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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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tägliche Verringerung der gebotenen Möglichkeiten.«
    Ich stand auf und wollte zur Toilette gehen, aber plötzlich drehte sich alles.
    »Mir ist schlecht«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Mist... ich meine, ich bin total hinüber.«
    »Du hast doch bloß zweieinhalb Cocktails getrunken.«
    »Ohhh, Tashy ...«
    »Scheiße. Ich fass es nicht. Du hast das Trinkvermögen eines Teenagers.« Tashy fing an zu lachen.
    »Och, komm zu mir, du wundervolle frische Leber ...« Ich fing an zu singen.
    »Mist.« Sie stellte ihren Drink ab. Der aalglatte Oberkellner kam an unseren Tisch und gab sich unheimlich höflich, während er uns mit seinen feuchten kleinen Äuglein fixierte. »Gehören Sie zusammen?«
    »Wir wollten gerade gehen«, sagte Tashy mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Sie stand auf und schleifte mich hinter sich her.
    »Djah-bidde«, sagte ich.
    Tashy packte mich am Aufhänger meines Anoraks und dirigierte mich zur Tür.
    »Hbbb-nihgnu Gell«, sabberte ich, während ich die Treppe hinaufstolperte, was sie nach langem Nachdenken korrekt als »Ich habe nicht genug Geld für ein Taxi« interpretierte, also stopfte sie mir ein paar Zehner in die Tasche.
    »Ruf mich morgen an«, sagte sie. »Keine Sorge, wir lassen uns schon was einfallen.«
    »Blargff.«
    »Bringen Sie sie nach Hause«, wies sie den Taxifahrer an.
    »Kotzt die mir das Auto voll?«
    »Nein!«, nuschelte ich. Was ich eigentlich sagen wollte, war: »In meinem wahren Leben wäre es mir nie passiert, dass ich nach zwei Mojitos meiner Muttersprache nicht mehr mächtig bin, aber anscheinend habe ich es hier mit einem völlig anderen Körper zu tun. Das Ganze ist nur ein Missverständnis, das ich mit ein bisschen Übung bestimmt in den Griff bekommen werde.«
    »Dann setzen Sie sie rein.« Er schaute Tashy missbilligend an. »Lassen Sie Ihre Schutzbefohlenen nächstes Mal lieber zu Hause.«
    Durchs Heckfenster konnte ich sehen, wie Tashy dem davonfahrenden Taxi nachblickte. Danach erinnere ich mich an nichts mehr, bis ich bei meinen Eltern vor der Haustür wieder aufwachte. Ohne die anderen Fahrzeuge zu bemerken, die dort geparkt waren, stolzierte ich ungelenk und beinahe blind nach drinnen. so übertrieben nonchalant wie alle, die sich nicht anmerken lassen wollen, dass sie betrunken sind. Meine Eltern standen da und starrten mich entgeistert an. Neben ihnen standen unsere nächsten Nachbarn, andere Leute aus unserer Straße und zwei Polizisten.
    »O mein Gott!«, kreischte meine Mutter. »O mein Gott!«
    Die beiden Polizisten sahen sich an.
    »Das«, sagten sie zu meinem Vater, »ist genau der Grund, warum wir erst nach 24 Stunden Vermisstenmeldungen von über 15-Jährigen aufnehmen.«
    Aber da stürzte mein Dad sich schon auf mich.
    »Wo zum Teufel...? Du dummes, dummes Gänschen ...«
    Er zog mich hoch und nahm mich fest in die Arme. So hatte mein Dad mich seit - lieber Gott, seit Ewigkeiten nicht mehr umarmt. Ein gutes Gefühl. Ich schmiegte mich an ihn, atmete seinen vertrauten Geruch nach frisch gebügelten Hemden und Brot ein, so wie er immer gerochen hatte, ehe er uns verließ und dann nach Aftershave und Pflegespülungen duftete, wenn man überhaupt nahe genug an ihn rankam, es zu riechen.
    »Herrje. Du stinkst wie die Pest.«
    »O mein Gott, ist sie betrunken?«, fragte meine Mutter.
    »Eine betrunkene 16-Jährige«, sagte der eine Polizist zum anderen. »Was für ein außergewöhnliches Vorkommnis. Was meinst du, sollen wir losfahren und mal schauen, ob wir am Trafalgar Square ein paar Tauben entdecken können?«
    »Vielleicht finden wir ja auch irgendwo im Wald noch einen Bären, der ein bisschen Hilfe bei der Verrichtung seines Geschäfts brauchen kann«, sagte der andere.
    »Sie war den ganzen Tag lang weg«, sagte meine Mutter, die sich tränenreich vor den Polizisten zu rechtfertigen versuchte. »Sie war nicht in der Schule. Wenn etwas passiert wäre, hätten Sie bei ihrer Beerdigung ein Gedicht vorlesen müssen und einen Orden des Britischen Empire bekommen.«
    »Ja«, sagte einer der Polizisten nachdenklich.
    Der andere kam rüber zu mir. »Du bist zu jung, um Alkohol zu trinken.«
    »Aber nicht im Restaurant«, sagte ich und schwankte.
    »Wer hat dich denn in ein Restaurant mitgenommen?«, fuhr meine Mutter mich an.
    »Mach deiner Mutter nicht so viel Sorgen«, riet mir der Polizist. »Verstanden? Sei vorsichtig. Es gibt da draußen eine Menge schlimmer Dinge. Ich weiß, du denkst, du seist erwachsen, aber ich versichere dir,

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