Einmal rund ums Glück
verbringen.
»Wann soll ich denn kommen?«, frage ich sinkenden Mutes, und stelle mir ein letztes Mal vor, wie wir an weißen Sandstränden Cocktails trinken.
»Ende der Woche wäre besser.«
»Okay«, erwidere ich leicht zögernd. Dann kann ich wenigstens noch ein paar Tage mit meiner Freundin verbringen. »Ich rufe Ally noch mal an.«
»Gut.«
Holly wird nicht gerade erfreut sein. Doch als Will mir ein strahlendes Lächeln schenkt, steht sie plötzlich nicht mehr im Vordergrund meiner Gedanken.
Kapitel 6
Es ist so weit: Ich habe ganz offiziell Langeweile. Versteh mich keiner falsch, hier ist es
wunderschön
. Warme Sonnentage … ein Fünf-Sterne-Hotel mit Blick auf das funkelnde Wasser von Manama Bay … ein hoteleigener Strand, Palmen in Hülle und Fülle am umwerfenden Außenpool. Ich weiß, dass ich keinen Grund habe, mich zu beschweren, aber ich kann nicht anders. Verdammt, Holly fehlt mir!
Ich bin von Kuala Lumpur direkt hergeflogen, doch anstatt mich wie sonst immer mit meiner Freundin zu amüsieren, musste ich neben Frederick in der luxuriösen Business Class sitzen. Normalerweise hocken Holly und ich nebeneinander im Flieger, lästern über alles und jeden und betrinken uns mit den Freigetränken, doch auf diesem Flug schlief mein Chef die meiste Zeit, und ich hörte sein Schnarchen noch durch den Kopfhörer. Filme im Flugzeug haben einen ganz anderen Effekt, wenn im Hintergrund eine Kettensäge arbeitet.
Zuerst war mir gar nicht klar, dass Frederick auch mitkommen würde, doch seit ich hier bin, habe ich jeden Tag mit ihm verbracht. Ich bereite die Mahlzeiten der Fahrer und wichtigsten Teammitglieder in der Penthousesuite unseres superedlen Hotels zu und husche danach wieder in mein Zimmer einige Stockwerke tiefer. Will und Luis hingegen verbringen den Großteil ihrer Zeit mit ihren Personal Trainern Tarquin und João – Luis hat João auf Simons Drängen aus Brasilien einfliegen lassen.
Will habe ich kaum zu Gesicht bekommen, Luis ist ganz nett gewesen, benimmt sich aber im Großen und Ganzen, als würde ich nicht existieren, und Catalinas Extrawünsche gehen mir einfach nur noch auf die Nerven. Man könnte glatt meinen, ich sei ihre Sklavin. »Hol mir dies! Hol mir das! Ich brauche Wasser! WASSER !«
Grrr.
Ich kann es nicht erwarten, dass Holly in ein paar Tagen hier ist, dann können wir gemeinsam durch die Suks von Manama streifen. Bisher war keiner da, mit dem ich auf Touristentour hätte gehen können, dabei kann ich es kaum erwarten, die Al-Fateh-Moschee zu besichtigen. Außerdem soll es so einen einsamen Baum mitten in der Wüste geben, der durch eine unterirdische Quelle am Leben gehalten wird. Er heißt »Baum des Lebens« oder so ähnlich.
Tja, ich hatte viel Zeit, die Reisebroschüren im Hotelzimmer zu lesen, merkt man das?
Am fünften Tag habe ich schließlich die Nase voll und gehe, um mal was anderes zu sehen, nach unten in die Hotelbar. Alkohol ist – anders als im benachbarten Saudi-Arabien – in Bahrain nicht verboten, aber ich hatte bisher niemanden, mit dem ich was trinken konnte. Will ist praktisch abstinent, und Luis, na ja, Luis ist Luis. Doch nach mehreren einsamen Abenden am Pool und darauffolgendem einsamen Fernsehgenuss auf meinem Zimmer, habe ich heute Abend beschlossen, mich notfalls allein zu betrinken. Auch wenn ich dann wie eine Alkoholikerin dastehe.
Von der Bar sieht man auf den Swimmingpool und das blaue Meer dahinter. Eine Weile stehe ich da, genieße den Ausblick und schlürfe meinen Cocktail durch den Strohhalm. Dann sehe ich, dass ein dunkelhaariger Mann allein an einem Tisch am Fenster sitzt. Luis.
Meine Erleichterung ist so groß, dass ich in den sauren Apfel beiße und mit meinem Glas zu ihm hinübergehe. Kurz kommt mir der Gedanke, dass er vielleicht mit einer Frau verabredet ist, aber da ist es auch schon zu spät zum Umdrehen. Er hat mich gesehen.
»Hallo, Zuckerschnecke«, begrüßt er mich.
Ich setze mich, denn ich bin zu verzweifelt auf der Suche nach Gesellschaft, um mich über seine Stichelei aufzuregen.
»Hallo,
testa di cazzo
«, erwidere ich grinsend.
»Sackgesicht?«
»Du lernst schnell.«
»Schon gut. Prost.« Er beugt sich vor und stößt mit mir an.
»Was ist das?«, frage ich.
»Wodka Tonic.«
»Weiß das dein Trainer?« Ich hebe eine Augenbraue.
»Nicht, solange du es ihm nicht verrätst.«
»Mal sehen, wie ich gleich drauf bin.«
Er grinst mich an, und ich entspanne mich auf dem Stuhl.
»Und, was machst du
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