Einmal rund ums Glück
sich selbst zerstörte. Und als es vorbei war, als ich seine Tür zum letzten Mal hinter mir zuschlug, konnte ich ihn dennoch nicht vergessen. Ich sah ihn auf Partys, in Bars und Clubs, und obwohl ich bald eine neue Stelle als Assistentin eines Geschäftsmanns fand, hatte leider auch mein neuer Chef Kontakt zu Leuten, die Johnny kannten, so dass er nie so recht aus meinem Leben verschwand. Dann holte sich Johnny eine neue Assistentin, ein Mädchen aus England, und bald kamen Gerüchte auf, es würde ihr genauso ergehen wie mir. Dass ich nicht die »Einzige« gewesen war, sondern nur von vielen, brachte das Fass zum Überlaufen. Da ich ihn immer noch liebte, gab ich meinen Job auf, floh aus Amerika und zog nach Großbritannien. Ich hätte auch nach Italien gehen können. Ich hätte nach Italien gehen
sollen
. Aber Johnny ist Engländer, und die Vorstellung, ihn völlig hinter mir zu lassen, war zu viel für mich. In London bestand immerhin die Möglichkeit, ihm zufällig über den Weg zu laufen – ich kellnerte sogar mal auf einer Party seiner Schallplattenfirma –, doch bisher ist es uns unabsichtlich gelungen, uns aus dem Weg zu gehen.
»Und was ist mit deinem Namen?«, fragt Luis schließlich. »Warum ›Paola Giuseppe‹ und nicht ›Daisy Rogers‹?«
»Das war keine Absicht«, erkläre ich, obwohl ich, ehrlich gesagt, damals durchaus einverstanden damit war, meine Identität in New York zurückzulassen. »Johnny fand heraus, wie ich mit vollem Namen heiße, und war der Meinung, die anderen Namen würden besser zu mir passen. Er nannte mich einfach immer Paola Giuseppe, und dabei blieb es dann.«
»Und als du weggingst? Was hast du da gemacht?«
»Habe ich wieder meinen richtigen Namen angenommen. Ich wollte nicht mehr an ihn erinnert werden.« Ich wollte auch nicht mehr an mein ehemaliges Leben in New York erinnert werden, aber selbst das war noch angenehmer gewesen als die Sache mit Johnny.
Luis nickt, und ich überlege kurz.
»Ich habe doch erzählt, dass ich keine Klatschblätter lese.«
»Ja.«
»Als ich nach England zog, verschlang ich sie nur so. Ich kaufte alles, was ich in die Finger bekommen konnte, und suchte jede Seite nach Artikeln über Johnny ab. Das fraß mich langsam von innen auf. Mir wurde klar, dass
ich
abhängig war, deshalb entschied ich mich für den kalten Entzug. Seitdem habe ich nichts mehr gelesen. Natürlich höre ich hin und wieder was über ihn, dass er immer wieder in der Reha war und so weiter, aber ich bemühe mich, allen Nachrichten über ihn aus dem Weg zu gehen.«
»Du bist also immer noch nicht über ihn hinweg?«
Kurz denke ich über die Frage nach. »Weißt du was? So langsam glaube ich, ich hab’s geschafft. Aber ich möchte nicht die Probe aufs Exempel machen. Er hat mir trotz allem weh getan. Ich will nicht, dass diese Gefühle wieder in mir hochkommen. Ich glaube, dass man Jahre braucht, um solche Verletzungen zu verarbeiten.«
»Sagt man nicht, es dauert doppelt so lange, über jemanden hinwegzukommen, wie man mit ihm zusammen gewesen ist?«
Grinsend werfe ich Luis einen Blick zu. »Hast du das in einer Frauenzeitschrift gelesen?«
Er macht ein verlegenes Gesicht. »Kann schon sein.«
»Also, um ehrlich zu sein, brauche ich etwas länger dafür. Ich habe nur acht Monate lang für Johnny gearbeitet, aber er hat halt großen Eindruck auf mich gemacht.«
»Wahrscheinlich weil er berühmt ist.«
Ich lege den Kopf zur Seite. »Ja, kann schon sein. Schließlich hat er dieses gewisse Etwas …«, sage ich ironisch. »Und was ist mit dir? Warum liest du Frauenzeitschriften? Lagen die bei deiner Freundin herum?«
Luis verschluckt sich fast an seinem Bier. »Freundin? Quatsch!«
»Wieso regst du dich so auf?«
»Ich habe keine Freundin.«
»Warum nicht? Du tust gerade so, als wäre das eine Krankheit oder so.«
Er zuckt mit den Achseln. »Ist nicht mein Ding.«
»Ach, du lieber Gott, noch so einer wie Johnny. Das kann die Welt nicht brauchen.«
Luis blickt gedankenverloren auf seine Bierflasche.
»So schlimm bin ich gar nicht«, sagt er.
»Nein?«
»Vielleicht wurde ich selbst schon mal verletzt.«
»Ach, herrje, du hast die Frauenzeitschriften aber gründlich studiert, was?« Ich will loslachen, doch dann sehe ich seinen Gesichtsausdruck und merke, dass ihm nicht danach zumute ist. »Entschuldigung. Was ist denn passiert?«
»Nichts Besonderes«, erwidert er. »Hab mich in ein Mädchen verliebt, und sie ist mit meinem besten Kumpel
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