Aufstehen!«, brüllte meine Mutter wieder. »Dein Dad bringt dich zur Schule. Er will wissen, wie‘s deinem ersten Kater geht.«
    Ich hörte meinen Vater leise protestieren und stand auf, nervös wie ... na ja, wie ein Kind an seinem ersten Schultag. Nur dass dieser Tag noch wesentlich schlimmer werden würde, weil es ja nicht so war, dass ich niemanden kannte. Meinem Handy nach zu urteilen kannte ich Leute. Ich würde bloß niemanden erkennen und nichts über sie wissen.
    Ich versteckte mich unter der Bettdecke.
    »Mir ist schlecht!«, rief ich nach unten. Eigentlich ging es mir gut. Ich hatte ganz vergessen, wie schnell man sich von einem Kater erholte, wenn man jung war. Heutzutage dauerte es mindestens zwei Tage, bis ich wieder fit war. Oder hatte es zumindest, als es noch ein »heutzutage« gab.
    »Das kommt davon«, rief meine Mutter. Lieber Himmel, war die immer so energisch?
    Ich bemühte mich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, während ich meine alte Schuluniform anzog. Und ich weinte bloß ein einziges Mal - beim Kampf mit der Krawatte. Dunkelgrün, Grau, Hellgrün. Ich sah aus wie ein schimmliger Gartenteich. Dazu Spice-Girls-mäßige Slipper, die ich schlicht zum Kotzen fand.
    Okay. Ich schluckte schwer. Ich hasste die Schule. Aber das war damals gewesen. Diesmal würde

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