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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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Nummer eins meiner Prioritätenliste zu machen und ungefähr … na ja, ungefähr tausend Prozent meiner Zeit in Anspruch zu nehmen. Wenn wir erst mal richtig fest zusammen sind, so lautete meine verquere Argumentation, dann nehme ich den Rest meines Lebens und meiner Karriere in Angriff, und alles wird sich wunderbar zusammenfügen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass genau das irgendwann passieren würde, es war nur eine Frage der Zeit. »Du tust James so gut«, sagten seine Bekannten. Als wäre ich ein echt guter Fang.
    Aber in der Zwischenzeit gingen meine Träume, Produzentin zu werden, den Bach hinunter. Ein einziger Blick auf James und die Art, wie er seine Arbeit machte, genügte, um mich zu der Überzeugung zu bringen, dass ich nicht den stählernen Magen hatte, den man für dieses Geschäft anscheinend brauchte.
    »Wenn du wissen möchtest, ob du das Zeug zum Produzieren hast«, sagte er gern zu mir, »dann geh auf die Bank, nimm einen Kredit von zweihundert Riesen auf, steck das Geld in Brand und geh weg, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Wenn du den Nerv
dafür
hast, dann kannst du auch produzieren. Du musst risikofreudig sein, Baby.«
    Meine Vorstellung von Risikofreude ist eher, einen Light-Joghurt aus dem Kühlschrank zu holen und ihn zu essen, obwohl das Verfallsdatum schon einen Tag überschritten ist. Deshalb dachte ich, wenn ich’s mir richtig überlege, sollte ich wohl lieber bei meinem netten sicheren Job bleiben. Obwohl ich James in den ersten paar Jahren unserer Beziehung immer wieder mit Ideen für Filme oder TV -Sendungen belieferte. Er setzte eine ganze Menge davon tatsächlich um, und sie funktionierten auch, worauf ich sehr stolz war. Im Rückblick muss ich allerdings feststellen, dass ich keinerlei Anerkennung dafür bekam. Zum Beispiel war die Sitcom
Mein toller Ehemann
ganz allein meine Idee. Und auch die Dokumentation über die Frauen, die Hunde ausführen, um Typen kennenzulernen.
Leinen und Liebhaber
hieß die Sendung und stieß auf viel positive Resonanz. Ebenfalls meine Idee. Ich will ja nicht angeben, aber irgendwann ging es so weit, dass James immer als Erstes zu mir kam, wenn er ein Projekt für ein weibliches Publikum brauchte. In dem ganzen Getöse nach der Ausstrahlung, mit den Kritiken und dem Pressegedöns und allem vergaß er dann regelmäßig, von wem die Idee ursprünglich stammte. Ich will ja nicht rumjammern, ich meine nur, es hätte ihn nicht umgebracht, wenigstens danke zu sagen.
    Alle möglichen Flashbacks überschwemmen mich, eine Zeitraffermontage von Situationen, die mir hätten zeigen müssen, dass ich auf dem Holzweg war, die ich aber tunlichst ignoriert habe. All die roten Warnflaggen, die man wegrationalisiert, wenn man verliebt ist. Zum Beispiel, als Kates Labrador Welpen hatte und ich unbedingt einen davon haben wollte. »Überleg doch mal, wie das unseren Lebensstil beeinträchtigen würde«, sagte James. »Wir könnten nicht mehr einfach in den Flieger steigen und das Wochenende in Rom oder Paris verbringen.«
    »Aber das machen wir doch sowieso nicht«, wandte ich ein. »Oder?« Nach einem hitzigen Streit lenkte ich schließlich ein, in der geheimen Hoffnung, dass er vielleicht schon so ein romantisches Wochenende geplant hatte und mich überraschen wollte. Aber nichts dergleichen geschah. Nie.
    Oder seine Reaktion, als wir auf der Hochzeit meines Cousins waren und jemand ganz harmlos wissen wollte, ob er und ich die Nächsten sein würden, die sich das Jawort gaben. Eine absolut naheliegende Frage an ein Paar, das seit fünf Jahren zusammenlebt.
    »Wir glauben nicht an die Ehe«, antwortete James blasiert für uns beide. »Ist doch bloß eine Verschwörung der Romantiker gegen die Realisten.«
    Vermutlich sollte das geistreich klingen, aber ich weiß nur noch, dass ich mich gekränkt und beschämt abwandte und mich den ganzen Tag darüber ärgerte, dass ich ihn nicht augenblicklich zur Rede gestellt hatte. Sollte er doch gefälligst für sich selbst sprechen! Ich glaubte nämlich zufällig an die Ehe! Aber man sieht die eigene Beziehung ja selten so deutlich wie auf einer fremden Hochzeit. Das hat irgendwas damit zu tun, dass es da um Liebe und Glück und Hoffnung auf die Zukunft geht. Aber ich redete mir, idiotisch wie ich bin, geflissentlich ein, dass James einfach noch nicht bereit war. Irgendwann würde er schon einsehen, wie sehr er mich liebte und brauchte und dass er nicht ohne mich leben konnte.
    Schon komisch, dass sich alles Schlechte in

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