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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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mal gar nichts und starrte mich bloß mit einem total entnervenden, durchdringenden Blick an. Dann: »Das klingt, als seist du dir da nicht so sicher.«
    »Aber meine Mum, Tash. Meine Mum. Du hast sie noch nicht so gesehen ... ich meine, du kennst sie, aber du kriegst das ganze Drama nicht so hautnah mit wie ich. Die vielen Tränen, die vielen Anrufe ... ich glaube, mein Dad verlässt sie - und beim ersten Mal habe ich sie allein gelassen. Ich bin zur Uni gegangen und habe sie ihrem Schicksal überlassen. Ich habe sie fast vor die Hunde gehen lassen.«
    Wir starrten einander an. »Und was heißt das jetzt?«
    Wir hatten uns beide nach vorn über den Tisch gebeugt, weil uns das so verdammt wichtig war. Die Sache war ernst sehr ernst.
    Ich dachte an Clellands amüsierten Gesichtsausdruck angesichts meiner misslichen Lage. Der würde bald wieder mit seiner Madeleine nach Afrika abschwirren, und ich würde ihn nie wiedersehen. Stattdessen würde ich wieder in Belsize Park hocken, mutterseelenallein, und bald dem Club der alten Jungfern beitreten können ...
    »O Gott, Tashy, ich weiß nicht... ich weiß einfach nicht... können wir die ganze Sache nicht später besprechen?«
    »In eineinhalb Wochen?« Tashy wirkte gequält. »Sieh mal, Olly und ich haben viel darüber geredet.«
    »Mhm?«
    »Die Sache ist die. Die Sache ist die - ich kann nicht einfach die ganze Hochzeit abblasen.«
    »Und warum nicht?« Irgendwie hatte ich das Gefühl, ein bisschen auf dem Schlauch zu stehen.
    »Wenn du mit einem Wunsch beim Anschneiden meiner Torte in der Zeit zurückreisen konntest...«
    Plötzlich fiel der Groschen. Mir klappte vor Schreck die Kinnlade runter.
    »O nein«, stöhnte ich.
    »Aber das könnte ich dir nicht antun«, sagte sie. »Du stehst ja völlig neben dir. Herrje ...« Ihre Stimme klang seltsam erstickt. »Was ist schon eine kleine Scheidung unter Freunden?«
    »Bitte heirate ihn nicht.«
    »Wenn ich dich damit dazu verurteile, dein ganzes Leben noch mal durchzumachen, in einer fremden Welt? Das könnte ich nicht. Das kann ich nicht. Tut mir Leid, Schätzchen.«
    »Es ... es wird schon gut gehen«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    »Es sieht ganz danach aus, als hättest du gar keine Wahl, wenn ich nicht heirate.«
    Ich starrte sie an. »Und die nächsten 60 Jahre isst Max weich gekochte Eier und furzt im Bett«, seufzte sie leise.
    Da nahm ich ihre Hand, und wir sahen uns mit verschwommenem Blick und Tränen in den Augen an. Die ganze Zeit... ich meine, ja, ich hasste es, hier zu sein, aber es gab schließlich weitaus schlimmere Dinge, die mir hätten zustoßen können, oder nicht? Selbst wenn ich nicht da war, wo ich hingehörte. Dann fiel mir etwas ein.
    »Ich sollte sowieso besser hier bleiben«, sagte ich. »Wegen Mum.«
    »Du weißt es nicht. Du weißt nicht, wie du dich am Tag X entscheiden wirst. Du weißt es nicht, okay?« Sie war wütend. »Und wenn ich dir dieses Fenster vor der Nase zuschlage, dann war‘s das. Game over. Hockeyschläger und Führerscheinprüfungen bis zum Jüngsten Tag.«
    Stumm saßen wir da, während uns Tränen übers Gesicht liefen.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Justin, der spielerisch Blätter in die Luft wirbelte, als er mich auf dem Weg nach draußen einholte. Seine Füße sahen riesig aus in den Turnschuhen, in keinem rechten Verhältnis zu seinen dürren Beinchen. Ich musste lächeln.
    »Nein, alles okay«, winkte ich ab und schüttelte den Kopf. Nichts, was ich diesem Unschuldslamm aufbürden wollte.
    Wir gingen in Richtung Café. Stanzi, Kendall und Ethan saßen bereits nebeneinander in der gepolsterten Sitzecke. Stanzi spielte an einer großen roten Plastiktomate herum, ganz offenkundig entzückt, die Henne im Korb zu sein.
    »Hey, hey«, rief Ethan, als wir hereinkamen, und ich setzte mich. Dann schaute ich mich um. Der Laden war genauso gammlig, wie ich ihn in Erinnerung hatte, mit Aschenbechern aus Stanniol und Gardinen, die bloß noch der fettige Dreck zusammenhielt. Die gesprungenen Fliesen strotzten nur so vor Schmutz. Aber, dachte ich, als ich die klebrige laminierte Speisekarte nahm, das machte mir nichts aus. Wichtig war bloß, dass wir hier waren, in der Hauptstraße, coole Kids, die die Stadt unsicher machten und Eis-Colas tranken. So schlimm, wie wir dachten, konnte die Welt doch nicht sein, oder? Das mit Tash würde sich schon einrenken, oder nicht? Ich guckte Justin an, der gerade bei der oberunfreundlichen Kellnerin was für mich bestellte. Kendall und Ethan

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