Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll

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ausgedrückt«, sagt er in extrem gemessenem Ton, »dass meine Situation zurzeit seeeeehr heikel ist und es nicht wünschenswert wäre, wenn jemand dich hier sieht.«
    »Ich weiß, ich weiß, das hast du mir schon erklärt. Angenommen, Charlottes Mutter, diese Schreckschraube, die sich in alles einmischen muss, oder ihre Pokerface-Schwester, die unentspannter ist als eine Sprungfeder, kommt vorbei, um Charlottes Sachen abzuholen, wo sie ja beide das Gefühl haben, sie haben das Recht, hier zu jeder Tages- und Nachtzeit reinzuplatzen. Nehmen wir an, sie tauchen plötzlich auf, solange ich da bin? Glaub mir, ich kenne sämtliche Risiken. Aber ich wollte dich einfach sehen.«
    WAS hat sie da gerade gesagt? Fassungslos starre ich Kreisch-Sophie an. Ich meine, wie kann sie es wagen, meine Mutter und meine Schwester auf diese respektlose Art zu beschreiben? Ich zittere vor Wut, werfe ihr böse Blicke zu und möchte nichts lieber, als ihren Pudelkopf mit Ohrfeigen traktieren. Wenn ich doch nur nicht tot wäre!
    »Das ist immer noch Charlottes Famiiiielie, und im Augenblick müssen wir das respektiiiiiieren, okay?«
    Doch Sophie reagiert überhaupt nicht darauf, sondern fällt auf einmal über ihn her, ohne sich von seinem verkaterten, gereizten Zustand abschrecken zu lassen – ganz zu schweigen von dem abgestandenen Alkoholgestank. Verführerisch reibt sie ihm die Arme und zupft an der Wolldecke, die er sich um die Schultern geschlungen hat.
Meine
Wolldecke!
    »Ach, komm schon, Babe, sei nicht sauer auf mich, weil ich mir Sorgen gemacht habe«, flüstert sie betont sexy, schmiegt sich an ihn und knabbert an seinem Ohrläppchen, was ihn, wie ich ja weiß, mit am allerbesten antörnt.
    »Ich hab dich vermisst, Jamie«, haucht sie dazu.
    Jamie?
    »Ich hab mich so einsam gefühlt ohne dich. Wir waren nicht mehr zusammen, seit … na ja … seit Charlottes Unfall …«
    Ach bitte, es ist elf Uhr vormittags!
    »Mmmmm«, brummt er kloßig, lässt sie mit seinen strähnigen Haaren spielen und sich auf den Hals küssen. Wobei er allerdings die ganze Zeit die Auffahrt im Auge zu behalten versucht. Falls Declan auftaucht.
    Okay, wenn Engel sich übergeben können, dann kommt mir, glaube ich, gleich das Kotzen.
    »Du empfindest doch immer noch das Gleiche für mich, oder nicht?«, säuselt sie, während sie versucht, sein Gesicht abzuknutschen, und ihre Quietschestimme ist so süß wie Sacharin. Man könnte glatt Diabetes kriegen.
    »Mmmmm«, stöhnt er, und jetzt erwidert er ihre Küsse und begrapscht nebenbei ihre Oberschenkel. »Es tut mir auch leid, dass ich dich vorhin so angeschnauzt habe, Baby«, flüstert er ihr schwer atmend ins Ohr.
    »Ist schon okay, das versteh ich ja.«
    »Liebst du mich noch? Obwohl ich so ein fieser Mistkerl bin?«
    »O ja, ich liebe dich. Und du bist nicht fies, du willst nur, dass die Leute dich für fies halten. In Wirklichkeit bist du ein richtiges Schmusekätzchen.«
    »Obwohl ich so unleidlich bin? Und dich blöd behandelt habe?«
    »Ich liebe dich immer noch.«
    »Obwohl ich im Moment stinke wie Kalkutta bei Ebbe?«
    Typisch James Kane: Eine Frau erst rumkriegen, indem er den kleinen verirrten Jungen spielt, und dann Witze machen. Auch wenn sie schlecht sind.
    »Ich liebe dich immer noch«, kichert sie. »Aber jetzt hör auf zu reden und bring mich nach oben.«
    Okay, jetzt … kommt mir aber tatsächlich die Galle hoch.
    » DAS REICHT ! Hört sofort mit dem Getue auf!«, brülle ich aus Leibeskräften. Ich komme mir vor wie ein Voyeur, und das passt mir überhaupt nicht. Noch mehr von diesem Quatsch halte ich nicht aus, auf gar keinen Fall.
    »Was?«, sagt James und weicht ein Stück zurück.
    »Nichts, Darling«, antwortet Sophie verwundert.
    »Du hast mir doch grade gesagt, ich soll aufhören.«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Doch, hast du.«
    » OH, KÖNNT IHR DEN TOTEN NICHT WENIGSTENS EIN BISSCHEN RESPEKT ZOLLEN ?«, knurre ich wütend. Natürlich ärgere ich mich auch über mich selbst, weil ich so dumm war zu denken, dass dieser Mistkerl mich tatsächlich liebt und ohne mich nicht mehr weiterweiß. Im Leben war ich blind für die Realität, und offenbar hat sich daran im Tod nicht viel geändert.
    »Sophie, hast du gerade gesagt, ich soll den Toten Respekt zollen?«, fragt James. Und jetzt kriegt mich keiner mehr zum Schweigen.
    » DA IST MAN GRADE MAL UNTER DER ERDE, UND IHR ZWEI BENEHMT EUCH HIER WIE …«
    »Hörst du das nicht?«, fragt er wieder und sieht sich um, als wäre ein