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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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würde ...
    Anscheinend war das allerdings kein Freischein, seinen schnuckeligen kleinen Bruder zu verführen.
    Ich war tief in Gedanken versunken und dachte abwechselnd an das kribbelige Hochgefühl, das Justins junger Körper und sein frischer, süßer Geruch bei mir ausgelöst hatten, und daran, dass ich felsenfest davon überzeugt war, ihm keinerlei bleibende seelische Schäden zugefügt zu haben. Dann dachte ich an Clelland, und wie es wohl für ihn gewesen sein musste, zu sehen, wie das Mädchen, das er früher immer geküsst hatte, einen anderen küsste. Tja, das hätte er sich früher überlegen müssen, dachte ich bockig. Zum Beispiel in der Zeit, ehe er nach Aberdeen gegangen war.
    Ich achtete überhaupt nicht auf meine Umgebung. Meine Mum war zu ihrer Schwester gefahren, und irgendwie schien es mir zu gelingen, meinem Vater überhaupt nicht mehr über den Weg zu laufen. Vielleicht hätten da bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln müssen.
    »Weißt du, verheiratet zu sein ist gar nicht so einfach«, sagte er nachdenklich, während er mir am Samstagmorgen knusprige Pfannkuchen auf den Teller häufte.
    Was du nicht sagst, dachte ich.
    »Ja«, fuhr er fort. »Es ist ein immerwährender Kampf.«
    Ich guckte ihn mit leerem Blick an. »Den du ganz eindeutig gewinnst«, erklärte ich entschieden.
    Er knurrte.
    Mein kleines Handy fing an, »Colourblind« zu dudeln. Vielleicht sollte ich mir mal einen anderen Klingelton runterladen. Argwöhnisch nahm ich das Ding und ging damit nach oben. Es war Tashy.
    »Bitte zank nicht mit mir«, flehte ich augenblicklich. »Wenn ich noch einen Menschen verliere, der mich kennt, höre ich vielleicht ganz auf zu existieren.«
    »Was?«, fragte Tashy. »Warum sollte ich denn mit dir zanken?«
    »Weil ich dich in die eheliche Sklaverei zwinge.«
    »Um ehrlich zu sein, es tut mir Leid.«
    Ihre Stimme klang gedämpft.
    »Du hast die Hochzeit abgeblasen«, rief ich ganz aufgeregt. »Schon okay. Ich verstehe das. Du hast sogar Recht. Gut so. Ich habe lange genug hin und her überlegt, ob ich zurückkommen oder hier bleiben soll. Und ich denke, ich sollte hier bleiben. Ich muss meine Bewerbung für die Kunsthochschule noch fertig machen. Glücklicherweise werte ich seit fünf Jahren Bewerbungsunterlagen aus, und darum sind meine auch absolut perfekt.«
    »Hol mal kurz Luft. Ich habe die Hochzeit nicht abgesagt«, unterbrach sie mich leise.
    »Ach. Max ist ein wirklich liebenswerter Mann.«
    »Halt die Klappe. Ich habe allerdings die Hochzeitsrücktrittsversicherung aufgestockt.«
    »Vermutlich eine weise Entscheidung.«
    »Wie dem auch sei. Darum geht es gar nicht.«
    »Worum geht es dann?«
    Tash stieß einen Seufzer aus. »Also, eigentlich kannst du froh sein. Du kannst froh sein, dass du nicht dabei warst.«
    »Dass ich wo nicht dabei war?«
    »Sieh mal, Flora, ich hätte dich doch unmöglich vorstellen können, und die ganze Sache wäre unsagbar peinlich gewesen, und bestimmt wäre es nicht so ungezwungen gewesen, wenn du dabei gewesen wärst und ...«
    Fast musste ich lachen, als endlich der Groschen fiel und mir klar wurde, worüber sie redete.
    »Du hast mich nicht zu deiner Junggesellinnen-Abschiedsparty eingeladen?«
    »Nein«, antwortete sie tief beschämt. »Und es tut mir ehrlich und aufrichtig Leid.«
    Ich lachte. Wenigstens lenkte mich das ein bisschen von meinen eigenen Problemen ab.
    »Wen interessiert denn eine blöde Junggesellinnenparty?«
    Sie seufzte theatralisch.
    »Okay, dann tue ich eben so«, lenkte ich ein. »Hattet ihr diese bescheuerten Autoaufkleber mit ›Achtung Anfänger!‹?«
    »Ja.«
    »Und billige Plastikschleier?«
    »Ja.«
    »Eine wüste Mischung von Leuten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen wie Arbeit, Freizeit und Familie, die den ganzen Abend stumm nebeneinander sitzen, weil sie außer dir nichts gemeinsam haben, weshalb du auch dafür verantwortlich bist, dass alle einen schönen Abend haben, obwohl Heather die ganze Sache organisiert hat, und deine Mutter sitzt da und raucht Kette und passt ganz genau auf, was und wie viel du isst und trinkst?«
    »Weißt du was, ich habe mich schon gewundert, warum du mich nicht im Vorfeld damit genervt hast«, sagte Tash. »Du wusstest doch ganz genau, wann die Party steigt.«
    Weil ich mich zur Unzeit aus dem Staub gemacht hatte, war Tashy nichts anderes übrig geblieben, als ihre große Schwester, Heather, zu bitten, sich darum zu kümmern. Mehr schlecht als recht.
    »Aber ich habe momentan

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