Einmal rund ums Glück
gehört, wie er mich gerade genannt hat? Beziehungsweise uns?« Meine Stimme ist noch ganz schrill vor Entrüstung.
»Nein, wie denn?« Holly lächelt Luis entschuldigend an.
»Zuckerschnecke!«, rufe ich.
Holly lacht. »Das ist unser Spitzname, Daisy.«
»Wie, deiner und meiner?« Ich bin höchst unangenehm überrascht.
»Nein«, sagt sie und winkt ab. »Von uns allen. Von allen Hostessen, die im Service arbeiten. Die werden in jedem Team so genannt. Das ist liebevoll gemeint.«
»Na, da bin ich mir aber nicht so sicher«, murmelt Luis gerade so laut, dass ich es hören kann.
Holly reicht ihm eine bis zum Rand gefüllte Schale. »Möchtest du ein Proteinshake dazu?«, fragt sie.
Luis blickt auf seinen Kaffee und legt den Kopf schräg. »Hm, ja, warum eigentlich nicht?«
Ich starre ihn nur noch böse an.
»Was ist?«, fragt er unschuldig.
In dem Augenblick betritt Will den Gästebereich, und mein Gesichtsausdruck muss sich massiv verändern, denn Luis schnellt herum, um zu sehen, wem meine Aufmerksamkeit gilt. Ich versuche, meine Aufregung zu überspielen, indem ich die Theke vor mir putze. Will setzt sich zu Tarquin und Frederick. In Luis’ Augen blitzt es.
Später am Nachmittag bin ich in die Arbeit vertieft, als mich plötzlich jemand beim Namen ruft.
»Hey, Daisy!« Pete steckt den Kopf um die Ecke.
»Was willst du?«, rufe ich forsch zurück.
»Kommst du heute Abend mit?«
»Wohin? Was habt ihr vor?«
Übertrieben schaut er nach rechts und links, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite ist. »Wir wollen in die Stadt, uns volllaufen lassen.«
»Schon wieder? Solltest du nicht eigentlich ein leuchtendes Vorbild sein? Du bist der Chefmechaniker.«
»Tja, und du bist die Chefzuckerschnecke.« Er grinst mich an, und ich merke, dass sich mehrere Kollegen verstohlen zugrinsen.
»Was habt ihr jetzt alle mit diesem Wort?«, bricht es aus mir heraus. »Ich habe es noch nie zuvor gehört, und auf einmal reden alle davon!«
Pete bricht in Lachen aus. »Na ja, Luis hat mir erzählt, was du heute Morgen für ein Gesicht gemacht hast.«
Der schon wieder.
»Der kommt aber nicht mit, oder?«
»Nee, er muss zu irgendeiner Sponsorenveranstaltung.«
»Schon wieder?«
»Ja. Da läuft ständig irgendwas. Er hasst das.«
»Das tut mir aber leid. Okay, dann komme ich mit«, erwidere ich von oben herab. »Solange er nicht dabei ist.«
»Ich kann aber nicht versprechen, dass er nicht später nachkommt.«
Wir wohnen in einem Hotel mitten im Zentrum. Die Mechaniker sind im selben Haus untergebracht, so dass wir uns für den Abend in der Hotelbar verabreden. Holly und ich haben wieder die Frühschicht übernommen, so dass Frederick uns gehen lässt, nachdem wir beim Abendessen geholfen haben. Zum Glück sind Klaus und Gertrude keine geborenen Partylöwen, das passt also gut.
Wir gehen in eine Bar, von der aus man einen tollen Blick auf die in der Nacht weiß strahlenden Petronas-Türme hat. Selbst nach einer Stunde fällt es mir schwer, den Blick von diesem Wolkenkratzerpaar mit der Verbindungsbrücke zu lösen. Erst als Dan eine SMS von Luis erhält, in der er wissen will, wo wir sind, bekomme ich wieder etwas mit.
»Sag’s ihm nicht!«, bettel ich.
Dan lacht nur und tippt eine Antwort. »Was hast du denn gegen ihn?«, fragt er anschließend.
»Ich verstehe nicht, wieso ihn überhaupt jemand leiden kann.«
»Was hat er dir bloß getan?«, hakt Dan nach.
»Zuerst hat er mich fast umgefahren und dann über Frauen am Steuer geschimpft.«
»Das hat er doch nicht ernst gemeint.«
»Hat er wohl!«, entgegne ich erzürnt.
»Schon gut.« Dan gibt auf.
Als Luis später auftaucht, habe ich immer noch schlechte Laune. Wen er dabei hat, entdecke ich erst, als die beiden fast an unserem Tisch stehen.
»Will!«, ruft Pete.
Plötzlich bin ich benommen, zittrig, aufgeregt ohne Ende. Alle Männer springen auf und geben den beiden Rennfahrern die Hand. Ich werfe Holly einen kurzen Blick zu. Sie verdreht die Augen.
»Rutsch mal, ja?«
Ich sehe hoch; Luis steht neben mir. Offenbar habe ich eine verzögerte Reaktionszeit, denn er zieht an meinem Arm und zeigt auf den Stuhl neben mir. Widerwillig rutsche ich rüber.
»Wie sieht’s aus, Zuckerschnecke?«, fragt er, als er sitzt.
Böse funkel ich ihn an. »Bildest du dir wirklich ein, dass ich dir darauf antworte?«
Luis lehnt sich auf dem Stuhl zurück und grinst mich an. Seine Zähne blitzen in der schummrigen Beleuchtung.
»Du kannst mich nicht
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