Einmal rund ums Glück
Laura anzulächeln.
»Nur einen Saft, bitte.«
»Orange? Apfel? Grapefruit?« Ich zeige auf die Glaskrüge rechts von mir.
»Ach, ich weiß nicht recht«, antwortet sie schüchtern. »Vielleicht … Apfelsaft? Davon ist nicht mehr so viel da, oder?« Sie schätzt den Inhalt des Krugs ab.
»Hinten ist noch mehr«, sage ich und versuche, ruhig zu sprechen. Jetzt entscheide dich endlich, und dann hau ab!
»Also gut, Apfelsaft«, beschließt sie.
»Will?«, frage ich ihn.
»Danke, nichts.«
Ich bediene Laura und sehe den beiden nach, als sie sich an einen leeren Tisch setzen.
»Was hast du?«, fragt Holly, die mit einer Platte kleiner Zitronentörtchen aus der Küche kommt. »Du siehst aus, als ob du am liebsten jemanden umbringen würdest … Oh«, sagt sie, als sie Will und Laura entdeckt.
Sofort komme ich mir gemein vor. Laura hat mir schließlich nichts getan. Und genau genommen hat auch Will mir nichts getan. Drehe ich langsam durch?
»Ich glaube, wir greifen besser auf den Plan zurück, dass du mir in den Hintern trittst«, sage ich düster zu Holly.
Später bittet Frederick uns, die Snacks in den Garagen nachzufüllen. Schwer beladen mit Kühlboxen trotten wir über die Rascasse-Brücke.
Mein Herz rutscht mir in die Hose, als wir hereinkommen und Will in voller Rennmontur neben seinem Wagen steht, Laura an seiner Seite. Catalina unterhält sich mit Laura, Simon gesellt sich zu ihnen und legt einnehmend die Hand auf Lauras Rücken.
Ich bemühe mich, nicht hinzusehen, doch die Eifersucht bringt mich um.
Laura hat helle, teuer wirkende Strähnchen in ihrem blonden Haar. Sie trägt es lang, bis auf die Schultern. Meins ist wie immer zu einem Knoten hochgesteckt. Ich fühle mich hoffnungslos unterlegen.
»Hör auf zu glotzen!«, flüstert Holly mir zu.
Schnell konzentriere ich mich auf die Sandwiches, die wir verteilen, doch aus dem Augenwinkel verfolge ich, wie Will in seinen Wagen steigt. Laura und Catalina machen Platz, als die Mechaniker ihn umringen und den Wagen aus der Garage schieben.
»Ich glaube, ich gehe besser zurück in die Küche«, sage ich zu Holly.
»Nein, bleib hier«, widerspricht sie. Die Mechaniker lassen Wills Wagen an, er fährt aus der Box. In der Garage ist ein weißes Viereck auf den Boden gemalt, wo sein Rennwagen zu stehen hat. Laura befindet sich genau in der Mitte. Ich beobachte sie eine Weile, während sie auf den Fernsehmonitor über ihrem Kopf schaut und verfolgt, wie Will seinen Wagen geschickt über die Strecke steuert. Laura wirkt angespannt.
Niemand steht neben Laura in dem weißen Kästchen. Es ist, als würde es ihr gehören. Als würde Will ihr gehören.
»Ich gehe«, sage ich und greife nach den leeren Kühlboxen.
»Nein!« Holly will es mir verbieten.
»Na, dann gehen wir wenigstens rüber zu Luis’ Box«, sage ich.
Holly ist einverstanden.
Luis sitzt bereits in seinem Wagen und verfolgt auf dem Monitor Wills Runde. Wir bleiben hinter ihm stehen, sehen ebenfalls zu, und nach einer Weile kommen die Mechaniker, um seinen Wagen zu starten. Er verlässt die Garage.
Gegen Ende des Qualifyings kommt Catalina zu uns herüber.
»Habt ihr keine Eiersandwiches?«, fragt sie.
Ich will mich entschuldigen, doch Holly kommt mir zuvor.
»Nein«, gibt sie zurück.
»Die anderen beiden, die Deutschen, die hatten gestern aber welche«, sagt Catalina. Sie meint Klaus und Gertrude, die am Vortag für die Verpflegung in den Boxen zuständig waren.
»Tja, aber heute gibt’s keine«, erwidert Holly kühl. Besorgt schaue ich zu. Übertreibt sie es nicht ein bisschen?
»Könnt ihr welche machen?«, fragt Catalina ungeduldig.
»Zu viel zu tun, tut mir leid.« Holly schaut nach oben auf den Bildschirm. Ich stehe angespannt neben ihr.
»Das sieht mir aber nicht danach aus«, sagt Catalina und rümpft die Nase.
»Wir haben Pause«, entgegnet Holly mit der Betonung auf dem letzten Wort. Sie sieht Catalina in die Augen, und nach einer Weile gibt Catalina nach und stolziert zu Wills Garage. Wir sehen, wie sie zur Boxenmauer geht, wo Simon mit aufgesetzten Kopfhörern hockt. Sie sagt etwas zu ihm, und er hebt einen Hörer an, um sie besser verstehen zu können. Aufmerksam beobachten Holly und ich den Austausch. Ich habe Angst, dass wir jeden Moment unseren Job verlieren könnten. Doch Simon zuckt nur mit den Achseln und setzt die Kopfhörer wieder auf. Holly hat ein selbstgefälliges Schmunzeln auf den Lippen. Zufrieden sieht sie mich an, dann wendet sie ihre
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