Einmal rund ums Glück
nochmal, ich bleibe einfach hier!
Wir sitzen da und tratschen über Sarahs Flirt mit dem Mechaniker eines anderen Teams, bis der Champagner irgendwann leer ist.
»Noch eine Flasche?«, frage ich und hebe die leere hoch.
»Ja!«, rufen die beiden im Chor.
»Ich gehe zur Theke«, sage ich und schaue mich nach einem Kellner um, kann aber keinen entdecken. Wie vom Erdboden verschluckt.
Ich kämpfe mich zur umlagerten Theke durch, beuge mich vor und versuche, den Barkeeper auf mich aufmerksam zu machen.
»Hallo, Daisy Paola Giuseppe Rogers.«
Neben mir steht Luis. Ich freue mich unerklärlicherweise, ihn zu sehen. »Hallo, Luis Castro, dessen zweiten Vornamen ich nicht kenne.«
»Schon gut. Ich hab mindestens sechs.«
»Sechs Vornamen?«
»Ja.«
»Egal«, grinse ich. »Wieso weißt du überhaupt meinen vollen Namen?« Dunkel kann ich mich daran erinnern, dass ich ihn Luis damals in Bahrain verraten habe, als wir abends ein paar Gläschen zusammen tranken.
»Ich habe ein gutes Gedächtnis.«
»Ach ja?«
»Yep.« Er lehnt sich gegen die Theke und sieht mich an. »Was machst du hier?«
»Das könnte ich dich auch fragen. Müsstest du nicht eigentlich auf der Feier von Wie-hieß-sie-noch-gleich sein?«
»Ja. Stinklangweilig da. Bin abgehauen.«
»Das ist aber nicht sehr wohltätig von dir.«
»Hab meinen Teil getan«, sagt er und schaut sich um. »Wo sind denn die anderen?«
»In einer anderen Bar.«
»Bist du allein hier?« Er wirkt überrascht.
»Ich habe zwei Zuckerschnecken getroffen« – sage ich sarkastisch –, »von einem anderen Team. Sie sitzen da drüben.« Ich weise nach draußen. Ein Kellner steht bei den beiden am Tisch und nimmt ihre Bestellung entgegen.
»Oh«, sage ich. »Was wollte ich hier überhaupt?« Ich zeige auf den Tresen.
»Trinkst du was mit mir?«, fragt Luis. »Ich war mit Rizzo und Aranda unterwegs, aber die haben sich schon ins Bett verdrückt, die Schnarchnasen.«
Ich muss lachen und ziehe einen Barhocker heran, der gerade frei geworden ist. Sarah schaut zu mir herüber, und ich zeige auf Luis und tue so, als würde ich einen Schnaps trinken. Sie hält einen ausgestreckten Daumen hoch, versteht meine Zeichensprache.
Luis ruft den Barkeeper und bestellt ein Bier. Ich entschließe mich für die harte Tour und wähle einen Whisky-Cola.
»Sind Sie Luis Castro?«, fragt der Barkeeper mit schwerem französischen Akzent, als er unsere Gläser auf die Theke stellt.
»Ja«, bestätigt Luis und zieht seine Geldbörse hervor.
»Das geht aufs Haus«, erwidert der Barkeeper. »Viel Glück beim Rennen!«
»Vielen Dank. Prost!« Luis hält seine Flasche erst dem Barkeeper, dann mir hin, bevor er einen Schluck trinkt. »Du ertränkst also deine Sorgen?«, kommt er sofort zur Sache.
»Hm.«
»Hast du mit ihr geredet?«
»Kaum. Ich habe ihr Tee gemacht. Und das nicht mal sehr gut.«
»Hat sie dich zusammengestaucht?«
Ich lache. »Nee, und das würde ich ihr auch nicht raten, denn das würde ich mir nicht gefallen lassen.« Ich habe zu viel getrunken. Das bin gar nicht ich, die da spricht.
»Würdest du ihr sagen, sie soll sich verpissen, so wie du es damals zu mir gesagt hast?«
Ich lache verächtlich. »Ich denke, ganz so weit würde ich nicht gehen.«
»Verrat mir doch noch ein paar Schimpfwörter«, sagt Luis grinsend.
Ich drehe mich auf meinem Hocker zu ihm um, dankbar für den Themenwechsel.
»Also,
cazzo
kennst du ja, oder?«
»Schwanz?«
»Genau. Das ist die wörtliche Bedeutung, aber es deckt so gut wie alles ab: Fuck, Scheiße und so weiter. Wenn du richtig wütend bist, kannst du sagen:
Cazzo, cazzo, cazzo!
«
»Kapiert.«
»Jetzt du!«
»Cazzo, cazzo, cazzo!«
, ruft er und schlägt dabei bekräftigend mit der Hand auf den Tresen.
»Psst!« Ich muss kichern. »Ich hoffe, dass keine Fans von Emilio Rizzo in Reichweite sind. Jetzt sag mir mal ein paar portugiesische Schimpfwörter! Man kann nie genug Flüche in anderen Sprachen kennen …«
Luis grinst. »Na, gut …«
»Wie sagt man:
Fick dich?
«
»Fode-se.
Und
fuck off
heißt
va se foder.«
»Was ist mit:
Ist mir scheißegal?
«
»Estou me cagando.«
Ich wiederhole: »
Estou me cagando
, das mit William Trust und seiner bescheuerten Freundin.«
Luis schmunzelt.
»Super«, sage ich. »Langsam bekomme ich bessere Laune.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Wenn Will doch hier wäre!«
Luis macht ein fragendes Gesicht, dann versteht er offensichtlich, wie ich es gemeint habe. »Damit du ihn
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