Einmal Hochzeit und zurück
sagte Tashy. »Denn in der gesamten Geschichte der Fotografie hat es noch keiner geschafft, jemanden auf einem Foto jünger aussehen zu lassen.«
»Da will ich nicht mit drauf«, knurrte Olly. »Und wenn ich muss, dann werde ich jedenfalls nicht lächeln.«
»Okay - blöde Idee. Hmm.« Clelland zuckte die Achseln. »Okele Manoto «, rief er plötzlich.
»Was?«, fragte Tashy.
Er blickte verlegen drein. »Entschuldigt«, sagte er. »Das klang jetzt echt besserwisserisch. Es ist ein afrikanisches Sprichwort, das man dort, wo ich arbeite, sehr oft hört. Es bedeutet so viel wie ›Betrachte es als Geschenkt«
»Was soll das denn heißen?«, fragte Olly.
»Betrachte es als Geschenk. Lass es einfach geschehen und versuch, das Beste daraus zu machen. Zumindest glaube ich, dass es das heißt. Vielleicht heißt es auch: ›So ein Dreck, wir sind schon wieder von konspirierenden internationalen Regierungen aufs Kreuz gelegt worden.‹«
»Was meinst du, was wir jetzt machen sollen?«, fragte ich Clelland und sah in sein finsteres Gesicht. Seine Gesichtszüge waren, jetzt, wo ich sie mir mal genauer anschauen konnte, sehr viel ausgeprägter. Als erwachsener Mann sah er toll aus, viel besser als damals als schlaksiger Junge.
»Betrachte es als Geschenk«, sagte er. »Hab ich doch gerade gesagt. Hast du nicht zugehört?«
»Oh«, sagte ich.
»Ich wollte dich nur aufziehen«, erklärte er. »Werden Teenager denn heutzutage nicht mehr veräppelt?«
»Doch, dauernd«, erwiderte ich. »Wir sind der Abschaum der Gesellschaft.«
»Armes kleines Ding«, sagte Olly.
»Okay«, sagte Clelland. »Was ich damit meine, ist Folgendes: Du hast die Chance, gewisse Dinge noch mal zu machen, stimmt‘s?«
Ich nickte.
»Und wir glauben - na ja, darüber haben wir gerade diskutiert, als du reingekommen bist...«
»Mhm.«
»... dass du möglicherweise in einer Art Zeitschleife feststeckst. Weil du in der Zeit zurückgereist bist. Dass bei der Hochzeit von Tashy und Max irgendwas Einschneidendes passieren muss.«
»Vielleicht begegne ich mir selbst«, mutmaßte ich.
»Möglich.«
»Es könnte zu einer Kollision von Materie und Antimaterie kommen, und du könntest dabei draufgehen«, sagte Olly.
Tashy ging zu ihm rüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Pst«, zischte sie.
»Ich meine doch nur«, protestierte er. »Immerhin besteht doch die Möglichkeit.«
»Mach ihr keine Angst.«
»Okay, gut. Die Mutantin könnte verschwinden, und ich könnte die alte Flora wiederbekommen«, überlegte Ol. »Und dann kann ich sie abservieren. Du hast Recht. Das gefällt mir schon viel besser.«
»Na ja, was ich damit sagen wollte ...«, erklärte Clelland zögerlich, und er muss einfach geahnt haben, was ich dachte, auch wenn er sich in seiner neuen Rolle als vernünftiger, erwachsener Mann noch so viel Mühe gab, mich als bloße übersinnliche Erscheinung abzutun, »... wenn es ein paar Dinge gibt, die du beim ersten Mal nicht getan hast, etwas, das richtig Spaß macht, was du aber versäumt hast - mach einfach schöne Sachen, an denen du Spaß gehabt haben könntest.«
Ich brachte es nicht über die Lippen. Ich konnte doch schlecht sagen: Was, all die Dinge, die ich versäumt habe, weil du nach Aberdeen gegangen bist?
»Na ja, vielleicht ist es jetzt an der Zeit, das alles nachzuholen«, schloss Clelland seine Überlegungen. »Vielleicht hast du nur einen Monat Zeit.«
Er sah mich mit seinen großen grauen Augen an, und ich fühlte mich innen drin ganz komisch. Ich merkte, dass Olly erst ihm und dann mir böse, misstrauische Blicke zuwarf.
»Genieße, dass es kein Morgen gibt, das meine ich damit. Weil du alles schon mal gemacht hast. Du hast die harte Arbeit schon getan. Du hast dir ein Leben aufgebaut. Sieh das Ganze als Urlaub. Gönn ihn dir.«
Ich sah, wie Tashy Olly ansah. Sie tätschelte ihm die Hand. Sie war uns wirklich eine gute Freundin.
10. Kapitel
Es war still am Frühstückstisch. Zu still. Meine Mutter und mein Vater knabberten schweigend an ihrem Toast, als ich mich zaghaft zu ihnen setzte. Lange sagte niemand ein Wort. Dann hüstelte mein Vater ein wenig und räusperte sich.
»Flora Jane«, setzte er an. Ich glaube, es gibt kein sichereres Zeichen, dass man sich irgendwie gewaltigen Ärger eingehandelt hat, als von seinen Eltern beim vollen Namen genannt zu werden.
»Es tut mir Leid«, sagte ich sofort. »Ich bin ein vorlauter Teenager, der seine Impulse nicht unter Kontrolle hat. Es tut mir wirklich
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