Einmal rund ums Glück
ja, wie du sagst, nie zu den Rennen kommt …«
»Was auch immer dir hilft, Will«, sage ich flapsig, und er sieht mich mit seinen wunderschönen blauen Augen an.
»Was ist?«, frage ich, als er den Blick nicht abwendet. Mir wird langsam kribbelig.
»Schon gut.« Er drückt auf einige Tasten der Fernbedienung und startet das Menü. »So, was sollen wir uns ansehen?«
»Debbie Does Dallas? Deep Throat?«
Wieder breche ich in Lachen aus.
»He, woher kennt ein braves Mädchen wie du die Titel von Pornofilmen?«
Ich pariere sofort: »Woher weiß ein braver Junge wie du, dass ich überhaupt von Pornos rede?«
Will wirft mir einen verschlagenen Blick zu. »Du bist mit Sicherheit
kein
braves Mädchen.«
Probier’s doch aus! Nein, doch nicht! Freundin-Alarm!!!
»Ist Laura ein braves Mädchen?«
Er schaut zum Fernseher. »Natürlich.« Ich bin geplättet. »Also«, fährt Will fort. »Was wollen wir gucken?
Die Brücke am Kwai
?«
»Soll das ein Witz sein?« Das ist ein Kriegsfilm.
»
Gesprengte Ketten
?«
Das ist auch einer! Ich funkel ihn demonstrativ vorwurfsvoll an. Er beugt sich vor und legt die Fernbedienung neben mich aufs Sofa. »Such du aus.«
Nach fünfundvierzig Minuten wird mein Genuss von
Harry und Sally
vom sanften Schnarchen Wills unterbrochen. Er ist eingeschlafen. Eine Weile betrachte ich ihn, beobachte wie hypnotisiert das Heben und Senken seiner Brust, sein so friedliches Gesicht. Schließlich wende ich den Blick ab, schalte den Fernseher aus und verlasse lautlos seine Suite. Ich habe den Film eh schon tausendmal gesehen, und wenn ich jetzt nicht verschwinde, mache ich vielleicht noch eine Dummheit und lege mich auf seine Brust.
Kapitel 8
»Ich hab gestern Abend in der Bar auf dich gewartet, Zuckerschnecke. Wo warst du?«
»Guten Morgen, Luis. Wie geht es dir an diesem schönen Sonnentag?«
»Scheint schon wieder die Sonne? Hab ich noch gar nicht gemerkt.«
»Dann solltest du vielleicht mal die Sonnenbrille abnehmen«, sage ich. »Zu viel getrunken?«
»Musste meinen Kummer ganz allein ertränken.«
»Och je. Was für einen Kummer denn? Du hast doch mit Sicherheit irgendein Mädel aufgegabelt.«
Wir stehen mit mehreren Teammitgliedern in der Hotellobby und warten. Gleich soll es zum ersten Mal seit unserer Ankunft hier zur Rennstrecke gehen. Ich freue mich darauf, Holly wiederzusehen.
»Hi …« Ich höre Schritte hinter mir, drehe mich um und erblicke Will, der im Gegensatz zu seinem Teamkollegen putzmunter aussieht.
»Hallo!«, zwitschere ich.
Er gesellt sich zu uns und klopft mir auf den Arm. »Zuerst zwingst du mich, mir diesen Mist anzusehen, und dann haust du ab, bevor der Film zu Ende ist. Böses Mädchen!«
Ich muss lachen. »Du bist eingeschlafen!«
»Was für ein Mist?«, mischt sich Luis ein.
»Harry und Sally.
Haben wir gestern Abend bei Will geguckt«, berichte ich, bin aber mit dem Kopf bereits woanders. Simon ist gerade aus dem Fahrstuhl gekommen. Catalina ist nicht bei ihm, bleibt wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett liegen. Nichts Neues. Will geht zu ihm hinüber.
»Du hast mich wegen
Harry und Sally
sitzenlassen?«
Ich ignoriere Luis und winke stattdessen Simon und Frederick zu, der ebenfalls gerade aufgekreuzt ist.
»So, und los geht’s!« Simon klatscht in die Hände. Wir setzen uns in Bewegung und folgen ihm nach draußen zu zwei schwarzen Großraumtaxen, die am Fuße der Eingangstreppe warten.
»Ich würde in deiner Gesellschaft niemals einschlafen, Zuckerschnecke«, flüstert mir jemand ins Ohr, als ich in einen Wagen steige. Ich schnelle herum, und Luis zwinkert mir zu, nimmt aber das andere Fahrzeug.
Als wir ankommen, ist Holly bereits da. Ich laufe ihr entgegen und begrüße sie.
»Hi! Wie geht’s dir?« Sie bekommt kaum Luft, so fest nehme ich sie in die Arme.
»Du hast mir gefehlt!«, klage ich.
Sie strahlt mich an. »Du hast mir auch gefehlt. Als du weg warst, musste ich mich mit so komischen Rucksacktouristen einlassen.«
»Was Heißes dabei?«
Sie rümpft die Nase. »Leider nicht. Außerdem wurde ich fast von einem Affen gebissen.«
»Im Ernst?«
Die Mangrovensümpfe von Langkawi sind die Heimat vieler Affenarten. In den zwei Tagen, als ich dort war, haben wir viele verschiedene gesehen, aber keiner hat sich uns genähert.
»Allerdings. Das kleine Biest«, murmelt sie.
»Was hast du denn getan? Ihn provoziert?«
»Ich wollte nur ein winzig kleines Foto …« Wehmütig verstummt Holly, ist aber schnell wieder da. »Los, komm
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