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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Wenn ich an all die Boxenluder denke, die er so aufgabelt, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er von mir mehr will, als mit mir befreundet zu sein. Was in Ordnung ist, denn ich würde ihn nicht mal mit der Mistgabel anfassen.
    Auf einmal muss ich an die Nacht in Monaco denken, als ich in seiner Nähe plötzlich Schmetterlinge im Bauch hatte. Mir wird unbehaglich zumute. Und dann denke ich an Will. Ich sehe ihn deutlich vor mir, seine blauen Augen starren mich an, dann verschwimmt er wieder.
    »An was denkst du?«, fragt Luis.
    »Hm?«
    »Ich habe gefragt, an was du gerade denkst.«
    »Ehrlich gesagt, habe ich gerade an Will gedacht.«
    Er verstummt und biegt aus einem Kreisverkehr auf eine Straße ab, die bergauf führt. Bisher sind wir Hauptstraßen gefahren, doch jetzt sind wir auf Landstraßen, und Luis drückt auf die Tube. Ich klammer mich an die Armlehnen, mein Magen zieht sich zusammen.
    »Bist du mal bei Will zu Hause gewesen?«, fragt Luis auf einmal.
    Ich zögere, bevor ich die Wahrheit sage. »Ja. An dem Abend vor …«
Vor Silverstone
, will ich sagen, oder:
An dem Abend, bevor er starb
, doch irgendwie wollen die Worte nicht herauskommen.
    »Echt?« Luis wirft mir einen Seitenblick zu.
    Ich schweige und könnte schwören, dass er noch mehr Gas gibt.
    »Luis! Fahr langsamer!«
    »Warum?«
    »Weil du zu schnell fährst!«
    »Hast du Angst?«, fragt er trocken.
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    Seltsamerweise macht das Eindruck. Sofort geht er vom Gas. Er fährt auf einmal sogar so langsam, dass ich denke, er bleibt jeden Moment stehen. Oh. Er hält tatsächlich an.
    »Was hast du eigentlich gedacht, was passiert wäre?« Verärgert sieht er mich an.
    Ich bin ratlos. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Von Will. Glaubst du ernsthaft, dass er Laura verlassen wollte?«
    »Luis, im Ernst: Halt jetzt die Klappe!« Wut steigt in mir auf. »Wen interessiert das überhaupt noch?«
    »Es ist wichtig!«
    »Warum?«
    »Ist es einfach!«
    Kurz starren wir uns wütend an, dann beruhige ich mich so weit, dass ich sprechen kann. »Fahren wir jetzt noch irgendwo hin, oder soll ich aussteigen und zu Fuß weitergehen?«
    »Wir füttern jetzt die verfickten Schwäne!«, fährt er mich an.
    »Okay, dann füttern wir halt die verfickten Schwäne!«
    »Okay! Verfickt nochmal!«
    Ich muss lachen. Sekunden später muss er auch lachen.
    »Du machst mich wahnsinnig«, sagt er und fährt wieder los. »Da hat Will echt noch mal Glück gehabt.«
    Sofort bin ich wieder ernst, und es fühlt sich an, als würde jemand mein Herz zerquetschen. »Das ist überhaupt nicht komisch«, bringe ich hervor.
    »So habe ich das nicht gemeint«, sagt Luis schnell.
    Doch auf einmal ist Will überall. Er ist in meinem Kopf, ich bekomme ihn nicht mehr heraus. Er führt mich die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer, er küsst mich an der Tür seines Hotelzimmers in China, er streicht sich in Bahrain das Haar aus dem Gesicht, auf der Terrasse von Nonna reibt er mir über den Arm, dass ich eine Gänsehaut bekomme … Ich habe einen Kloß im Hals und merke, wie sich ein Schluchzen aus meiner Brust befreien will. Ich will nicht wieder weinen. Ich finde, ich habe genug geweint. Ich versuche, den Kloß herunterzuschlucken, doch es klappt nicht.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt Luis besorgt.
    Ich schüttel kurz den Kopf.
    »Das war nur ein Witz eben«, sagt er.
    Ich bekomme kein Wort heraus. Er verstummt eine Weile, dann wirft er einen Blick zu mir herüber und sagt vorsichtig: »Weißt du noch, in Bahrain, als ich behauptet habe,
ich
hätte darum gebeten, dass du unsere persönliche Hostess wirst?«
    Ich runzel die Stirn und nicke, verwirrt, dass er jetzt auf dieses Thema zu sprechen kommt.
    »Das war gelogen.«
    Mein Kopf schnellt zu ihm herum. »Du hast gelogen?«
    »Ich wollte dich bloß ärgern. In Wirklichkeit hat Will gefragt«, erklärt er.
    »Und das erzählst du mir
jetzt
?«, frage ich verbittert. Tränen steigen mir in die Augen.
    »Ich dachte, das macht dir bessere Laune«, sagt er verwirrt.
    »Tut es aber nicht«, sage ich schnippisch, und Wut wallt in mir auf.
    »Wir sind gleich da«, verkündet er, ohne meinen aufkeimenden Zorn zu bemerken.
    »Ich habe keine Lust mehr«, bringe ich durch zusammengebissene Zähne hervor. »Bring mich nach Hause zu Holly!«
    »Daisy!«
    » SOFORT !«, schreie ich ihn an.
    »Ach, komm schon. Wir machen uns eine schöne …«
    »Bring mich verdammt nochmal zurück zu meiner Freundin, und zwar sofort!«, sage

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