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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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auch. Kirschrot. Sehr verführerisch.«
    Er senkte den Kopf und küßte mich.
    Ich weiß, daß ich ihm ein Knie in den Unterleib hätte rammen sollen, aber der Kuß war einfach köstlich. Joe Morelli hatte das Küssen nicht verlernt. Es fing sachte und zärtlich an und hörte heiß und stürmisch auf. Dann ließ er mich los und lächelte. Da wußte ich, daß er mich reingelegt hatte.
    »Erwischt«, sagte er.
    »Du Schweinehund.«
    Er langte um mich herum und zog den Schlüssel aus dem Zündschloß. »Ich will nicht, daß du mir folgst.«
    »Auf die Idee wäre ich nie gekommen.«
    »Ach nein? Ich lege dir trotzdem ein paar Steine in den Weg.« Er ging zu dem Müllcontainer neben dem Feinkostgeschäft und warf den Schlüsselbund hinein.
    »Waidmannsheil«, sagte er, während er schon wieder auf seinen Lieferwagen zumarschierte. »Aber putz dir bitte die Schuhe ab, bevor du in meinen Wagen steigst.«
    »Warte mal«, rief ich hinter ihm her. »Ich habe ein paar Fragen. Ich will etwas über den Mord wissen. Ich will etwas über Carmen Sanchez wissen. Und stimmt es, daß sie einen Killer auf dich angesetzt haben?«
    Er stieg ein und fuhr vom Parkplatz.
    Der Container war riesig. Anderthalb Meter hoch, anderthalb Meter breit und zwei Meter lang. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte hinein. Er war zu einem Viertel voll und stank nach totem Hund. Ich konnte die Schlüssel nirgends sehen.
    Eine schwächere Frau als ich wäre in Tränen ausgebrochen. Eine klügere Frau hätte Ersatzschlüssel bei sich gehabt. Ich zog eine Holzkiste neben den Container, stellte mich darauf und sah noch einmal hinein. Der meiste Müll steckte in Beuteln, von denen einige bei der Landung aufgeplatzt waren. Angebissene Hamburger, Kartoffelbrei, Kaffeesatz, Bratfett, undefinierbarer Matsch und Salatköpfe, die sich allmählich wieder in Urschlamm zurückverwandelten, quollen heraus.
    Der Anblick erinnerte mich an totgefahrene Tiere. Asche zu Asche, Mayo zu ihren verschiedenen Bestandteilen. Ganz egal, ob es sich um Katzen oder Krautsalat handelt, das Ende ist nicht appetitlich.
    Ich dachte an alle Leute, die ich kannte, aber mir fiel keiner ein, der blöd genug gewesen wäre, für mich in einen Müllcontainer zu steigen. Okay, sagte ich zu mir. Jetzt oder nie. Ich schwang ein Bein hinüber, blieb einen Moment so hängen und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Dann ließ ich mich langsam hinunter. Wenn ich nur den leisesten Hauch von einer Ratte gerochen hätte, wäre ich wie der Blitz wieder draußen gewesen.
    Konservendosen rollten unter meinen Füßen weg, und schon stand ich in weichem, matschigem Brei. Ich merkte, daß ich wegrutschte, und hielt mich schnell am Rand des Containers fest, wobei ich mir auch noch den Ellenbogen zerschrammte. Ich fluchte und kämpfte mit den Tränen.
    Ich fand eine relativ saubere Plastiktüte, die ich als Handschuh benutzen konnte, und tastete mich damit durch den Matsch. Ich ging äußerst vorsichtig vor, weil ich panische Angst davor hatte, mit dem Gesicht voraus in die Artischocken und Kalbshirne zu kippen. Es war erschreckend, wieviel Essen weggeworfen wurde. Diese Verschwendung war fast genauso widerwärtig wie der alles durchdringende Modergeruch, der mir in die Nase stieg und sich an meinem Gaumen festsetzte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich die Schlüssel endlich in einem gelblichbraunen Schleimklecks entdeckte. Da in der Nähe keine Windeln lagen, ging ich davon aus, daß es sich bei dem gelben Zeug um Senf handelte. Ich steckte todesmutig die Hand hinein und mußte würgen.
    Ich hielt den Atem an, warf den Schlüssel im hohen Bogen aus dem Container und machte, daß ich ebenfalls rauskam. Dann wischte ich die Schlüssel, so gut es ging, mit der Plastiktüte sauber. Das meiste von der gelben Matsche bekam ich ab. Es mußte reichen. Ich zog die Schuhe aus, ohne sie anzufassen, und streifte mit zwei Fingern die Söckchen von den Füßen. Ich betrachtete mich von oben bis unten. Bis auf ein paar Flecken Thousand-Island-Dressing auf der Vorderseite des T-Shirts schien ich einigermaßen unbeschadet davongekommen zu sein.
    Neben dem Container stand ein Stapel Altpapier. Ich deckte den Fahrersitz mit dem Sportteil einer Zeitung ab, für den Fall, daß ich womöglich doch irgendwelchen widerlichen Dreck auf meiner Rückseite übersehen hatte, und legte eine weitere Zeitung auf die Fußmatten vor dem Beifahrersitz. Darauf stellte ich vorsichtig meine Schuhe und Söckchen.
    Plötzlich sprang mir

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