Einmal rund ums Glück
Holly zeigt, die ihrerseits Frederick böse anfunkelt. Hilflos zuckt er mit den Achseln, denn Holly hat ihre Aufgaben bereits erledigt und macht gerade, an die Theke gelehnt, Pause.
»Komm mit!«, fährt Catalina sie an. Widerwillig folgt Holly ihr aus der Küche.
Als sie später zurückkehrt, hat sie schlechte Laune.
»Das mache ich nie wieder«, sagt sie wütend.
»Was musstest du denn tun?«, frage ich.
»Ah, sie hat verlangt, dass ich in Simons Zimmer für sie und ihre Mischpoke Tortillas backe. Das ist ja nicht das Problem, geht ja leicht. Nein, es geht darum, dass wir all diese leckeren Köstlichkeiten anbieten – wir haben heute sogar Paella auf der Speisekarte! –, aber nichts ist gut genug für sie. Ich sage dir, ganz allein darum geht es. Beim nächsten Mal werde ich mich einfach weigern.«
»Wie willst du aus der Nummer rauskommen?«, frage ich. »Sie ist die Frau vom Chef.«
»Dann rede mit dem Chef«, wirft Frederick ruhig ein.
»Mit Simon sprechen?«, spotte ich.
»Ja«, erwidert er.
»Weißt du was?«, sagt Holly, immer noch sauer. »Genau das werde ich jetzt tun.« Und mit diesen Worten dampft sie davon.
»Holly!«, rufe ich ihr besorgt nach, aber sie hört nicht auf mich.
»Was ist, wenn Simon sie rauswirft?«, frage ich.
»Das macht er nicht«, gibt Frederick zurück. »Simon mag Menschen, die für ihre Meinung einstehen. Hättest du schon längst tun sollen.«
Die Minuten vergehen langsam, bis Holly schließlich mit hochnäsigem Blick wieder auftaucht.
»Hast du mit ihm gesprochen?«, flüstere ich.
»Ich kann euch hören«, sagt Frederick genervt. »Aber los, erzähl es uns allen!« Er zeigt auf Klaus und Gertrude und die anderen Catering-Mitarbeiter im Raum, die unsere Aufregung kurz zuvor genau mitbekommen haben.
»Ja, hab ich«, antwortet Holly. »Und es wird nicht wieder vorkommen.«
»Ach, Quatsch!«
»Kein Quatsch.«
»Was soll das heißen? Was hast du zu ihm gesagt?«, will ich wissen.
»Ich habe gesagt, dass wir nicht Catalinas Leibeigene sind, dass wir unsere Arbeit zu erledigen haben und dass er ihr eine persönliche Assistentin besorgen soll, wenn sie unbedingt eine braucht. Genug Geld hat er ja.«
»Aber das hast du nicht gesagt, oder?«, frage ich entgeistert.
»Und ob ich das gesagt habe«, erwidert Holly bestimmt.
»Wie hat er es aufgenommen?«
»Er hat es einfach angenommen«, antwortet sie.
»Einfach so?«
»Ja. Ende, aus. Wir werden nicht mehr von ihr belästigt werden.«
So habe ich Holly noch nie erlebt. Sie macht mir ein bisschen Angst.
»Nur dass ich es richtig verstehe: Simon will eine persönliche Assistentin für seine Frau einstellen, weil du es ihm gesagt hast?«
»Ich weiß nicht, ob er wirklich so weit geht oder ob er der dummen Kuh einfach sagt, sie soll sich ihre dämlichen Tortillas in Zukunft selber machen.«
Frederick lacht. Ich staune. Er lacht sonst nie. Schon gar nicht in der Küche.
»Gut gemacht!«, ruft er Holly zu.
Sie grinst ihn an. »Danke.«
»He, Daisy«, fährt er mich an, wieder ganz der Alte. »Bist du mit den Böhnchen fertig? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Ja, Chef.« Zusammen mit den anderen Küchenangestellten bestaune ich Holly ehrfürchtig und mache mich dann wieder an die Arbeit.
Am Abend schrubben Holly und ich gerade die Arbeitsflächen, als Pete und Dan in die Küche geschlichen kommen.
»Stimmt das, was wir gehört haben?«, fragt Dan hoffnungsvoll. »Hast du Catalina gesagt, sie soll sich ins Knie ficken?«
Holly lacht. »Mein lieber Schwan, das spricht sich aber schnell rum. Wieso, was habt ihr denn gehört?«
»Sie hatte eben einen Riesenkrach mit Simon. Curtis hat es mitbekommen.« Curtis ist einer der Ingenieure: ein untersetzter kahler Kerl mit noch größerem Appetit auf Tratsch als auf Essen.
»Echt?«, frage ich. »Was war denn?«
»Also, Luis meinte –«
»Luis? Was hat der denn damit zu tun?«, unterbreche ich.
»Curtis hat es Luis erzählt, und der wiederum uns.«
»Herrje, das ist ja wie stille Post«, murmel ich und bekomme langsam ein schlechtes Gewissen wegen der ganzen Sache.
»Ruhig jetzt, Daisy, lass sie doch mal ausreden!« Holly gibt mir einen Klaps auf den Arm.
»Er meinte zu ihr, die Hostessen seien nicht dazu da, um nach ihrer Pfeife zu tanzen und –«
»Echt?«, kreischen Holly und ich.
»– und sie sollte aufhören, euch zu belästigen, weil ihr schon genug zu tun hättet.«
»Im Ernst?«, frage ich.
»Ja, es war verrückt. Sie hat ihn offenbar
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