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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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werden.«
    »Ach ja, hatte ich ganz vergessen. Wir sind zu Justins Party eingeladen.«
    Kein Wunder, dass Darius so müde ausgesehen hatte. Beinahe hätte es mich umgehauen, als dieses kleine italienische Energiebündel sich mir mit Anlauf wie ein Preisringer an den Hals warf.
    »Was machen wir denn hier?«
    Angesichts des imposanten Gebäudes, vor dem wir standen, bekam Stanzi offenbar ein bisschen Muffensausen.
    »Das spielt keine Rolle«, beruhigte ich sie. »Stell dir einfach vor, du seist Agentin in geheimer Mission.«
    »Wir tragen unsere Schuluniformen.«
    »Glaub mir, Erwachsene können die verschiedenen Schuluniformen sowieso nicht auseinander halten.«
    »Echt nicht?«
    »Ehrlich«, sagte ich.
    »Hm ...«, brummte Stanzi und guckte ziemlich verdattert.
    »Okay, bist du so weit?«
    Wir beugten uns über die Brüstung des Atriums, in dem es von Grünpflanzen nur so wimmelte. Wir hatten uns hier eingeschlichen, da Jimmy, der Wachmann an der Rezeption, wie jeden Tag um diese Zeit vor dem Fernseher hing und die Matthew Wright Show guckte. Wie immer strömten graugesichtige Menschen durch die Eingangstüren hinein und hinaus. Wann hat man den Männern eigentlich eingetrichtert, sie müssten blau karierte Hemden und lila Krawatten tragen?
    Das wirkte nicht halb so frisch, wie man annehmen könnte. Und der Typ, dem das Schnellrestaurant Pret a Manger gehörte, musste Geld wie Heu verdienen. Aber es gab da eine kahle Platte ... einen verhassten, arroganten, ätzenden Schädel, den ich sehnlicher erwartete als alle anderen ...
    »Feuer frei!«
    Wir ließen die Wasserbomben mitten auf Mr. Deans Kopf fallen.
    »Das«, murmelte ich leise, »ist für damals, als ich für Ihre Kunden Kaffee kochen musste.«
    Beide Ballons trafen ihr Ziel perfekt: Einer landete auf seinem mit Schuppen übersäten Anzug, der andere auf seiner blanken Rübe.
    »O mein Gott!«, kreischte Stanzi völlig außer sich, als ich sie hinter mir her in die winzige Abstellkammer schleifte, von deren Existenz ich zufälligerweise wusste, seit Mr. Dean höchstpersönlich versucht hatte, mich bei der Weihnachtsfeier 1998 dort hineinzuzerren, als er ein paar Drinks zu viel intus gehabt hatte.
    Wir warteten, bis der Lärm draußen wieder abgeebbt war, und krabbelten dann unter dem Spülstein hervor.
    »Wer ist jetzt dran?«
    Ich hielt ihr den Mund zu und zog rasch Krawatte und Blazer aus.
    »Was machst du denn da?«
    »Ich muss als Angestellte durchgehen«, erklärte ich. »Bloß für eine Minute.«
    »Ich würde an deiner Stelle die Schultasche hier lassen«, empfahl Stanzi.
    »Okay.«
    Dann zog sie ihre Krawatte aus.
    »Nein«, sagte ich. »Das hier ist eine Solomission.«
    »Ich soll also hier drin hocken und vor Angst die Wände hochgehen, während du da draußen irgendwas anstellst? Nennst du das etwa fair? Was, wenn sie mich erwischen? Dann muss ich ihnen unter Folter deinen Namen verraten.«
    »Mach dir da mal keine Sorgen«, sagte ich.
    Ich schlich mich aus der Abstellkammer und hielt den Mathe-Ordner aus meiner Schultasche fest umklammert. Sollte aussehen wie Arbeitsunterlagen. Dann entdeckte ich jemanden, den ich kannte: Mike, den bärtigen Opportunisten, der nie wusste, was gerade so abging.
    »Mike!«, rief ich jovial mit hoch erhobenem Kopf. »Rachel von M&A. Wir müssen uns dringend mal über den Phillips-Deal unterhalten.«
    Mike wirkte gar nicht erfreut und geriet sofort, wie erhofft, in Panik, er hätte sich in dem angesprochenen Fall irgendwelche Versäumnisse zuschulden kommen lassen, also fing er nahtlos an zu nicken und zu stottern und automatisch mit seinem Sicherheitsausweis vor der Tür herumzuwedeln.
    »Sind Sie neu hier?«, fragte er schließlich.
    »Praktikantin«, erklärte ich. »Ich will mal sehen, ob ich den ganzen verstaubten Laden nicht ein bisschen auf den Kopf stellen kann.«
    »Okay ...« Er wirkte ziemlich beunruhigt, als fürchte er, ein Teenager könne möglicherweise seinen Job besser machen als er selbst. Womit er absolut Recht hatte.
    »Ich rufe Margo später an und arrangiere ein Meeting«, sagte ich, sehr zu seiner Beunruhigung.
    »Ahm, ja, viel zu tun, aber ...«
    Ich kratzte die Kurve nach links. Die Tür zu Mr. Deans Büro stand weit offen.
    »Das ist einfach ein Zeichen unglaublicher Respektlosigkeit«, schimpfte er gerade vor seiner langjährigen, leidgeprüften Chefsekretärin und strich sein Jackett glatt. »Ich verstehe das einfach nicht.«
    Ich klopfte an die Tür. »Entschuldigen Sie bitte ...

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