Einmal Hochzeit und zurück
trinken und eine ausgedehnte Party-Nachfeier veranstalten. Hurra! Ich hatte ganz vergessen, dass Partys immer Gesprächsstoff für viele Wochen lieferten und lang und breit durchgekaut werden mussten. Diesmal würde ich Fallon so richtig schön fertig machen!
In der Mittagspause machte ich mich klammheimlich vom Acker. In der ganzen Aufregung hätte ich fast vergessen, dass ich mit Tashy verabredet war. So langsam wurde ich eine Expertin im Hinausschleichen, aber ehrlich gesagt wollte ich auch unbedingt den neuesten Klatsch und Tratsch hören und erzählen.
Ich hatte einen Bärenhunger und verschlang gierig einen überbackenen Toast und einen Schoko-Milkshake - ich war immer so unglaublich hungrig während Tashy kreuzunglücklich in der schwül-warmen Luft des kleinen Cafés hockte und mir beim Essen zusah.
»Weißt du noch damals, als ich die Fröhliche war und du die Sorgentante?«, fragte sie.
Gewaltsam zwang ich mich, nicht mehr andauernd daran zu denken, dass ich einen Siebzehnjährigen geküsst hatte.
»Aber ich mache mir doch auch Sorgen!«, beeilte ich mich zu protestieren. »Mir bleiben noch genau zwölf Tage Zeit, bis ich mir selbst begegne und mich in Luft auflöse. Oder vielleicht wird mein anderes Ich mich adoptieren. Kann ich noch einen Toast essen? Habe ich dir schon erzählt, dass ich eine Eins bekommen habe?«
Tashy wandte den Blick ab und seufzte tief. »Können wir darüber reden oder willst du dich bloß voll stopfen und so tun, als hättest du mit nix was am Hut.«
»Okay, Tash«, sagte ich. »Heirate ihn nicht. Bitte. Tu es nicht. Du findest schon noch einen anderen, ganz bestimmt.«
»Darum geht es nicht«, widersprach sie.
»Hochzeiten werden doch alle naselang abgesagt. Und in ein paar Jahren hast du eine lustige Geschichte zu erzählen.«
»Darum geht es auch nicht«, sagte sie. »Hör auf, dich so ... jung zu benehmen.«
Ich schob die Unterlippe vor.
»Weißt du was?«, fuhr sie fort. »Ich bin beinahe versucht zu sagen, zum Geier mit den 30.000 Pfund.«
»30.000 Pfund!«, rief ich. »Bist du bescheuert? Damit hättest du 16-mal um die ganze Welt reisen können!«
»Ja, besten Dank. Olly hat mich auch schon darauf hingewiesen. Aber sag du mal meiner Mutter, sie soll Tante Nesta wieder ausladen.«
»Tja, ist ja auch wirklich gut angelegtes Geld«, brabbelte ich hastig. »Und Nesta betrinkt sich und kippt während der Ansprachen vom Stuhl.«
»Echt? Tja, dann lohnt sich der ganze Aufwand ja wenigstens.« Tashys Stimme klang bitter.
»Ja«, murmelte ich.
»Nein«, bellte sie unvermittelt und spielte aggressiv mit dem Süßstoff. »Darum geht es nicht. Es geht nicht um diesen ganzen Kram. Das ist mir endlich klar geworden. Die ganze Nacht habe ich heulend neben Max gelegen. Nachdem er den ganzen Abend mit einem Freund am Telefon über Computer gelabert hatte.«
»Alles eine Frage der Kommunikation«, brummte ich.
»Und ich habe mir gedacht: Ich halte das nicht aus. Ich halte es einfach nicht aus. Ich kann nicht mit diesem Mann essen gehen oder ihn mitnehmen, wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, wenn er so todlangweilig ist und mich überhaupt nicht unterstützt und so gar nicht wie ich ist.«
Ich nahm ihre Hand.
»Deine Finger sind total fettig«, murrte sie und guckte sich um, ob man sie versehentlich für eine Pädophile auf Beutefang halten könnte.
»Entschuldigung«, murmelte ich. Ich wischte mir die Hände an meinem Schulrock ab und hatte das Gefühl, gerade einen ordentlichen Rüffel von einem Erwachsenen eingesteckt zu haben. Dann wurde mir klar, wie blöd das war.
»Okay, gut, dann lass es eben«, sagte ich. »Sieh mich an. Die Welt steckt offensichtlich voller Überraschungen. Schicksalhafte Wendungen lauern um jede Ecke. Du musst einfach nur -«
»Flora«, unterbrach Tashy mich ernst. »Das ist jetzt sehr wichtig. Willst du wieder zurückkommen?«
Irgendwie fühlte ich mich überrumpelt. »Ich dachte, wir reden hier über dein Leben«, grummelte ich.
»Ich meine es ernst, Flo. Es ist sehr wichtig.«
Und ich dachte darüber nach. Ganz angestrengt. Ich dachte ans Büro. Und ich dachte an meinen 32-jährigen Körper. Ich dachte an die Kunsthochschule. Und an Justin. Und Clelland. Und an die vielen Möglichkeiten - alles anders zu machen, zu verändern. Aber am allermeisten dachte ich an meine Mum und meinen Dad.
»O Gott«, stöhnte ich.
»Was?«, fragte Tashy. »Was ist denn?«
»Tja ... na ja«, stammelte ich, »ich meine, klar.«
Tashy sagte erst
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