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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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plötzlicher Themenwechsel macht mich sprachlos. »Warum?«
    »Hast du Lust, mit mir essen zu gehen?«
    »Ähm, ja, ich … ich denke, das geht …«
    »Gut. Dann hole ich dich um halb zwölf ab.« Er stellt sich auf ein Bein und zieht einen Schuh aus. Ich stehe da, immer noch leicht verwirrt, während er auf dem anderen Bein herumhüpft und den zweiten Schuh auszieht. Dann greift er nach seinem Reißverschluss. »Willst du mir beim Ausziehen zusehen, oder was?«
    »Hm?«
    »Ich muss mich umziehen. Falls du mich also nicht nackt sehen willst, gehst du jetzt besser.«
    »Ja, sicher.« Ich haste aus dem Zimmer.
    Catalina ist an diesem Wochenende da, obwohl sie eigentlich nicht kommen wollte. Das hat Simon Holly am Donnerstagabend mitgeteilt, der einzige Abend, der ihnen blieb, bevor seine Frau kam, also hat Holly schlechte Laune. Der Tuk-tuk-Spaß vom letzten Jahr ist nur noch eine schwache Erinnerung, deshalb bin ich froh, dem Hotel ein paar Stunden entschwinden zu können, selbst wenn es nur mit Luis ist.
    »Wo gehen wir hin?«, frage ich, als er mich am Samstagvormittag mit zwanzig Minuten Verspätung abholt. Holly ist unterwegs, will ein bisschen Zeit mit Simon verbringen, weil Catalina einkaufen gegangen ist.
    »Ins Raffles«, sagt Luis.
    »Oh, wie edel«, necke ich ihn.
    »Wir treffen uns da mit Simon und einigen Sponsoren.«
    »Oh.« Ich bin ein wenig perplex. »Meinst du nicht, du hättest mir mal vorher Bescheid sagen können?«
    »Ich dachte, das würde dich nicht stören.«
    »Na, vielleicht hätte ich was anderes angezogen.« Ich zeige auf mein khakifarbenes Sommerkleid.
    »Du siehst gut aus.«
    »Und wenn ich nicht gut ausgesehen hätte?«
    »Dann hätte ich es dir gesagt, als ich dich abgeholt habe.«
    Er raubt mir schon wieder den letzten Nerv. Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen?
    Die Luftfeuchtigkeit hier trifft einen wie ein Hammer. Manchmal hat man Schwierigkeiten zu atmen. Wir wohnen in einem Fünf-Sterne-Hotel auf der Orchard Road, Singapurs Fifth Avenue. Der Concierge ruft uns ein Taxi, wir steigen ein. Das Raffles Hotel ist nur gute zehn Minuten entfernt.
    Ich bin noch nie in dem berühmten Hotel im Kolonialstil gewesen, habe aber schon viel davon gehört. Wir speisen im Long Bar Steakhouse, und es sitzen schon einige Personen am Tisch, als wir eintreffen. Ich zähle fünf Männer und eine Frau.
    Oh,
cazzo
, das ist Catalina.
    »Hi, Luis«, sagt Simon und steht auf, um Luis die Hand zu geben. Ich entdecke Pierre, den ehemaligen Testfahrer, der Will ersetzt hat, daneben Catalina. Pierre ist Franzose, hat schlaffes hellbraunes Haar und ist einige Zentimeter kleiner als ich.
    »Hi, Daisy!« Simon zuckt leicht zusammen, als er auch mir die Hand gibt. Er wundert sich offenbar, mich hier zu sehen, was mir noch mehr Unbehagen bereitet. Catalina fällt fast die Kinnlade runter. Ihr Blick huscht zwischen Luis und mir hin und her, und ein gehässiger Ausdruck legt sich auf ihr Gesicht. Wahrscheinlich geht sie davon aus, dass ich eins von seinen Boxenludern bin, und es versteht sich von selbst, dass ich das nicht gerade toll finde.
    »Setzt euch, setzt euch«, fordert Simon uns auf und weist auf die letzten beiden freien Stühle am Tisch. Luis zieht einen für mich hervor, und ich nehme neben Norm Gelltron Platz.
    »Da sind Sie ja wieder!«, dröhnt Norm, während eine Kellnerin die Getränkebestellungen aufnimmt.
    »Sollen wir auch direkt das Essen bestellen?«, fragt Simon, und alle stimmen zu.
    »Entschuldigung«, sage ich zu Norm, damit ich mit Luis schnell einen Blick auf die Speisekarte werfen kann. Wir sind merklich zu spät, alle haben schon Hunger. Nie im Leben werde ich mich hier entspannen können. Ich bestelle ein Gericht mit gegrillten Meeresfrüchten und bleibe bei stillem Wasser, von dem bereits eine Flasche auf dem Tisch steht.
    »Das ist ja eine Überraschung, dich hier zu sehen«, bemerkt Catalina und rümpft die Nase. »Ja, davon nehme ich auch noch was.« Sie weist mit dem Kinn auf die Wasserflasche, nach der ich gerade gegriffen habe, so dass ich aufstehen und mich über den Tisch beugen muss, um ihr Glas nachzufüllen. »Schon besser«, sagt sie und lächelt mich niederträchtig an. Ich verstehe nur Bahnhof. »Jetzt erkenne ich dich, wo du uns bedienst.«
    Ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll, doch mehrere Gäste am Tisch rutschen unbehaglich auf ihren Stühlen herum. Ich bin sauer, versuche aber, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ich kann hier keinen

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