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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Seite.
    »Hast du keinen Freund?«, fragt er beiläufig.
    »Ähm, ich? Nein.«
    »Echt nicht?« Er ist überrascht.
    »Warum? Sollte ich?« Ob das wohl zu abwehrend klingt?
    »Nein, wenn du keinen haben willst.«
    »Ich meine, wenn ich wollte, könnte ich natürlich einen haben …«
    »Da bin ich mir sicher«, sagt er belustigt.
    »Aber ich will keinen.« Jetzt halt aber mal den Mund, Daisy!
    »Kein Problem.« Will schaut wieder auf die Uhr.
Cazzo
, ich versaue es hier wirklich.
    »Kommen deine Eltern oft zu den Rennen?«, frage ich schnell. Ich will keine Belanglosigkeiten mit ihm austauschen. Wir haben nur so wenig Zeit.
    »Nein. Die kommen nie«, entgegnet er schroff.
    »Warum nicht?« Ich möchte so gerne mehr über ihn wissen …
    Will setzt einen Fuß an der Vorderkante seines Stuhls ab und legt lässig den Arm um das Knie. Als er nicht antwortet, bereue ich meine Frage. Aber dann sagt er doch noch etwas.
    »Wir stehen uns nicht besonders nahe.« Er wischt über das Kondenswasser, das sich außen an seinem Glas gebildet hat.
    »War das schon immer so?« Ich drehe mich zu ihm um, so dass er mir ins Gesicht sehen muss.
    »Mehr oder weniger«, erwidert er mit einem flüchtigen Blick zu mir. »Seit sie mich als Kind ins Internat gesteckt haben.« Er überlegt. »Doch, es gab Tage …« Er verstummt.
    »Was war da?«, hake ich nach.
    »Ach, ich musste nur gerade daran denken, wie einmal eines unserer Pferde ausriss, als ich noch klein war. Es hätte mich fast totgetreten. Damals war meine Mutter lieb zu mir.« Ich halte den Atem an, kann kaum fassen, dass er mir so etwas Intimes anvertraut. Dann wird seine Stimme fester. »Im Großen und Ganzen hat sie mich aber auf Distanz gehalten. Und mein Vater auch.« Er trinkt einen Schluck Wasser.
    »Das ist traurig«, murmel ich.
    »Ist schon in Ordnung«, sagt er leichthin und setzt den Fuß wieder ab. »Man gewöhnt sich dran.«
    »Nein, das stimmt nicht«, gebe ich überzeugt zurück. »An so etwas gewöhnt man sich nie.«
    Lange schaut er mir in die Augen. Der Schmerz in seinem Blick tut mir weh, aber ich kann trotzdem nicht wegsehen. »Sie sind jetzt bestimmt sehr stolz auf dich«, sage ich schnell, um es wiedergutzumachen.
    Will macht ein verwirrtes Gesicht, schüttelt den Kopf und lacht trocken. »Ich weiß gar nicht, warum ich dir das erzähle.«
    Ich verstumme. Will schaut zur Theke hinüber. »Ich muss mal nach Luis sehen.« Er will aufstehen.
    »Wahrscheinlich hat er wieder irgend so ein Boxenluder aufgegabelt«, sage ich gehässig.
    Will schmunzelt. »Das werde ich ihm sagen.«
    »Nein, bitte nicht«, flehe ich ihn an. »Er kann mich so schon nicht leiden.«
    Will grinst, denkt offenbar, dass ich das im Scherz gesagt habe. »Kommst du mit?«, fragt er und zeigt auf die Theke. »Ich will dich hier nicht allein sitzen lassen.«
    Ich sehe, dass Holly mit Pete Schnaps trinkt.
    »Klar.« Holly hat ihre Handtasche auf dem Stuhl liegenlassen. Ich nehme sie mit, und wir gesellen uns zu den anderen.
    »Daisy!«, ruft Dan. »Komm und trink einen Kurzen mit uns!«
    »Ich muss in ein paar Stunden wieder aufstehen!« Ich lache. »Und du übrigens auch.«
    »Wo ist Will?«, ruft Holly.
    Ja, wo ist Will geblieben?
    Verdutzt blicke ich mich um, doch er ist nirgends zu sehen. Ich fühle mich ausgeschlossen, nicht zu den anderen gehörig. Wenn Will nicht hier ist, möchte ich auch nicht hier sein. Wo ist er denn? Ist er wirklich –?
    »Er ist gegangen«, unterbricht Luis meine Gedanken. Es ist, als würde in meinem Kopf eine Schrotflinte abgefeuert.
    Ich beachte ihn nicht.
    »Ist schon gut, Zuckerschnecke, du siehst ihn doch morgen wieder.«
    » HÖR AUF , MICH SO ZU NENNEN !«, schreie ich aus vollem Hals. Alle drehen sich zu mir um.
    »Daisy!« Holly zuckt erschrocken zusammen.
    »Ich bin weg!« Und mit einem Blick, der jeden um mich herum töten könnte, stürze ich aus der Bar.

Kapitel 5
    Luis erscheint als Erster zum Frühstück. Ich ignoriere ihn, Holly übernimmt für mich.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragt sie freundlich.
    »Müsli. Und ein paar Bratkartoffeln.«
    Das ist aber eine gesunde Mischung, Luis! Ich behalte meine Gedanken für mich.
    »Kaffee? Saft? Shake?«, fragt Holly.
    »Saft, danke.«
    Das ist alles. Er geht davon. Verwirrt sehe ich ihm nach.
    »Was ist?«, fragt mich Holly.
    »Er hat mich gar nicht beachtet.«
    »Wundert dich das nach dem, was du gestern Abend zu ihm gesagt hast?«
    Hm. Ich hole Toast aus der Küche, räume ein bisschen auf,

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