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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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das bist du nicht.«
    »Nur in den Augen des Gesetzes«, fügte sein Kollege hinzu. »Oh, nein, vergiss, dass ich das gesagt habe.«
    »Hast du denn kein Handy?«, fragte er.
    »Doch«, sagte ich und starrte betreten zu Boden. Ich wurde eindeutig schon wieder ein bisschen nüchterner. Ich hatte mein Telefon den ganzen Tag ausgeschaltet gelassen, weil ich eine Höllenangst hatte, jemand, den ich nicht kannte, könne mich anrufen und mich etwas fragen, wovon ich keinen Schimmer hatte.
    »Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen, deine Eltern anzurufen und ihnen Bescheid zu geben, wo du bist?«
    Ahm, nein, natürlich nicht.
    »Nein«, sagte ich. »Tut mir Leid.«
    »Die Jugend von heute«, sagte der zweite Polizist, der aussah, als wäre er ungefähr zweiundzwanzig. »Total egoistisch.«
    »Vergesslich, nicht egoistisch«, widersprach ich. »Es ist nicht leicht, sechzehn zu sein. Man wächst ziemlich viel, müssen Sie wissen. Wobei mir einfällt, ich habe einen Bärenhunger. Gibt es noch irgendwas zu essen?«
    »Ha«, schnaubte meine Mutter. »Zu essen! Eine ordentliche Ohrfeige, die hättest du dir verdient.«
    »So was solltest du nicht vor einem Polizisten sagen, Mum.«
    »Das ist eine ernste Sache, Flora Jane. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie wir uns geängstigt haben? All diese Geschichten? Miss Syzlack hat uns heute Morgen angerufen, als du in der ersten Stunde nicht da warst. Du bist den ganzen Tag nicht in der Schule aufgetaucht. Du schwänzt doch sonst nie.«
    Das muss ich doch ganz sicher schon mal gemacht haben. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. War ich tatsächlich so ein braves Musterkind gewesen? Kein Wunder, dass keiner uns leiden konnte.
    »Deine Mutter ist die ganze Zeit in der Gegend herumgefahren und hat dich gesucht«, sagte mein Dad. »Du hast die gesamte Nachbarschaft in Aufruhr versetzt.«
    Ich fühlte mich mies. Die waren echt total außer sich. Die Leute aus der Nachbarschaft saßen im Wohnzimmer und guckten betreten. Was nach einem aufregenden Abend ausgesehen hatte, verwandelte sich vor ihren Augen in einen ganz gewöhnlichen Familienstreit.
    »So, jetzt kannst du es mir ja sagen, Schätzchen«, sagte meine Mutter todernst. »Hast du eine Abtreibung machen lassen?«
    »Mum! Hier sind neun Leute!«
    »Du kannst es uns ruhig sagen, weißt du. Wir sind immer für dich da.«
    »Das ist gut zu wissen, aber glaubt mir, wenn ich eine Abtreibung machen lassen müsste, dann würde ich diese Entscheidung erstens alleine treffen, und zweitens würde ich es euch nie im Leben erzählen. Und ganz sicher würde ich hinterher keinen Alkohol trinken. Oder noch aufrecht stehen.«
    Eine vollkommene, tödliche Stille legte sich über den Raum.
    »Los, Martin. Ahm ... ein Einbrecher!«, sagte der eine Polizist zum anderen, und sie machten sich schnell aus dem Staub, gefolgt vom Rest der Straße.
    »Geh auf dein Zimmer«, sagte meine Mutter. »Im Moment mag ich dich nicht mal ansehen.«
    Und das sollte meine Mutter sein? Einen grässlichen, entsetzlichen Augenblick lang hätte ich am liebsten gebrüllt: »Na, dann wollen wir doch mal sehen, ob du mich wieder sehen magst, wenn Dad mit dieser Superschlampe Stephanie durchbrennt und du an der Reihe bist, um Hilfe zu betteln.«Aber sie sah unheimlich verletzlich aus, zum Glück. Sie streckte den Arm aus, als suche sie bei Dad Halt, könne sich aber nicht ganz überwinden.
    »Okay«, murmelte ich zerknirscht. »Könnte ich was zum Abendessen bekommen?«
    »Du bist im Restaurant gewesen und jetzt willst du was zu essen haben?«
    »Ahm, vielleicht sollten wir uns nicht allzu sehr in die Sache mit dem Restaurant verbeißen«, sagte ich. »Nur ein Omelette? Ich mache es mir auch selbst?«
    Beide fingen an zu lachen.
    »Gott, das ist heute das erste Mal, dass ich was zu lachen habe«, sagte mein Dad, und viel zu spät fiel mir ein, dass ich erst an der Uni kochen gelernt hatte.
    »Ich meine ... irgendein Käsesandwich.«
    »Wo warst du?«, fragte meine Mutter und stand seufzend auf.
    »Jemanden besuchen.«
    »Einen Freund oder eine Freundin?«
    »Eine Freundin.«
    »Wie heißt sie?«
    »Tashy.«
    Ich beobachtete sie gespannt, in der Hoffnung, sie würden sagen: »Ach so, Tashy«, aber das taten sie nicht. Sie hatten keine Ahnung, wer sie war.
    »Und wo hast du die kennen gelernt?«
    Ich konnte es nicht erklären. Wie denn auch? Und ich war so unglaublich müde. Ich fragte mich, ob die trotzige Geheimwaffe aller Teenager immer noch funktionierte, weil ich einfach

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