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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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heute draußen?«, möchte Will wissen.
    »Hatte keinen Bock.«
    Will hebt die Augenbrauen. Aber Luis war doch draußen! Ich habe gesehen, wie er mit seinem Personal Trainer unterwegs war.
    »Du –«, will ich sagen, doch Luis unterbricht mich.
    »Noch was zu trinken?« Seine dunklen Augen haben etwas Warnendes. Ich verstumme und halte ihm gehorsam mein Glas entgegen.
    »Danke«, sagt Will zu dem Kellner, der ihm sein Wasser bringt.
    Jetzt fällt mir nichts mehr ein, was ich sagen könnte. Im Moment weiß Luis mehr über mich als Will. Sonderbar, dass gerade die Menschen, die einem am wenigsten bedeuten, einen manchmal am besten kennen. Wir sind ihnen gegenüber ganz offen, weil es uns nichts ausmacht, dass sie uns in unserer ganzen Mittelmäßigkeit sehen. Was macht es schon, wenn wir sie mit unseren charakterlichen Defiziten schockieren?
    Doch ich will diese Gelegenheit nicht verpassen, Will besser kennenzulernen. Es ist mir nur irgendwie unangenehm, in Gegenwart seines Teamkollegen mit ihm zu sprechen. Wir brauchen ein unverfängliches Thema. Ich hab’s! Ich werfe Luis einen Blick zu und muss grinsen. »Wo ist Alberta eigentlich dieses Wochenende?«
    Luis zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Wie, hast du sie nicht angerufen?«, frage ich mit gespielter Empörung. »Du hast ihr nicht geschrieben? Nicht mal eine SMS ? Das ist aber kein vorbildliches Verhalten für einen Verehrer!«
    »Verehrer?«, wundert er sich.
    »Du kannst doch die Schwägerin deines Chefs nicht so abschätzig behandeln!«
    »Sie hat bekommen, was sie wollte«, antwortet Luis mit einem Zwinkern.
    »Das bezweifle ich«, spotte ich und mustere ihn von oben bis unten.
    Gutmütig schmunzelt er. »Sie hat mich benutzt und entsorgt. Dann ist sie zu ihrem Mann nach Spanien zurückgelaufen.«
    »Sie ist verheiratet?«, rufe ich und sehe Luis entsetzt an.
    Er lacht. »War nur’n Witz. Ich würde einem anderen nie die Frau ausspannen.« Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu, in dem steht: Anders als du.
    »Ich auch nicht!«, gebe ich schnippisch zurück.
    »Ist sie nicht die Cousine von Catalina?«, fragt Will, der offenbar nicht bemerkt, was zwischen Luis und mir vor sich geht.
    »Doch, ja«, sagt Luis.
    »Wen interessiert das?«, frage ich.
    Luis lacht. Will lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und streckt die Beine unter dem Tisch aus. Er fährt sich mit den Händen durch sein blondes Haar und gähnt.
    »Halten wir dich auf?«, fragt Luis.
    »Ich gehe jetzt wohl besser in die Falle«, sagt Will und will aufstehen.
    »Ach, nein! Trink doch noch was mit!«, flehe ich ihn an.
    »Nee, echt nicht«, sagt er und erhebt sich.
    »Der muss noch los und sich bei seiner Freundin melden«, neckt Luis.
    Will zwinkert ihm zu und lächelt mich an. »Bis morgen früh.«
    Ich sacke zurück ins weiche Leder und sehe ihm niedergeschlagen nach.
    Luis pfeift leise vor sich hin. Ich folge seinem Blick und entdecke zwei langbeinige Blondinen, die sich Hocker an die Bar gezogen haben. Luis gafft die beiden Frauen ungeniert an. Auf Wills Stuhl liegt etwas.
    »Hey, Will hat seine Kappe vergessen.« Ich schnappe sie mir. Ich könnte sie ihm bringen, bevor er in seinem Zimmer verschwindet.
    »Hm?«, fragt Luis zerstreut.
    »Ich gehe ins Bett.« Ich stehe auf.
    »Du willst ins Bett?«
    »Ja.« Ich verstecke die Kappe hinter meinem Rücken.
    »Na gut. Ich gehe vielleicht noch an die Theke.« Lässig erhebt er sich, ich verdrehe die Augen. »Nach dir«, sagt er.
    »Nein, nach dir«, erwidere ich. Ich will nicht, dass er sieht, was ich in der Hand halte. Luis zuckt mit den Achseln und geht vor. »Nacht!«, rufe ich und nehme die Kappe schnell nach vorn.
    »Ciao!«, ruft er zurück, sieht aber nicht einmal mehr in meine Richtung, als ich auf den Knopf bei den Fahrstühlen drücke. Im Aufzug beobachte ich, wie die Zahlen über der Tür rot aufleuchten, wenn wir die Stockwerke passieren. Schließlich erreichen wir das Ziel, und der Fahrstuhl kommt langsam zum Stehen. Die Türen schweben zur Seite, und Will steht auf dem Flur.
    »Hi!«, sagt er überrascht.
    »Hi!«, erwidere ich ebenso verdutzt. Ich steige aus. »Ich habe dir deine Kappe mitgebracht«, sage ich und halte sie ihm hin.
    »Ah, danke.« Er dreht sie in den Händen. »Ich war gerade am Überlegen, ob ich noch mal runtergehen und sie holen soll.«
    »Das habe ich dir ja jetzt abgenommen. Warum hast du denn überlegt? Zu müde für die lange Reise?«, frage ich scherzend.
    Er setzt seine Kappe wieder auf und

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