Einmal rund ums Glück
lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand. »Nee, ähm, ich wusste nicht, ob ich Luis und dich noch mal stören sollte.«
»Ha! Das meinst du doch nicht ernst! Was soll es denn da zu stören geben?«
Sein Gesicht wird von der Kappe überschattet, doch ich merke, dass er mich belustigt beobachtet.
»Jetzt mal im Ernst«, beeile ich mich zu sagen. »Ich hatte einfach nur riesige Langeweile. Das war der einzige Grund, warum ich mit diesem Trottel was getrunken habe.«
Will lacht. »Das freut mich zu hören«, sagt er.
»Ja? Warum?«
»Ich dachte, ich müsste dich vor ihm warnen, wie ein großer Bruder.«
Ich überhöre das Wort »Bruder«. »Du brauchst mich nicht vor ihm zu warnen. Ich weiß, wie er ist. Im Moment baggert er zwei Boxenluder an der Bar an, glaub ich.«
Will grinst. »Also wenn dir mal wieder langweilig ist, kannst du gerne bei mir vorbeikommen, und wir gucken einen Film oder so.«
»Echt?« Mein Herz schlägt schneller.
»Klar.«
Ich will ihn fragen, wann, möchte aber nicht den Eindruck vermitteln, es nicht abwarten zu können. Jetzt vielleicht? Bitte, lieber Gott, bitte jetzt!
»Wie wär’s mit morgen? Also wenn du willst«, sagt er, stößt sich von der Wand ab und steht aufrecht vor mir.
Geht auch. Im Moment bin ich eh ein bisschen im Eimer.
»Klar, dann sind wir verabredet!«, sage ich begeistert. »Ich meine, nicht richtig verabredet, ach, du weißt schon, was ich meine.«
Will lacht.
»Was sehen wir uns an?«, wechsel ich das Thema. »Besser keinen Kriegsfilm.«
»Ich kann nichts versprechen«, sagt er, als er zu seinem Zimmer geht. »Aber solange du mich nicht zwingst, irgendeinen Weiberkram zu gucken, können wir uns einigen.«
»Okay!«, rufe ich ihm nach.
»Danke für die Kappe!«, ruft er zurück, zieht die elektronische Karte durch den Schlitz seiner Tür und geht ins Zimmer.
»Keine Ursache!« Doch die Tür ist schon hinter ihm ins Schloss gefallen.
Kapitel 7
Um Punkt acht Uhr am nächsten Abend klopfe ich nervös an Wills Tür. Er macht auf, wirkt ein wenig hektisch.
»Komm rein«, sagt er und macht eine einladende Handbewegung.
»Passt es gerade nicht?«, frage ich betreten.
»Doch, geht schon.« Er schließt die Tür hinter mir. Da erst fällt mir auf, dass er noch sein Team-Shirt trägt, das mehr als ein bisschen verschwitzt ist.
»Bist du gerade erst vom Training zurück?«, frage ich.
»Ja, Tarquin hat mich heute länger machen lassen.«
»Oh, das tut mir leid. Du musst erst mal duschen und essen und so.« Zögernd bleibe ich neben der Tür stehen.
»Nee, schon gut. Na ja«, sagt er mit Blick auf sein T-Shirt, »Duschen könnte nicht schaden.«
»Dann komme ich später wieder, ja?«
»Wenn du willst, kannst du auch vor dem Fernseher warten. Ich mach schnell.«
»Das ist doch deine Spezialität!«, spöttele ich. Er guckt, als würde er meinen hintersinnigen Witz nicht richtig verstehen. Ich werde ihn nicht erklären, sondern zeige nur in die Richtung, in der ich den Wohnbereich vermute.
»Ja, da entlang.« Will steuert aufs Badezimmer zu.
Die riesengroße Suite ist modern eingerichtet. Vor einem gewaltigen Flatscreen-Fernseher stehen zwei graue Wildledersofas. Im Schlafzimmer eine Tür weiter erkenne ich ein superfettes Kingsize-Bett. Nett.
Ich setze mich auf eines der Sofas und lege die Füße auf den Couchtisch, nehme sie aber schnell wieder runter, schlage die Beine übereinander und verschränke die Arme. Ich höre, wie im Bad die Dusche angestellt wird. Seufz …
Ich beuge mich vor und nehme die komplizierte Fernbedienung in die Hand. Wie funktioniert so was? Ich richte sie auf den Fernseher und drücke auf den roten Knopf. Summend erwacht der Bildschirm zum Leben.
Ach, du meine Scheiße, er hat den Pornokanal an! Schnell, schnell! Umschalten, bevor er rauskommt! Hektisch drücke ich auf verschiedene Knöpfe, während die Dusche hinter mir verstummt, doch die Zahlen, die ich eingebe, erscheinen nur auf dem Bildschirm, ohne dass das Programm umspringt.
Cazzo!
Was soll ich machen? Panisch mustere ich die Fernbedienung und entdecke eine »Enter«-Taste. Ich versuche es erneut, drücke auf mehrere Ziffern und dann auf »Enter«. Das Programm wechselt gerade in dem Moment, als die Badezimmertür aufgeht und Will in einer Dampfwolke auftaucht.
»Hallo, ich heiße Igglepiggle …«, ertönt ein Lied aus dem Fernseher. Ein kurzer Blick verrät mir, dass ich ein Kinderprogramm eingeschaltet habe. Ein kurzer Blick zurück zu Will lässt mich
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