Einmal Hochzeit und zurück
unterhielten sich darüber, was sie machen wollten, wenn sie mit der Schule fertig waren.
»Ich gehe zum Raumfahrtprogramm«, verkündete Kendall ernsthaft. »Die brauchen gute Ingenieure.«
»Jedenfalls bessere als sie momentan haben«, pflichtete Ethan ihm bei. »Ich glaube, ich gehe aufs St. Martin‘s.«
»Oh, ich auch«, platzte ich ohne nachzudenken heraus.
»Ehrlich? Eine Kunsthochschule? Du?«
»Nennst du diese liebreizende junge Lady etwa eine Streberin?«, fragte Justin und streute noch ein bisschen Zucker auf seine Eis-Cola.
»Nein«, erwiderte Ethan. »Hey, dann können wir ja zusammen unseren inneren Schweinehund entdecken.«
»Vielleicht nicht unbedingt zusammen«, sagte ich.
»Nein«, stimmte Justin zu.
»Ich werde Modedesignerin«, erklärte Stanzi. »Alle großen Designer kommen aus Italien.«
»Bis auf die französischen«, wandte ich ein.
»Ich gründe Di Ruggerio Designs. Fantastisch.«
»Ich will ja nicht unhöflich sein«, sagte Justin, »aber du hast neuerdings jeden Tag ein Darius-T-Shirt über deinem Schul-Shirt an.«
Lächelnd blickte ich aus dem Fenster. Draußen ging Fallon vorbei, ganz allein. Sie wirkte missmutig und trat nach einem Blatt, das ihr im Weg lag. Und dann ging mir auf, warum: Sie hatte uns alle durchs Fenster hier sitzen sehen. Ich starrte sie an, bis sie endlich hochguckte und mich sah.
»Komm rüber«, formte ich mit den Lippen und winkte sie heran. Sie zeigte mir einen Vogel, und ich lächelte sie an. Es war echt bescheuert.
»Komm rein!«, forderte ich sie noch mal auf.
Nach kurzem Zögern kam sie herein.
Kendall und Stanzi rückten zusammen und machten ihr Platz, allerdings erst nachdem Stanzi mir einen vorwurfsvollen Blick nach dem Motto »Was zum Teufel soll das denn?« zugeworfen hatte.
»Cola?«, fragte ich freundlich.
»Light«, entgegnete sie.
Es machte Spaß. Wirklich großen Spaß. Und es lenkte mich von den Entscheidungen ab, die ich treffen musste. Wir waren unbesiegbar, nichts war unmöglich, wir konnten die ganze Welt erobern, wenn wir nur wollten. Und als Justin und ich dann im goldenen Abendlicht nach Hause gingen, da war ich tatsächlich nur ein Schulmädchen mit einer Schultasche über der Schulter, das an seiner Krawatte zog, die es inzwischen wieder ohne nachzudenken band.
»Was denkst du gerade?«, fragte Justin.
»Ähm, ich...«
Doch noch ehe ich antworten konnte, beugte er sich rüber und küsste mich, und das mitten auf der Straße. Eine saublöde Idee. Schließlich standen wir genau vor dem Haus seiner Eltern. Am helllichten Tag. Jeden Moment konnte jemand vorbeikommen. Meine Eltern, Tashy, Clelland ... Nach einer Sekunde wand ich mich aus seinen Armen.
»Das ist doof«, sagte ich.
»Wieso ist das doof?«, fragte er und kam schon wieder näher.
»Weil es ... doof ist.«
Er verdrehte die Augen und wirkte überrascht. »Doof ... wie meinst du das?« Und wieder lächelte er und streichelte mir sanft den Nacken, was sich irgendwie seltsam vertraut anfühlte. Ich schloss die Augen. Ich spürte, wie er langsam immer näher rückte. Ich ließ die Augen zu. Sanft küsste er mich auf den Hals. Ein wundervolles Gefühl. Der sonnige Herbsttag war nicht mehr als ein blendendes Licht jenseits meiner Augenlider, und ich überließ mich dem köstlichen Gefühl von Justins Lippen und seinem Körper, der sich gegen mich presste.
Ich überließ mich ganz und gar diesem Gefühl. Seinen weichen, jungen Lippen, seinem 17-jährigen Körper. Durch sein T-Shirt konnte ich die sehnigen, harten Muskeln spüren. Er war schon dabei, ein Mann zu werden. Sein Mund war salzig und weich und hart zugleich und schmeckte so gut wie ... so gut wie ... nein, ich wollte gar nicht daran denken, wann ich das letzte Mal so unter einem frühherbstlichen Himmel geküsst worden war. Ich schloss die Augen und ließ mich von diesem Gefühl wegtragen.
Völlig aufgewühlt schnappte er nach Luft, als er meine knackigen kleinen Brüste berührte. Wie lange war es her, seit ich jemanden so erregt hatte, dass er nach Luft schnappen musste, und wie lange, seit jemand mich geküsst hatte, als würde er ertrinken oder als würde er sterben, wenn er seinen Körper nicht gegen meinen pressen konnte? Zu verdammt lange.
»Was zum Teufel macht ihr da?«
Clelland kam aus einem kleinen schwarzen Fiesta gestürmt, der am Bordstein angehalten hatte. Am Steuer saß Maddie und guckte unbeschreiblich missbilligend. Clelland blickte ungläubig von mir zu Justin und wieder
Weitere Kostenlose Bücher