Einmal rund ums Glück
durchgebrannt.«
»O nein, das ist ja furchtbar!«
»Ja, das war ganz schön ätzend.«
»Wann war das?«
»Als ich neunzehn war.«
»Neunzehn?«, rufe ich. »Luis, das ist ja schon Jahre her!«
Er antwortet nicht.
»Wie lange warst du mit ihr zusammen?«
»Seit der Schule.«
»Bitte nicht noch so eine Sandkastenliebe …«, stöhne ich und entschuldige mich sofort, das Thema wieder auf mich gebracht zu haben. »Trifft die Theorie denn nun auf dich zu? Hat es doppelt so lange gedauert, über sie hinwegzukommen, wie du mit ihr zusammen warst?«
»Von wegen! Viel länger! Aber inzwischen bin ich drüber weg. Auch wenn ich nicht zu ihrer Hochzeit gegangen bin, aber ich bin drüber weg.«
»Hochzeit? Wen hat sie denn geheiratet?«
Er sieht mich bedeutungsschwer an.
»Doch nicht deinen besten Freund?« Ich ziehe eine Grimasse.
Luis lacht. »Na ja, so würde ich ihn jetzt nicht mehr bezeichnen.«
»Nein, wohl eher nicht.« Ich trinke den letzten Schluck Whisky, und schon stellt der Barkeeper zwei neue Getränke auf den Tresen.
»Prost!«, sagt Luis. »Eigentlich sollte ich nicht so viel trinken am Abend vor dem Qualifying. Simon und João würden unter die Decke gehen.«
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist kurz vor zwei. »Meinst du, wir machen besser Schluss?« Ich sehe mich um. Die Hostessen vom anderen Team sind bereits gegangen.
»Ja, du hast recht«, antwortet Luis und stellt die Bierflasche wieder ab.
Ich rutsche vom Barhocker und stolper fast über eine Stufe, die ich ganz vergessen hatte.
»Hui«, sagt Luis und hält mich an den Armen fest. Ich schaue in seine dunkelbraunen Augen, und plötzlich habe ich hundert Schmetterlinge im Bauch. Ich bin völlig verdattert. Ich merke, dass ich rot werde, und schaue schnell zur Seite.
Wenn man bedenkt, wie offen wir noch vor wenigen Minuten miteinander gesprochen haben, ist es merkwürdig, wie wenig wir uns auf dem Heimweg zum Hotel zu sagen haben.
Kapitel 14
»Hast du ihm schon auf Französisch gesagt, er soll sich verpissen?«, fragt Luis mich am nächsten Tag beim morgendlichen Tee.
Ich muss lachen. Zwischen uns scheint alles normal zu sein. Ich weiß nicht, was da gestern Abend mit diesen Schmetterlingen los war, daran kann nur der Alkohol schuld sein.
Ich war noch vor Holly zurück im Hotel. Weil ich mir Sorgen machte, versuchte ich, sie anzurufen, sah dann aber, dass sie mir schon gesimst hatte, es wäre alles in Ordnung, sie würden in Jimmy’z Night Club gehen. Scheinbar ein total angesagter Promiclub.
»Du siehst gar nicht schlecht aus, obwohl du so viel getrunken hast«, sage ich zu Luis. Klaus und Gertrude haben die Frühschicht übernommen, wir haben uns bisher also noch nicht gesehen.
»Willst du damit sagen, dass ich sonst wie jemand aussehe, der nichts vertragen kann?«
Ich betrachte Luis. »Na, ein bisschen mager bist du schon.«
Lachend wirft er eine Serviette nach mir.
»He!« Ich will sie gerade zurückwerfen, als ich Frederick in der Küchentür erblicke. »Ich werde mich rächen, wenn du am wenigsten damit rechnest«, warne ich Luis.
»Versuch’s doch, Zuckerschnecke.«
Wir lachen immer noch, als Will und Laura auftauchen.
»Guten Morgen«, sage ich nicht ganz so gezwungen fröhlich wie am Tag zuvor. »Ich bin gleich bei euch.«
»Stopfst du dir wieder die süßen Sachen rein, Luis?«, fragt Will.
»Ich brauche was gegen meinen Kater«, erklärt Luis lässig.
»Warst du am Abend vor dem Qualifying trinken?« Will hebt die Augenbrauen.
»Daisy ist schuld«, erwidert Luis, als ich ihm zwei kleine Schälchen mit Butter und Marmelade zum Croissant reiche.
Will runzelt die Stirn und weist mit dem Daumen auf mich. »Daisy? Diese Daisy hier?«
Luis nickt, nimmt sich ein Messer und lehnt sich gegen die Theke. »Ja, wir hatten schon ein paar Drinks, oder?«
»Allerdings«, pflichte ich ihm bei.
»Wart ihr alle zusammen unterwegs, oder was?« Will nickt in Richtung der Küche, wo Holly vor sich hin arbeitet.
»Nein, nur Daisy und ich«, erklärt Luis und bestreicht sein Croissant mit Butter.
Wills Mundwinkel gehen nach unten.
»Dann hast du die Wohltätigkeitsveranstaltung also früher verlassen?«, will Laura wissen.
»Leider ja.« Luis zieht eine Grimasse. »War nicht so richtig mein Fall, der ganze Kram. Aber keine Sorge, ich habe gespendet. Egal, ich esse jetzt mal besser, bevor’s auf die Bahn geht. Bis später!« Er zwinkert mir zu und zieht von dannen.
»Was kann ich für euch tun?« Ich zwinge mich,
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