Einmal rund ums Glück
war.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, entschuldigt er sich bei den Sponsoren. »Viel los auf den Straßen.«
»Kein Problem«, sagt Simon und zeigt Luis seinen Stuhl. Erst als er sich gesetzt hat, erblickt er mich und zuckt leicht zusammen.
»Oh, hi! Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest!«
»Ich bin nur eingesprungen«, entgegne ich beschämt, weil mich nun alle ansehen. Bis jetzt war ich eine unsichtbare Kellnerin. »Weizen, Roggen oder Mehrkorn?«, frage ich und halte ihm den Brotkorb hin.
»Danke, nichts.«
Ich sehe ihn tadelnd an.
»Na, gut. Das da, bitte.« Er weist auf ein Mehrkornbrötchen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Simon belustigt ist.
»Wie war es in Italien?«, erkundigt sich Luis bei mir. Alle hören uns zu.
»Sehr schön«, antworte ich kurz angebunden und folge Holly nach draußen. Kurz darauf kehren wir mit der Vorspeise, geräucherter Lachs, zurück.
»Danke.« Luis schaut grinsend zu mir auf, er hat wieder das vertraute Zwinkern in den dunkelbraunen Augen. Ich versuche, ein ernstes Gesicht zu machen, als ich den Sponsor neben ihm bediene. Norm Gelltron ist der Geschäftsführer und große Geldgeber.
»Mir gefällt Ihr neuer frischer Look, Luis«, dröhnt Norm mit seinem amerikanischen Akzent.
»Sie ist Schuld daran.« Luis weist mit dem Daumen auf mich.
»Wirklich?«, fragt Norm neugierig.
»Allerdings. Na ja, eigentlich ihre Großmutter. Die hat mir den Bart abrasiert.«
Ein lauter Chor beeindruckter und überraschter
Ahhs
und
Ohhs
erklingt am ganzen Tisch.
»Ihre Großmutter, ja? Dann kennen Sie beide sich also privat, ja?« Zwölf Augenpaare sind auf mich gerichtet. Bis eben war ich noch unsichtbar, jetzt stehe ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
»Ähm …«, mache ich.
»Wir sind befreundet«, mischt sich Luis ein. »Stimmt’s, Daisy?« Er sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an und stopft sich ein Lachsschnittchen rein.
»Ähm, ja«, murmel ich und erröte, aber freue mich insgeheim.
Schnell husche ich aus dem Raum, und Holly grinst mich an.
»Befreundet?«, fragt sie draußen. »Wenn man bedenkt, dass du ihn regelrecht gehasst hast …«
»Ich habe ihn nicht gehasst«, fahre ich ihr über den Mund.
»Und wie«, sagt sie sarkastisch.
Zehn Minuten später gehen wir wieder hinein, um die Teller abzuräumen. Der von Luis ist spiegelblank. »Guck mal!«, sagt er wie ein Achtjähriger, sichtlich stolz auf seine Leistung.
»Gut gemacht«, flüster ich belustigt.
»Daisy passt auf, dass ich richtig esse«, erklärt Luis den anderen.
»Ach, wirklich?«, sagt Norm. »Mensch, Daisy, Sie sind ja eine Wahnsinnsfrau!«, dröhnt er.
Wieder werde ich rot.
»Du bist eine Wahnsinnsfrau, Zuckerschnecke, stimmt’s?« Luis klopft mir auf den Po.
»He!« Ich schlage ihm auf den Arm.
»Und frech dazu.« Luis lacht.
Als das Dessert serviert wird, bin ich schon so oft rot geworden, dass ich vermute, meinem Gesicht bleibt gar keine Zeit, wieder seine normale Farbe anzunehmen. Holly findet das Ganze höchst amüsant.
»Das ist superpeinlich!«, rufe ich.
»Nein, gar nicht«, lacht sie. »Simon findet es bestimmt wunderbar.«
»Meinst du?«, frage ich hoffnungsvoll.
»Mit Sicherheit. Er kann es nicht ausstehen, wenn die Sponsoren so tun, als wären wir gar nicht anwesend.«
»Hm. Ich wusste ja nicht, dass ihm so was wichtig ist.«
»Tja, es gibt so einiges, was du nicht über Simon weißt. Du müsstest ihn mit meinen Augen sehen können.«
»Nee, lieber nicht!« Ups, das wollte ich nicht laut sagen. »Sorry, ich hab ihn mir nur gerade mit runtergelassenen Hosen vorgestellt.« Ich kichere vor mich hin, und nach anfänglicher Verwirrung stimmt Holly ein.
Als ich Luis’ Dessertteller abräume, fragt er: »Warum läuft du ständig weg?«
»Ich arbeite hier«, sage ich leise. Wieder sind die anderen ganz Ohr.
»Bleib doch hier und red mit mir«, verlangt er, als ich zum nächsten Teller weitergehe.
»Das geht nicht.« Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.
»Was hast du heute noch vor?«, will er wissen. Inzwischen bin ich um den halben Tisch herum.
»Arbeiten.«
»Hast du Lust, dir den Nachmittag freizunehmen und mit mir eine Spritztour zu machen?«
»Das geht leider nicht.« Mein Gott, ist das peinlich!
»Aber nein, so ein Angebot können Sie doch nicht ausschlagen!«, dröhnt Norm. »Einer der besten Nachwuchsrennfahrer der Welt lädt Sie zu einer Spritztour ein? Du gibst ihr doch heute Nachmittag frei, oder?«, fragt er
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