Einmal rund ums Glück
Simon.
»Selbstverständlich«, erwidert Simon locker.
»Siehst du!«, freut sich Luis. Ich stehe am Ende des Tisches, die Teller in den Händen, und sehe ihn skeptisch an. »In fünf Minuten?«, fragt er.
»Ich muss erst noch Kaffee kochen.«
»Ich hab eigentlich keine Lust auf Kaffee. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich schon mal abzische, oder?«, fragt Luis die anderen am Tisch.
Ich runzel die Stirn. »Ich kann nicht einfach abhauen.«
Holly grinst mich an. »Mit dem Kaffee komme ich auch allein klar.«
»Na, dann los, ihr beiden!«, dröhnt Norm.
Ich sehe zu Luis hinüber, und er zwinkert mir zu. Als ich den Raum verlasse, ruft er mir nach, er würde im Flur auf mich warten. Holly bricht vor Lachen zusammen, kaum dass wir die Tür hinter uns geschlossen haben.
»Das war so genial!«, keucht sie zwischen zwei Lachsalven.
»Ich kann nicht fassen, dass er mir das antut«, sage ich und eile den Gang hinunter in Richtung Küche.
»So lustig …«
Ich beschließe, Holly beim Kaffee zu helfen. Als wir wieder zum Besprechungszimmer gehen, lehnt Luis vor der Tür an der Wand.
»Na los, komm!«, sagt er und wirft scherzhaft einen Blick auf die Uhr. »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Ich will den hier nur eben abstellen«, sage ich und weise mit dem Kinn auf den Kaffee in meiner Hand.
»Das mache ich schon.« Luis nimmt mir die Kanne ab und folgt Holly ins Besprechungszimmer. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür erneut, und jubelnder Applaus brandet auf, als Luis hinausgeht. »Wenn das mit dem Rennen nicht läuft, kann ich immer noch als Zuckerschnecke arbeiten«, sagt er.
Ich verdrehe die Augen. »Nie im Leben.«
Auf dem Parkplatz richtet er seinen Schlüssel auf einen grau-weißen Bugatti Veyron. Ich kenne den Wagen, weil Johnny auch so einen hatte, und ich weiß, dass er zu den schnellsten – und teuersten – Autos der Welt gehört. Ich bemühe mich, nicht beeindruckt zu sein, doch es gelingt mir nicht so recht.
»Das ist nicht meiner«, sagt Luis, als er mein Gesicht sieht. »Den hat mir der Vorstandsvorsitzende von irgend so einer Firma geliehen. Die wollen mich überreden, bei einer Werbekampagne mitzumachen.«
»Was sollst du denn anpreisen?«
»Uhren. Schickimicki-Teile«, fügt er hinzu und steigt in den Wagen.
»Wird dir oft so was angeboten?«, frage ich, als wir angeschnallt sind.
»Schon ab und zu. Wenn ich Weltmeister werde, wird es nächstes Jahr noch mehr.«
»Glaubst du, dass du noch eine Chance hast?«
Er wirft mir ein neckisches Lachen zu. »Süße, ich habe immer eine Chance.«
»Du Spinner!« Ich schüttel den Kopf und kicher in mich hinein. Langsam rollt Luis zum ersten Sicherheitstor. »Wo fahren wir hin?«, frage ich.
»Nur so durch die Gegend«, sagt er. »Und anschließend vielleicht nach Marlow, Schwäne füttern.«
Ich muss lachen.
»Was ist?«, fragt er.
»Ich hätte dich nicht für einen gehalten, der Schwäne füttern geht«, erkläre ich.
Er wirft mir einen Seitenblick zu und sagt neckend: »Es gibt einiges, das du nicht über mich weißt, Daisy Rogers.«
»Ist das so, Luis Castro?«
Wir bringen die letzten Sicherheitsschleusen hinter uns, und Luis drückt aufs Gas.
Mir kommt ein Gedanke. »Ärgert es dich eigentlich, wenn die Leute deinen Namen englisch aussprechen und ›Lewis‹ sagen statt ›Luisch‹?«
»Nervt ein bisschen«, gibt er zu. »Aber am wichtigsten ist, dass sie überhaupt über mich reden.«
»Selbst wenn es keine Nettigkeiten sind?«
Er verzieht das Gesicht. »Hm. Dann vielleicht nicht.«
»Holly hat mir erzählt, die Presse wäre jetzt viel freundlicher.«
»Mal sehen, wie lange das anhält. Ich dachte schon, wenn das so weitergeht, müsste ich zurück nach Brasilien ziehen.«
»Wo wohnst du denn?«, frage ich plötzlich. Ich weiß nicht einmal, ob er ein Haus in England hat.
»In Hampstead«, erwidert er. »Im Norden von London.«
»Ich kenne Hampstead.« Jetzt bin ich wirklich beeindruckt. »Es ist wunderschön da. Wie sieht dein Haus aus?«
»Komm doch mal vorbei, dann kannst du es dir ansehen.«
»Hm, weiß nicht genau …«
»Warum nicht? Wir sind doch Freunde, oder?«
»Sind wir das?«
»Na, klar! Ich weiß Sachen über dich und du über mich, die sonst keiner weiß. Und ich vertraue dir. Du mir auch, hoffe ich.«
Ich denke über seine Worte nach, bevor ich antworte. »Doch, das tue ich. Schon lange.«
Hat Nonna recht? Hat Luis Gefühle für mich? Oder bin ich bloß jemand, mit dem er reden kann?
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